John Cutter (Wesley Snipes) hatte schon viele Berufe, doch alle hatten immer etwas mit der Bekämpfung von Verbrechen zu tun. Soldat, Polizist, Secret Service Agent, doch diese Zeit liegt hinter ihm, da er sich nach einer persönlichen Tragödie, aus den gefährlicheren Jobs zurück gezogen hat.
Als ihn sein alter Freund Sly (Tom Sizemore) dazu überredet, aus der Versenkung aufzutauchen und einen neuen Job in einer Führungsposition anzunehmen, lässt er sich überreden und sitzt kurz darauf in einem Flieger nach Los Angeles. Im selben Flugzeug wird kurzfristig der Terrorist Charles Rane (Bruce Payne) unter Begleitung des FBI untergebracht, der diesen Flug für seine Flucht nützen möchte. Er hat dabei aber nicht mit Cutter gerechnet…
Oh ja, die guten alten 90er Jahre. Inspiriert dadurch, dass ich Wesley Snipes in Deadpool und Wolverine wieder in seiner Paraderolle des Daywalkers Blade sehen durfte, habe ich mir wieder mal einen meiner Lieblinge von damals mit ihm angesehen, die ihm mit zu einer erfolgreichen Karriere als Action-Star verholfen haben. Regie führte Kevin Hooks (Fled: Flucht nach Plan) und neben dem unverkennbaren Flair dieser Zeit, in der er entstanden ist, lebt er vor allem von dem Charisma der beiden Hauptfiguren.
Ist der Bösewicht gut gecastet, ist das bereits die halbe Miete. In diesem Fall ist dies Bruce Payne als Charles Rane und auch wenn ihn sein Casting-Agent scheinbar gerne immer wieder in eher schwache Filme steckt (wie etwa Highlander 4 oder Warlock 3), er ist – wenn er einen Schurken spielt – einfach immer ein Highlight. Als Rane wirkt er einschüchternd, weil er seine gewählte Ausdrucksweise mit explosiven Ausbrüchen von Gewalt kombiniert und immer ein Ass im Ärmel zu haben scheint.
Zusätzlich hat er eine böse Art von Humor gepaart mit einem spitzbübischen Grinsen, egal ob er gerade Jemanden getötet hat oder eine Dame belästigt. Wesley Snipes (Mord im Weißen Haus) spielt seinen Cutter – John Cutter – so, dass er genau weiß, dass er der Beste ist in dem was er tut und ja, das sagt er natürlich auch genau so. Dennoch wirkt er nie arrogant, trägt übercool beim Meeting eine Sonnenbrille, ist immer zielstrebig, macht aber dennoch Fehler wie jeder andere Mensch auch.
Die Action was die Choreographie betrifft, ist typisch für Snipes mit vielen Kicks und schnellen Bewegungen der Hände versehen, also nach heutigen Standards ist das doch ziemlich lächerlich, aber wow ich weiß noch genau wie cool ich es damals gefunden habe. Gut für die Zeitepoche, in der es entstanden ist eben. Dass Cutter über seine Frau schwärmend „was für ein Hintern“ sagen darf und über eine hübsche Terroristin, die er gerade unschädlich gemacht hat das Kommentar „was für eine Verschwendung“ abgibt, wäre heutzutage wohl auch nicht mehr politisch korrekt.
Ebenso verlernt (neben der Lockerheit) haben viele Filme diese Art, Sprüche einzubauen, die in Erinnerung bleiben bzw. Szenen, die man als Zuschauer/Fan sich merkt und zitieren kann. Beispiele? Der „immer auf Schwarz setzen“ Spruch von Cutter oder Szenen wie die, als Rane ins Cockpit stürmt. Rane: „Wer hat hier das Sagen“? Captain: „Ich“. Rane: (erschießt den Captain und zielt auf den ersten Offizier) „Noch einmal, wer hat hier das Sagen“? Offizier: „Sie“. Rane: „Exzellent“.
Wie immer bei diesen Filmen sollte man dabei nicht den Maßstab des Realismus auf die Geschehnisse anwenden oder nach Logiklöchern suchen, denn das würde sonst den halben Tag dauern. Natürlich ist das für den Unterhaltungswert hier aber sowieso völlig egal. Kernige Typen, starke Ladys, lockere Sprüche und schnelle Action, warum man dass heutzutage kaum mehr mit Charme hinbekommt, ich habe keine Ahnung, aber in den 90er Jahren, da hatten sie das eindeutig noch drauf.
Zum Anschluss noch eine kleine Info am Rande: ursprünglich sah das Drehbuch von Stewart Raffill hier einen Helden der Marke Clint Eastwood vor, der zur Beerdigung seines Sohnes einen Flieger nehmen wollte, der dann von iranischen Terroristen entführt wird. Im Laufe der Handlung hätte er Held dann muslimische Anführer als Geisel genommen, um sie gegen amerikanische Geiseln einzutauschen. Aus Angst vor Anschlägen auf die Kinos, hat das Studio zwei weitere Drehbuchautoren die Story umschreiben lassen und einen Typen der Marke Wesley Snipes zum Helden gemacht.
„Passenger 57“ bekommt von mir 7,5/10 das nächste Mal lieber wieder den Zug nehmende Empfehlungspunkte.