Der gute Orion hat Angst. Vor allem. Allem was ist. Und noch viel mehr vor allem was sein könnte, denn der gute Junge hat noch dazu eine richtig überbordende Fantasie. Am allermeisten hat er jedoch Angst vor der Dunkelheit.
Das passt dem Dunkel aber nicht. Es ist genervt, weil es immer als etwas Böses gesehen wird und es hat die Nase voll davon, dass es alle immer nur negativ sehen. Also besucht es Orion und beschließt, ihm zu zeigen, dass Dunkelheit auch was Cooles sein kann.
Warum? Weil man ja mit irgendwem irgendwo anfangen muss und wenn Dunkelheit Orion dazu bringen kann, ihn als Freund zu sehen, nun, dann kann das ja auch mit anderen woanders klappen.
Also machen sich die beiden auf die Reise – Orion wird gar nicht groß gefragt – und da lernt er dann auch das Team von Dunkelheit kennen: „Seltsame Geräusche“, „Traumbringerin“, „Schlaflose Nächte“ und andere.
Und auch die Helligkeit, die – sagen wir es, wie es ist – ein bisschen ein arroganter Großkotz ist …
Diesen Film wollte ich sehen als ich den ersten Trailer erblickte. Im besten Fall mit meinen Kindern gemeinsam, denn sind wir ehrlich: Welches Kind hat nicht irgendwann zumindest ein kleines bisschen Angst vor der Dunkelheit. Und es hat eine Weile gedauert, aber dann haben wir es geschafft und ich muss sagen … ich habe gemischte Gefühle.
Was völlig klar ist: Dreamworks will hier frech Pixar zu ihren besten Zeiten kopieren. Nämlich ganz konkret „Alles steht Kopf“ bzw. „Inside Out“. Das erkennt man klar an dem Team von Dunkel und wie es dargestellt wird. Das ist einerseits ziemlich dreist und andererseits funktioniert es hervorragend. Ich fand die Bande von Dunkelheit und die Ideen dahinter (schlaflose Nächte sind nicht per se schlecht, und so weiter) auch wirklich cool.
Es hat vermutlich geholfen, dass das Drehbuch, welches auf einem Buch von Emma Yarlett basiert, von Charlie Kaufman verfasst wurde. Ihr wisst schon: Der Mann hinter „Eternal Sunshine Of The Spotless Mind“ oder „Being John Malkovich“ oder „I’m Thinking Of Ending Things“.
Das hat aber auch einen Nachteil, denn jemand wie Kaufmann kann wohl nicht einfach ein Drehbuch ohne das „gewisse Extra“ schreiben. Und ich weiß leider nicht, ob das im Buch auch so war, aber der Film hat zwei Ebenen: Zum einen die Story von Orion und dem Dunkel und zum anderen die Story von Orion und seiner Tochter, welcher er die Geschichte „dieser Nacht“ erzählt.
Und das ist dann für Kinder schon halbwegs verwirrend bzw. für mich war es – obwohl ich kreativen Ideen gegenüber nicht abgeneigt bin – sogar störend, weil es eine Meta-Ebene einführt, die per se nicht schlimm ist, würde nicht diese „Erzähl-Ebene“ dann auf einmal Einfluss auf die Handlung nehmen. Es geht dann nicht mehr um die Angst vorm Dunkel, sondern um das Erzählen von Geschichten und wie Kreativität helfen kann. Was ich gut finde. Aber hier finde ich es nicht besonders gut gelöst.
Kleiner Spoiler, um zu erklären, was ich meine: Die Geschichte mit Orion endet mehr oder weniger in einer Sackgasse, weil der Erzähler sich aus Dramaturgiegründen leider verheddert und er keinen Plan hat, wie er aufhören soll. Seine Tochter mischt sich dann ein und schreibt sich sozusagen selbst in die Geschichte. Und dann hat auch die keinen Plan mehr, weshalb dann noch jemand dazu kommt und dann geht es um Zeitreisen.
Alles für sich nachvollziehbar – für mich -, aber leider finde ich es schlecht gemacht und in der Story zu schlecht eingearbeitet. Mein Hirn sagt: Ich verstehe es, aber mein Herz fragt sich, was das jetzt soll. Und meine Kinder haben die Optik genossen, weil aus der Story sind sie ausgestiegen.
Nicht das beste Ergebnis für so eine Art Film. Dabei ist die Message, die darunter liegt, nämlich: „Wenn du dich zu sehr fürchtest, dann verpasst du das Leben.“ bzw. anders formuliert „Um etwas zu gewinnen, muss man auch mal ins Ungewisse gehen“ ja eine coole Sache. Das möchte man Kindern ja auch vermitteln und so ist das Leben meiner Ansicht nach auch – aber es wird hier leider nicht so richtig funktionierend umgesetzt. Idee top. Umsetzung … naja.
Alles in allem also ein Film den ich gern allen mit Kindern empfehlen möchte, es aber nicht kann. Der Film ist ab 7 Jahren freigegeben. Ich würde jedoch – nicht weil der Film schlimm ist, sondern weil er storytechnisch viele Bögen macht – ein höheres Alter angemessen finden.
Was ich anmerken muss: Am Anfang des Films beschreibt Orion wovor er sich fürchtet und das ist richtig gut gemacht. Das ist fast schon ein Film im Film. Hammer. Ich hatte kurz Bedenken, ob das meine Kinder jetzt auf Ideen bringt, wovor man sich alles fürchten kann, aber das hat sich zum Glück als unbegründete Furcht (Haha – Wortspiel) herausgestellt.
„Orion und das Dunkel“ bekommt von mir 6,5 von 10 möglichen, leider am Zielpublikum eventuell ein wenig vorbeibrausende, Punkte.