Alexander Pearce hat nicht nur dem Gangster Riginald Shaw (Steven Berkoff), sondern auch der britischen Regierung eine große Menge Geld gestohlen und ist dann spurlos verschwunden. Um die Polizei auf eine falsche Fährte zu locken, bittet er seine Freundin und bessere Hälfte Elise (Angelina Jolie) sich in den Zug zu setzen und dort jemanden zu suchen, der ihm ähnlich sieht. Die Wahl fällt auf den Amerikaner Frank (Johnny Depp), der schon bald ihrer Schönheit und ihrem Charme erliegt und mit ihr ein paar schöne Tage in Venedig verbringt.
Lange bevor der Film tatsächlich fertig war, hatte er mit dem einen oder anderen Problem zu kämpfen. Ursprünglich sollte Lasse Hallström hinter der Kamera stehen und niemand geringerer als Charlize Theron die weibliche Hauptrolle übernehmen. Den männlichen Part sollte zuerst Tom Cruise spielen, dann Sam Worthington und zu guter Letzt dann eben Johnny Depp. Die weibliche Rolle bekam schließlich Angelina Jolie und die Regie übernahm der Deutsche Florian Henckel von Donnersmarck. Der hat mal eben in zwei Wochen das Skript umgeschrieben und anschließend in knapp zwei Monaten den Film abgedreht.
Das klingt jetzt fürs erste nach einem großen Durcheinander. Im Gegensatz zu so manch anderem Film, bei dem das Konzept mehrmals umfangreich über den Haufen geworfen wurde (Terminator 4 *hust*), wirkt dieser Streifen durchgängig homogen. Nicht vergleichbar mit der amerikanischen Standartkost, verleiht der Regisseur (mit dem unleidlich langen Namen) seinem Film einen ungeheuren europäischen Charme.
Erstens versucht der Film die Schönheit Venedigs geradezu mit der Kamera aufzusaugen, und zwar in allen teilweise noch so kitschigen Einzelheiten. Zweitens hat man es geschafft, viele erstklassige britische Schauspieler wie z.B. Timothy Dalton und Paul Bettany zu engagieren, was dem Film noch eine zusätzliche spezielle Note verleiht. Dass es der Film, was die Action betrifft, eher ruhig angeht, wird vermutlich nicht jedem gefallen, passt aber gut zur gewählten Location.
Ein guter Film steht und fällt mit seinen Hauptdarstellern – und natürlich umgekehrt. Das Duo Depp und Jolie ist dabei eine mehr als ungewöhnliche Kombination. Johnny Depp ist in letzter Zeit ja in erster Linie durch möglichst schräge Rollen aufgefallen. In The Tourist versucht er ein für den Zuschauer erträgliches Mittelmaß zwischen „Willy Wonka“ und einem Mathelehrer zu finden – was gewöhnungsbedürftig ist aber erstaunlich gut funktioniert. Die Chemie zwischen ihm und Angelina Jolie ist aber leider kaum existent, auch wenn Frank Tupelo seiner Angebeteten wie ein kopfloses Huhn hinterher rennt.
Angelina als Objekt der Begierde versucht alles um so scharf wie möglich auszusehen. Bei ihrem Anblick (auch bei ihren letzten Rollen) hatte ich als Zuschauer das Bedürfnis, ihr etwas zu Essen spendieren zu wollen. Wenn sie noch mehr abnimmt, nähert sich ihr Body-Maß-Index dem einstelligen Bereich oder sie wird vom Winde verweht – oder beides. Auch wenn sie schauspielerisch nach wie vor Top ist, würde ich mir bei ihr statt der Ecken und Kanten mehr Rundungen ala Tomb Raider wünschen.
Erwähnung verdient unter anderem noch Steven Berkoff, der als britisch-russischer Gangster so gut ist, dass man fast das Gefühl hat, in seinen Szenen würde das Bild kurz ein wenig dunkel. Seine Rolle erinnert ein wenig an die ersten James-Bond-Bösewichte und hat auch etwas von deren Charme. Paul Bettany hatte sichtlich Spaß an seiner Rolle eines Interpolagenten, was vermutlich auch damit zusammenhängt, dass er auch ein wenig fies sein darf.
Von mir bekommt der Film 8/10 Empfehlungspunkten.