High Life (Filmkritik)

Wir schreiben das Jahr 1983. Dick (Timothy Olyphant) arbeitet als Reinigungskraft in einem Krankenhaus, als der Besuch seines gerade entlassenen Exzellenkollegen Bug (Stephen Eric McIntyre) durch ein Missverständnis dazu führt, dass Dick fristlos entlassen wird. Da beide aber trotzdem gerne ihrem täglichen Drogenkonsum nachgehen wollen und das Geld fehlt, entwickeln sie gemeinsam mit ihren Freunden Donnie (Joe Anderson) – dem kriminellen Genie in der Bande, und Billy (Rossif Sutherland) – dem charismatischen Traum aller Schwiegermütter, einen scheinbar genialen Plan.

Seit kurzem ist die örtliche Bank nämlich mit elektronischen Geldautomaten ausgestattet und genau so einen werden die vier Jungs völlig leerräumen. Bald schon wünscht sich Dick jedoch, er hätte nie die Idee für diesen Überfall gehabt, denn Bug`s psychotische Ader und die mangelnde Disziplin seiner Komplizen gefährden den gesamten Plan und sorgen mit ziemlicher Sicherheit dafür, dass am Ende alle Beteiligten tot siein werden oder im Gefängnis landen.

High-Life

High Life ist die kanadische Verfilmung eines gleichnamigen Theaterstücks, der Film ist vordergründig eine Krimikomödie, funktioniert dabei aber auch völlig natürlich und ganz ohne erhobenen Zeigefinger als Warnung vor Drogenkonsum und falschen Freunden.

Optisch wird die Aufbruchsstimmung, angesichts des durch die ersten Geldautomaten ausgelösten Traumes aller Konsumenten, sehr gekonnt eingefangen. Überhaupt fühlt man sich gar nicht mal so unsubtil direkt in die 80er Jahre zurückversetzt, was natürlich auch am Soundtrack und den damit verbundenen zeitgemäßen Bands zu tun hat.

Die beiden Schwerpunkte der Story sind einerseits der Drogenkonsum der Hauptcharaktere, andererseits die Planung bzw. Ausführung des Überfalls. Die Erzählgeschwindigkeit ist dabei drogenbedingt eine sehr langsame, Action und ein echter Spannungsaufbau fehlen im Grunde fast völlig.

Die Grundstimmung ist zwar eine leicht schräg lustige, doch schleichen sich auch immer wieder tragik-komische Momente ein, die den Zuseher vor allem dazu bringen, mit der Figur des Dick mitfühlen zu können. Dieser wird von Timothy Olyphant verkörpert, der nach „The Perfect Getaway“ wieder mal die beste Performance aller beteiligten Darsteller abliefert und seine oft vernachlässigte, humorvolle Ader unter Beweis stellt.

Seine geistesabwesenden Blicke und aussagekräftigen Grimassen sorgen für einige Lacher und machen ihn zu einem wirklich liebenswerten Antihelden. Wandlungsfähig und smart, ich hoffe, ich sehe ihn bald wieder mal in weiteren guten Filmchen.

Joe Anderson ist als sympathischer Schussel mit Herz mit dabei, Rossif Sutherland (der Halbbruder von Kiefer) spielt eine witzige Parodie eines lässigen 80er Jahre Frauenheldes und Stephen Eric McIntyre schliesslich, ist ideal besetzt als „alptraumhafter Bester Freund“, der seine Kumpel alle sicherlich nur Probleme bereiten wird. Sie alle liefern tolle Performances ab und haben eine gute Chemie zusammen als Gruppe.

Durch die locker leichte Art wie das Leben der Charaktere gezeigt wird, deren einzige Aufgabe nur mehr im Beschaffen von mehr Geld für noch mehr Drogen besteht, entwickelt man als Zuschauer immer mehr Distanzgefühle zur Einnahme solcher Substanzen und wünscht besonders der Figur des Dick, dass er doch endlich davon loskommen kann.

Bug hingegen sollte allen Menschen helfen, die sogenannte „Freunde“ haben, die immer nur nehmen ohne zu geben und nebenbei nur (vor allem) psychische Schmerzen verursachen. Vergesst die Typen und kündigt ihnen die Freundschaft, denkt einfach an Bug und sein Verhalten, den mag man gerne mehr als einmal während des Filmes aus dem Fenster eines sehr hohen Gebäudes werfen.

Insgesamt also ein sympathischer Loserfilm im langsamen Tempo erzählt, mit 80er Jahre Charme, gut spielenden Schauspielern und dem gewissen schrägen Humor, den man teilweise auch mit der Art der Coen Brüder vergleichen könnte.

Am Ende noch ein kleines Zitat, dass nach einiger Betrachtung genau so völlig uneingeschränkt logisch wirkt, wie der Kerl, der es ausgesprochen hat.
Bug: „Just because you hit someone and they die, doesn´t mean you killed them“.

High Life bekommt von mir 7/10 high planende, das Chaos heraufbeschwörende Empfehlungspunkte.


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