Ice Road 2: Vengeance (Filmkritik)

Mike (Liam Neeson) ist auf der Reise nach Nepal, um den letzten Wunsch seines Bruder zu erfüllen. Der wollte nämlich, dass seine Asche am Mount Everest verstreut wird. Dort angekommen trifft er auf seine Führerin Dhani (Bingbing Fan), die mit ihm kurze Zeit später, einen Reisebus besteigt.

Die zwei Entführer, die sich ebenfalls an Bord befinden, können Mike und Dhani zeitnahe überwältigen, doch die Sache ist damit noch lange nicht erledigt. Die beiden Söldner sind nämlich nur ein Teil einer größeren Gruppe und diese wollen umbedingt einen ganz bestimmten jungen Mann in die Finger kriegen. Blöd für sie, dass sich Mike entschieden hat, ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Ich muss zugeben, das war für mich eine Überraschung. Seit 2014 mit Taken 3, hat Liam Neeson keine Fortsetzung von einem seiner Filme gemacht und dann auch noch von The Ice Road. Nicht dass ich den Film so schlecht fand, aber er wirkt nicht wirklich wie ein Abenteuer, dass auf ein Franchise ausgelegt ist. Regisseur Jonathan Hensleigh war da scheinbar anderer Meinung, denn er hat hier wie beim Erstling neben der Funktion als Regisseur, auch das Drehbuch geschrieben.

Was diesen Film für mich von anderen Neeson Filmen der letzten Jahre unterscheidet, ist der eindeutige B-Movie Charakter, mit dem dieses Abenteuer daher kommt. Angefangen von Nebendarstellern, die sich nicht als Schauspieler bezeichnen sollten, über billigste CGI-Momente bis hin zu Szenen, die man nur benötigt, damit der Film am Ende fast zwei Stunden dauert, gibt es hier einiges zu bestaunen.

Auch der Titel ist verwirrend bzw. irreführend, denn die Zeit auf einer eisigen Straße, ist hier sehr minimal gehalten und direkt um Rache, geht es auch nicht wirklich. Da der Trash-Faktor für mich aber sehr gewollt wirkt, finde ich diese Tatsachen aber durchaus stimmig und witzig. Dazu passend auch der klar australisch sprechende Fahrer des neuseeländischen Busunternehmens, da hier aber in Australien gedreht wurde, was uns als Nepal verkauft wird, ist das wiederum sehr einleuchtend.

Gespart hat man sich dieses mal dafür lächerliche „Kampfszenen“ wie die am Ende des Erstlings, Liam Neeson (Saints and Sinners) darf seinem Können und Alter entsprechend agieren und trägt mit seiner Ausstrahlung den gesamten Film und verleiht der Sache sogar eine gewisse Würde. Sein Mike ist diese mal um einiges ruhiger und weniger wütend auf die Welt. Bingbing Fan (The 355) als Dhani hat ebenfalls Charme und strahlt diese gewisse wissende Schlauheit aus, sie und Neeson ergänzen sich sehr gut.

Die beiden spielen gekonnt gegen über dramatisierte aber im Prinzip alt bekannte Action-Momente an und selbst die Horde an extrem generischen bösen Söldnern und Polizisten, kann ihnen dabei nichts anhaben. Immerhin ist schnell klar, wer die Reise überleben wird. Im Vergleich zum Vorgänger wird überdies einige Zeit außerhalb des Fahrzeuges verbracht, dabei halten sich Szenen, die die Handlung weiter bringen und unnötige Füller ziemlich die Waage.

Wer also Spannung und Dramatik wie im Erstling erwartet, der wird sicherlich enttäuscht werden. Dies hat den Charakter der alten Tage, als es noch billigere DVD-Fortsetzungen, von erfolgreichen Kinofilmen gab. Genau darum hatte ich meinen Spaß hier, Liam und Bingbing machen ihre Sache sehr gut und routiniert und es gibt genug Momente, die auf Grund des geringeren Budgets, an Glaubwürdigkeit verlieren, was wiederum einen ganz eigenen B-Charme ergibt.

Sollte es also einen dritten Teil geben? Ich hoffe nicht, fände es aber gleichzeitig, irgendwie witzig, in einem „rooting for the underdog“ Sinne. Neeson hat ja als nächstes sein „Die Nackte Kanone“ Reboot am Start und weitere sieben Filme in Planung, wenn er so weiter macht, kann man ihn durchaus mit einem Nicolas Cage vergleichen, wobei eigentlich kann man das durchaus jetzt schon. In diesem Sinne: cool serviert, schmeckt Rache eben am Besten (besonders wenn es gar nicht um sie geht).

„Ice Road Vengeance“ bekommt von mir 5/10 die Vorzüge von Busreisen im Gebirge erkennende und voll ausnutzende Empfehlungspunkte.


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