Ed (Alan Ritchson) hatte noch nie so große Probleme in seinem Leben. Seine Frau ist verstorben und nun ist er alleine mit seinen beiden kleinen Töchtern. Hinzu kommt, dass das jüngere Mädchen schwer krank ist, was neben dem Warten auf eine lebensrettende Transplantation, sehr hohe Krankenhausrechnungen mit sich bringt, die er sich mit seinem Job, kaum leisten kann.
Sharon (Hilary Swank) ist Friseurin, Single und feiert gerne, als gäbe es kein Morgen. Was ihre Freundin schließlich dazu bringt, sie zu den anonymen Alkoholikern zu fahren. Das rüttelt sie zwar etwas wach, doch eine Aufgabe, die ihr Leben erfüllen würde, fehlt ihr dennoch. Dann liest sie plötzlich die Geschichte von Ed und seiner Familie in einer Zeitung und fasst einen Plan, der ihr und Eds Leben, für immer verändern wird.
Dieser Film von Jon Gunn (The Case for Christ) basiert auf wahren Begebenheiten, die sich in Mordamerika während der Kältewelle im Jahr 1994 zugetragen haben. Hauptfiguren Sharon und Ed, blieben dabei auch im echten Leben Freunde. Der Film läuft unter dem Label „faith based“, aber wer bei den Wörtern Glauben (was ja wirklich Alles heißen kann) gleich die Flucht ergreift, dem kann ich Entwarnung geben: vor allem für die weibliche Hauptfigur, ist das nicht die Motivation, die hinter ihren Aktionen steckt.
Es gibt ja genug Filme, die dir wieder mal bestätigen, was wir Menschen doch für Monster sind (bzw. sein können). Dieser Film macht das Gegenteil. Hauptfigur Sharon hat keinen Plan für ihr Leben und sie löst dieses Gefühl immer wieder mit Alkohol auf. Weswegen sie auch quasi eine nicht existente Beziehung zu ihrem erwachsenen Sohn pflegt. Durch den Schlüsselsatz „sich etwas im Leben zu suchen, was größer ist/einem wichtiger als man selbst“, kommt die Sache dann ins Rollen.
Helfen, aber warum? Einfach nur, weil man es kann, egal ob das jetzt heißt Zeit zu haben, oder die Fähigkeit ist, Leute zu mobilisieren. Klingt einfach und durchaus auch menschlich, doch kommt heute wahrscheinlich noch seltener vor als in den 90er Jahren und ist somit klar etwas Besonderes. Der Empfänger dieser Hilfe ist dann ein Witwer, dessen Job kaum das Leben mit seinen kleinen Töchtern finanzieren kann und der ohne seine Mutter, was die Fürsorge betrifft, keine Chance hätte, die Sache zu bewältigen.
Eine „stinknormale“ Geschichte also, die ich mir selber in filmischer Form, kaum zu Gemüte führe. Ich wollte aber Alan Ritchson, nachdem ich ihn als Jack Reacher sehr genial fand, einmal in einer gänzlich anderen Rolle sehen. Außerdem ist es gerade bei wahren Geschichten immer wieder spannend für mich zu sehen, ob ein Film es schafft emotionale Szenen so zu inszenieren, so dass ich mitfühlen kann, oder ob es kitschig wird und meine Verbindung zu den Figuren somit getrennt wird.
In diesem Fall hat es mich erwischt, was neben der unaufgeregten Inszenierung, dann sicherlich auch an den großartigen Darstellern liegt. Ich bin kein Hilary Swank Fan, aber zuletzt in „The Hunt“ fand ich sie großartig widerlich. Ganz anders ist sie hier als Sharon, wo sie von Beginn an dieses Gefühl perfekt vermittelt, dass sie eigentlich glücklich sein könnte/müsste, doch sich selber immer wieder sabotiert, so dass dann am Ende nichts mehr passt. Wie sie mit/an ihrer neu gefundenen Aufgabe trotz Rückschlägen wächst, da ist man einfach als Zuschauer ganz bei ihr.
Alan Ritchson ist extrem liebevoll im Umgang mit seinen Töchtern, unbeholfen, was seine Präsentation bei sozialen Ereignissen betrifft und nach außen meist stark, doch voller Zweifel, wie es weitergehen soll. Ebenso eine hundert prozentig nachvollziehbare Figur und Performance. Hinzu kommen mit Skywalker Hughes (Joe Pickett) als Ashley und Emily Mitchell (Priscilla) als Michelle zwei Kinderstars, die ein paar „fruchtbar“ menschliche Aktionen liefern, bei denen man feuchte Augen bekommt.
Als einzigen Bösewicht hier, kann man nur die Herausforderungen des Lebens bezeichnen und gegen die anzutreten ist eine Aufgabe, die täglich von Neuem beginnt. Mal ein anderes Genre anzusehen, hat sich somit für mich dieses mal sehr ausgezahlt, denn die Zeit vergeht wie im Flug, man weint und lacht und fiebert mit und so viele sich echt anfühlende Charaktere, findet man aktuell nur selten auf der Leinwand.
„Oridnary Angels“ bekommt von mir 7/10 die Menschlichkeit nicht durch Zweifel ausbremsen könnende Empfehlungspunkte.