Dream House (Filmkritik)

Will Atenton (Daniel Craig) kündigt seinen Job, um seiner Frau Libby (Rachel Weisz) bei der Restauration des neu erworbenen Hauses zu unterstützen, um mehr Zeit mit seinen kleinen Töchtern verbringen zu können und um endlich das angestrebte Bestseller-Buch direkt aus seinem Kopf, mit der nun vorhandenen Ruhe aufs Papier zu zaubern. Neben ein paar Jugendlichen, die irgendein dunkles Ritual im Keller des Hauses durchführen, stört schon bald ein geheimnisvoller nächtlicher Beobachter, der die Familie vom Garten aus überwacht, die gerade erst hergestellte Idylle.

Will muss erfahren, dass in seinem neuen Haus etwas schreckliches passiert ist. Vor fünf Jahren hat ein Mann namens Peter Ward hier seine Frau und die beiden Kinder ermordet, wurde dabei von seiner Angetrauten angeschossen, hatte aber überlebt und fristet seither sein Dasein in einer Irrenanstalt. Nun scheint er aber zurückgekehrt zu sein und terrorisiert die neuen Bewohner seines früheren Heimes. Will muss der Sache auf den Grund gehen und so besucht er das Krankenhaus, dass Ward jahrelang behandelt hat. Die Antworten die er aber dort findet, werden Will´s Leben schlagartig und für immer nachhaltig verändern.

Dream-House

„Dream House“ ist einer der großen Kinoflops des vorigen Jahres gewesen und konnte daher nur ungefähr die Hälfte seiner Kosten wieder einspielen. Warum? In diesem Fall ist für mich klar der Streit zwischen Regisseur Jim Sheridan („In America“, „Brothers“) und dem zuständigen Filmproduzenten von Morgan Creek Productions Firma dafür verantwortlich. Diese beiden stritten nämlich solange über die genaue Ausrichtung des Filmes, bis Sheridan am Ende sogar seinen Namen von dem Projekt ganz zurückziehen wollte und er, Craig und Weisz – mit dem Film am Ende unzufrieden – die Pressearbeit völlig verweigerten.

Zusätzlich dazu wurde von Morgan Creek ein Trailer zusammengeschnitten, der den wohl größten Plottwist des Filmes verrät. Anders als bei „The Double“, wo die verratenen Informationen bereits nach einer halben Stunde im Film auftauchen und es da noch einiges mehr zu entdecken gibt, kommt der Twist bei „Dream House“ ungefähr zur Hälfte des Filmes und außer der allen bekannten „Wer ist der Täter“ Krimi-Spannungs-Frage, gibt es dann auch keine Überraschungen mehr im Film. Ob nun aus Solidarität zu den Hauptbeteiligten oder aus Verärgerung über den Trailer, die Leute blieben auf jeden Fall dem Kino großteils fern und ich würde mich wundern, wenn es bei uns zu einer Kinoauswertung kommen sollte.

Nun aber endlich zum Film selbst, der sich viel Zeit lässt, seine Geschichte schön langsam aufbaut und sich voll auf die Darsteller und die Atmosphäre verlässt. Genau in diesem Bereich funktioniert die ganze Sache dann auch am Besten: als Familiendrama, mit Mysterie- und Thrillerelementen. Horrorfilm ist dies wahrlich keiner, auch wenn ein paar Schreckmomente und klassische Gruselpassagen den Zuschauer zu dieser Vermutung verleiten wollen (daran war wohl auch Morgan Creek Schuld).

Diese langsame Herangehensweise, das Fehlen von Action und echten Schocks und der vom Trailer verratene Gag können hier sicherlich schnell dazu führen, dass man sich beim Betrachten des Filmes langweilt. Natürlich hätte ich auch lieber ein Produkt gesehen, dass den Vorstellungen des Regisseurs entspricht und nicht von einer Firma etwas auf schnellen Erfolg hin getrimmt wurde. Am Ende bekommt man aber hier trotzdem keinen schlechten Film geboten, es wäre eben ohne die ganzen Unstimmigkeiten einfach mehr drinnen gewesen und so ist dies am Ende zwar ein solides aber kein großartiges Erlebnis geworden.

Natürlich werde ich nun auch noch schnell auf den verhauten Trailer eingehen, für alle die ihn nicht kennen, hier die SPOILER WARNUNG: Daniel Craig alias Will Atenton erfährt im Irrenhaus, dass er selber Peter Ward ist und fünf Jahre in dieser Anstalt verbracht hat. Seine Frau und die Kinder sind tot, vielleicht von ihm selbst ermordet, sein Geist verwehrt ihm jedoch eine klare Erinnerung an die dramatischen Ereignisse jener Nacht. Sein eben bezogenes neues (eigentlich altes und baufälliges) Haus und seine so lebendig erscheinende Familie, sind somit nur eine Einbildung seines Gehirns. Die Möglichkeit, als Zuseher den halben Film nach dieser Erkenntnis ähnlich wie bei „The Sixth Sense“ Revue passiern zu lassen und nach möglichen Fehlern zu suchen, wird uns nach Betrachten des Trailer somit verwehrt. Bleibt also nur mehr die Frage, ob Craig der Killer ist oder ein anderer die Tat begangen hat. SPOILER ENDE.

Dass für Craig und Weisz sich die Arbeit an diesem Film trotzdem ausgeszahlt hat – sie haben sich verliebt und sind mittlerweile verheiratet – kommt auch ihrer Onscreen-Beziehung zu gute. Erwartungsgemäß stimmt die Chemie einfach zwischen den beiden, man glaubt dem Pärchen einfach, dass sie sich lieben und einander niemals verlassen wollen. Daniel Craig („Verblendung„) wirkt mit seinem Seitenscheitel und seiner zurückhaltenden Art hier ungewöhnlich verletzlich und erinnert so gar nicht an seine Darstellung des James Bond oder des harten Revolverhelden in „Cowboys & Aliens„.

Rachel Weisz ergänzt sein Spiel als eine Dame, für die Familie das Wichtigste auf der Welt zu sein scheint. Naomi Watts („Fair Game“) mimt die zunächst unnahbare, doch schon bald fürsorgliche und von ihrer verzwickten Familiensituation gezeichnete Nachbarin, Marton Csokas („Eine offene Rechnung„) spielt ihren schleimigen Exmann und Elias Koteas („The Haunting in Connecticut„, „Die„) ist wieder mal zur richtigen Zeit am falschen Ort. Die beiden jungen Mädchen, die die Töchter von Craig und Weisz darstellen, sind übrigens wirklich herzlich und lieb, genau so wünscht man sich seine eigenen Kinder in diesem Alter.

Die Darsteller also sind allesamt toll, die großartige Filmmusik von John Debney schleicht sich subtil in die Gehörgänge und Farbtöne und Effekte fügen sich stimmig ins Gesamtgeschehen. Was bleibt ist also ein leichtfertig verschenkter Film, der ohne Regisseur/Studio Streit und ohne den Trailer sicherlich richtig gut hätte werden können. Craig, Weisz, Sheridan und auch wir Zuseher hätten auf jeden Fall ein (noch) zufriedenstellenderes Endergebnis verdient.

„Dream House“ bekommt von mir 7/10 langsam aber sicher Fantasie und Wirklichkeit voneinander trennende Empfehlungspunkte.

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