US Marshall Madolyn Harris (Michelle Dockery) hat gerade den Buchhalter Winston (Topher Grace) festgenommen, der sich in einem abgelegenen Teil von Alaska versteckt hat. Daraufhin handelt dieser einen Deal aus, gegen die verbrecherische Familie auszusagen, für die er gearbeitet hat. Jetzt müssen die beiden eigentlich nur mehr diesen Ort verlassen und zurück in die Zivilisation.
Dabei kommt Pilot Daryl (Mark Wahlberg) ins Spiel, der sich als leichter Prolet, doch kompetent im Fliegen der Maschine entpuppt. Was er jedoch noch viel besser kann, ist es mit Leuten zu „spielen“, wobei außer ihm selbst, keiner diese Auseinandersetzungen überlebt…
Wenn Schauspieler Mel Gibson Regie führt, dann sind das zumeist epische Filme, die teilweise weit über zwei Stunden dauern (siehe etwa der Klassiker Braveheart oder zuletzt Hacksaw Ridge). Deshalb wollte er auch einmal einen kleineren, kompakten Film abliefern und war dann doch auch überrascht, dass Flight Risk „nur“ circa 90 Minuten lang geworden ist. Noch spannender – und deshalb wollte ich den Film auch sehen – war aber eine andere Aussage von Gibson, in dem selben Interview.
Die meisten Dialoge hat Mark Wahlberg nämlich improvisiert und laut Gibson hat der eine dunkle Seite, auf die er dafür zugegriffen hat. Das meiste kranke Zeug, dass Wahlberg dann von sich gegeben hat, wolle er nicht wiederholen und man konnte auch nur wenig davon verwenden, aber es gibt Andeutungen darauf im fertigen Film. Sonnyboy Wahlberg, der ewige Held in fast allen seinen Filmen, als abgründiger Killer, der aus Spaß und nicht für Geld mordet? Das wollte ich sehen.
Und was soll ich sagen, von der Aufmachung – die Halbglatze war Wahlbergs Idee und dafür hat er sich brav rasiert – über den Akzent bis hin zu den Ausführungen, was er alles mit seinen Opfern anstellen werde, das macht schon richtig Spaß und vor allem man glaubt ihm den Wahnsinn auch, den er von sich gibt. Verkommt sein Spiel dabei zeitweise zur Karikatur bzw. ist das comichaft übertrieben oder overacting? Sicherlich, aber das mindert den Unterhaltungswert kaum.
Ansonsten gibt es typische Momente, die Filme mit einem (lange Zeit über) in nur einer Location spielenden Szenario eben benötigen, damit es spannend bleibt. Was hier dann Aufgabe der Marshal Dame ist, denn sie ist eben keine Killerin, die ihren gefesselten Gegner einfach erschießt. Wer jetzt glaubt, er wird sich sicherlich früher oder später befreien können, der kann sich als richtig schlau bezeichnen.
Dennoch nutzt sich dieses Konzept hier nicht so schnell ab, da der Bösewicht viel mit seinen Worten anrichtet, die Unwohlsein erzeugen, gut dass Niemand daran denkt, ihm den Mund zu verkleben. Mark Wahlberg (Arthur the King) hat gefühlt 30 Jahre keinen Schurken mehr gespielt, hier kann er sich dann richtig austoben und wegen ihm hat man auch Freude an der sonst ziemlich vorhersehbaren Geschichte.
Michelle Dockery (Boy Kills World) als Madolyn muss eine größere Bandbreite an Emotionen an den Tag legen (von Verzweiflung über die Wut bis zur Selbstsicherheit) und sie ist dadurch auch am ehesten als Charakter greifbar. Topher Grace (BlacKkKlansman) als Winston hat seine witzigen Momente, nicht zuletzt weil er Weichei ist, der ständig etwas zum Aussetzen hat an seinem Umfeld. Er bleibt aber etwas blass, weil er auch nur wenig zu tun bekommt.
In Summe genau das, was Gibson machen wollte, ein kleiner Thriller für Zwischendurch, der sich nicht nach Kino-Blockbuster anfühlt. Vor allem und vielleicht für manche auch nur wegen Wahlberg sehenswert, der hier seine immer gleichen Rollen der letzten Jahre mit Genuss zerlegt. Nicht besonders clever oder gar überraschend, aber das war wohl auch nicht der Anspruch. Wer von Gibson „nur“ ein weiters Epos erwartet, der wird freilich bitter enttäuscht werden.
„Flight Risk“ bekommt von mir 6/10 dem Piloten lieber nicht allzu viel Vertrauen schenkende Empfehlungspunkte.