Cold Souls (Filmkritik)

Schauspieler Paul Giamatti (er wird von sich selbst gespielt) ist verzweifelt.
Er spielt gerade in einem emotional sehr einnehmenden Theaterstück mit depressivem Grundton und er hat immer grössere Schwierigkeiten, seine Rolle und sein eigenes Leben trennen zu können. Überhaupt läuft sein gesamter Alltag – auch die Beziehung zu seiner Frau Claire (Emily Watson) – routinemäßig, langweilig und ohne jegliche Höhepunkte ab.
Durch seinen Produzenten hört Paul bald darauf jedoch von einer Firma, die die Lösung all seiner Probleme bereithalten könnte.

Dr. Flintstein (David Straithairn) und seine Firma bieten die Möglichkeit an, die Seele vom Körper eines Menschen zu trennen und für einen unbestimmten Zeitraum aufzubewahren, so wird dem Klienten die gesamte Schwere seines Lebens genommen, man funktioniert wieder besser und alles macht mehr Sinn. Nach einigem Hin und Her entschliesst sich Paul schliesslich für die Behandlung, doch schon bald lernt er die negativen Seiten kennen, die ein Leben ohne Seele so mit sich bringt.

Cold-Souls

Die Idee zu diesem Film kam Drehbuchautorin und Regisseurin Sophie Barthes völlig unerwartet über Nacht. Sie hatte einen Traum, in dem sie und andere Patienten in einem Wartezimmer einer futuristischen Arztpraxis saßen und dabei alle ihre extrahierten Seelen in einem kleinen Gefäß mit sich trugen.

Woody Allen war auch mit dabei und seine Seele hatte die Form einer Kichererbse.
Als Barthes bei einem Filmfestival Hauptdarsteller Paul Giamatti traf und ihm von ihrer traumhaften Filmidee erzählte, sagte er ohne zu überlegen zu. Das ist eben der Stoff, aus dem Hollywoodträume enstehen bzw. wo Träume wahr werden.

Außer der schrägen Grundthematik und den damit verbundenen, schier endlos erscheinenden Möglichkeiten für Diskussionen und Spekulationen über die menschliche Seele, fällt hier vor allem eines auf: Paul Giamatti ist ein genialer Darsteller.

Gut war er ja schon immer, doch öfters hat er auch bereits sein Talent in weniger anspruchsvollen Nebenrollen vergeudet. Hier kann er aber mit seiner „Ein Mann Show“ Performance alle Register seiner Kunst zeigen, egal ob er nun auf der Bühne sein russisches Theaterstück (mit seiner Seele, seelenlos oder mit geborgter Seele) probt, oder die emotionalen Untiefen eines unter seiner Seelenlosigkeit leidenenden Menschen zeigt.

Besonders gut vermittelt er auch die tragisch/komische Grundstimmung des Filmes, wenn er zum Beispiel zum ersten Mal seine Seele sieht, die die Form einer Kichererbse hat und sie dann vor Schrecken auch noch auf den Boden fallen lässt, dann ist dass wirklich sehr lustig anzusehen, obwohl man immer wieder auch Mitleid für seinen Charakter empfindet und er einem eigentlich richtig leid tun kann.

Der gesamte Film kommt ohne jegliche Action aus, ist sehr dialoglastig und verlässt sich völlig auf die abgefahrene Story, den herausragenden Hauptdarsteller und ebenso toll spielende Stars in den Nebenrollen. Ein perfekt in den Haupterzählstrang verwobenes Storyelement ist die Geschichte mit den russischen Seelendealern.

Weibliche Seelenkuriere liefern dabei Seelen ins Ausland, während ihre eigenen Seelen anonym gespendet wurden und zum Verkauf angeboten werden. Auf eine dieser Damen trifft Giamatti im Verlauf des Filmes und es entwickelt sich eine ganz eigene Beziehung zwischen ihnen, da sie für kurze Zeit seine Seele in sich getragen hat und ihre Verbindung somit stärker ist, als es in so kurzer Zeit unter normalen Umständen möglich gewesen wäre.

Wer also wieder mal einen Film sehen will, der sehr ruhig und langsam daherkommt, zum Nachdenken anregen soll, wo man lachen und weinen kann und das meistens sogar gleichzeitig, der ist hier genau richtig. Freunde von skurrilen Filmplots werden sich hier auch ziemlich wohl fühlen.

Insgesamt sicherlich ein Film, den man schon alleine wegen Giamattis Performance gesehen haben sollte, der sich hier im wahrsten Sinne die Seele aus dem Leib spielt.
Irgendwie ist man nach Betrachten des Filmes doch wieder sehr froh darüber, all seine eigenen mehr oder weniger großen Probleme zu haben, alles besser als einen wesentlichen Bestandteil von sich selbst herzugeben und dann mit der Leere umgehen lernen zu müssen.

Cold Souls bekommt von mir 8/10 persönlichkeitsverändernde Empfehlungspunkte.


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