Wrecked (Filmkritik)

Ein Mann (Adrien Brody) erwacht in einem Autwrack mitten in einem abgelegenen Waldstück. Sein rechtes Bein ist unter dem verbogenen Metall eingeklemmt. Er hat keine Erinnerung daran, wer er ist oder wie er in diese Situation gekommen ist. Auf dem Rücksitz liegt eine Leiche, ein paar Meter vor dem Auto in der Wiese ein zweiter toter Mann. Verletzt, durstig, hungrig und ohne Gedächtnis beginnt der Verstand des Überlebenden schnell ihm Streiche in Form von Halluzinationen zu spielen. Ist eine Flucht aus dem Wrack trotzdem möglich und wenn ja, wie kommt er aus diesem riesig erscheinenden Wald wieder heraus?

Wrecked

Dies ist der erste abendfüllende Spielfilm von Regisseur Michael Greenspan, der bis jetzt vor allem mit der Arbeit an der Regie, am Schnitt, dem Drehbuch schreiben und der Produktion seiner drei Kurzfilme beschäftigt war. Leider muss ich hier nun anmerken, dass auch „Wrecked“ als Kurzfilm wohl noch um einiges besser funktioniert hätte, da die Geschichte doch für einenhalb Stunden etwas zu wenig hergibt und auch durchaus seine Längen hat – trotzdem, ein schlechter Film ist dieses Abenteuer aber auch nicht wirklich geworden.

Ehrlicherweise kann man hier sagen, dass so gut wie alles von der Performance von Oscarpreisträger Adrien Brody abhängt und erfreulicherweise ist er wirklich in großartiger Spiellaune. Die erste halbe Stunde spielt nur im Auto, die Kamera befindet sich häufig ganz nahe an seinem Gesicht, seine Stimmung schwankend zwischen Schmerz, Verzweiflung, Erschöpfung und schließlich leicht hysterischen Aussetzern. Der Kerl leidet ordentlich und das spürt man durch Brodys eindringliches Spiel beinahe am eigenen Leib.

Trotzdem ist diese Sequenz für meinen Geschmack ein wenig zu lange geraten, ich habe mich beim auf die Uhr sehen ertappt, ich wollte einfach wissen wie lange er nun wirklich schon hilflos und alleine im Auto herumhockt. Als Ganzes präsentiert sich der Film derart langsam, dass sich hier auch das eigentliche Grundproblem schön zeigt: die Spannung, die durch die Unberechenbarkeit des immer paranoider werdenden Geisteszustandes des Hauptcharakters entsteht, kämpft gegen die lähmende Hilflosigkeit – die man beim Betrachten der anscheinend ausgwegslosen Situation verspürt – an.

Spuren von Langeweile und Desinteresse schleichen sich ein, wenn nach der halben Stunde der Mann auf allen Vieren durch den Wald kriecht und doch sich immer nur im Kreis bewegen zu scheint. Natürlich ist dies aber im Vergleich zu Dauerberieselungsfilmen ein angenehm ruhiges Erlebnis und dank Brody auch zu jeder Minute sehenswert. Auch die immer wieder auftauchende Dame, der gefährliche Puma und der beinahe schon als Lebensretter fungierende Hund erweitern die Story um ein weiteres Level, sind die nun echt oder enstpringen sie nur dem Geist des halluzinierenden Unfallopfers. Irgendetwas hat mir hier aber gefehlt, wohl hab ich auf Grund der besonderen Machart doch auch eine außergewöhnlich wendungsreiche Handlung vermutet, was in dieser Form aber nicht präsentiert wird.

Die Möglichkeit aus der Suche nach der eigenen Persönlichkeit mehr herauszuholen wurde auch nur bedingt ausgenutzt, aus der „bin ich ein Bankräuber und auf der Flucht vor der Polizei oder vielleicht doch ein unschuldiger Beifahrer?“ Frage hätte man echt mehr interessante Szenen machen können. Leider verschenkt auch noch das Ende des Filmes einiges an Potential, da die Auflösung um die Identität des Mannes einfach zu zahm ausfällt und so die Möglichkeit eines gemeinen bzw. zwiespältige Gefühle auslösenden Schlusses verschenkt wird. Ich bleibe also dabei, Adrien Brody ist ein großartiger Schauspieler und „Wrecked“ ist eine ultraspannende Story für einen perfekten Kurzfilm, auf die dreifache Länge aufgeblasen gibt es hier aber klare Abzüge in (fast) allen Bereichen.

Wrecked bekommt von mir 6,5/10 das Gedächtnis und den rechten Weg verloren habende Empfehlungspunkte.


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