The Batman (Filmkritik)

Seit gut zwei Jahren gibt es ihn nun in Gotham: Den dunklen Rächer, der die Bösen verfolgt und der verkleidet wie eine Fledermaus in der Nacht seine Rachefantasien auslebt. Allerdings hat diese Verkleidung und sein Tun auch ganz andere Auswirkungen, als es der gute Flattermann wohl geplant hatte, denn seit kurzem wird aufgeräumt in Gotham. Aber nicht von ihm.

Ein Mann, der sich „Riddler“ nennt, tötet auf ziemlich bestialische Weise diverse in höheren Kreisen verkehrende und scheinbar korrupte Bürger. An den Tatorten finden sich immer wieder Rätsel und Hinweise, meist an „The Batman“ gerichtet. Da die Polizei nicht wirklich weiterkommt, lässt man den Mann in der Fledermausmaske gewähren und nach und nach kommt man dem Mann, der hinter den Morden steckt näher.

Teilweise auch durch die Hilfe von Selena Kyle, die sich ebenfalls des nachts aufmacht, um ihre eigene Form von Gerechtigkeit zu zelebrieren: Diebstahl.

Kann Batman den Riddler aufhalten oder ist er nur ein weiteres Rädchen im System und somit ein Steinchen im großen Plan des Bösewichts?

Die Entstehungsgeschichte dieses Batman-Films ist ja an sich schon eine sehr spannende Sache. Zuerst hatte Ben Affleck, der ja in „BvS“ Batman gespielt hat, ein Drehbuch geschrieben und wollte Regie führen. Dann ist er aus diversen Gründen ausgestiegen und Matt Reeves hat übernommen. Wer Matt Reeves Karriere verfolgt hat, der oder die weiß, dass er für „Colverfield“ verantwortlich zeichnet oder auch für die zweite Verfilmung von „Let The Right One In“ (2008) namens „Let Me In“ (2010). Man kann darüber streiten, ob es notwendig war das Buch (ja, ich habe es gelesen) in zwei Jahren zwei Mal zu verfilmen, aber okay. Ich fand beide Versionen toll und es war für mich spannend zu sehen, wie verschieden zwei Filme mit der gleichen Grundlage sein können (auch wenn ich die erste Verfilmung vorziehe). Auch die beiden Abschlussteile des „Planet der Affen“-Reboots hat er zu verantworten. Und da fand ich den dritten Teil schon eher … naja.

Für „The Batman“ gab es dann gleich eine Schelte, denn Robert „Edward“ Pattinson wurde als Batman gecastet. Tut mir leid, aber bei all den guten Filmen, die der Mann mittlerweile gemacht hat, dass er durch Twilight berühmt wurde, ist wohl eine Bürde, die er sein Leben lang tragen muss und das wird ihn vermutlich noch sehr lange begleiten. Dabei ist er wirklich gut in der Rolle, die – das muss man sagen – großteils mit Blicken gespielt wird (Hier könnte jetzt ein Twilight-Witz kommen, aber ich kann mich beherrschen. Vor allem, weil ich Twilight nie gesehen habe). Aber er passt. Für diesen Batman-Film passt er.

Ich sag es gleich vorweg: Ich fand die drei Stunden, die der Film dauert zu lange. Ich fand, das Finale hat nicht zum Rest des Films gepasst. Und ich finde, es ist kein Batman-Film. Man hätte da jede andere Figur hinstellen können und es wäre der gleiche Film gewesen und hätte genauso funktioniert. Sicher, es hieß bereits im Vorfeld, man werde Batman dieses Mal als Detektiv sehen und ja, das tut man, aber … sorry „the greatest detective in the world“, nun, den sehe ich nicht. Ohne Alfred und diverse Nebenfiguren würde er absolut im Dunklen tappen, der Riddler ist ihm immer nicht nur einen sondern mehrere Schritte voraus und ja, der gute Mann kennt nicht mal einen Teppichschaber, wenn er ihn sieht. Was soll ich sagen?

Nun, der Film ist optisch einwandfrei und ziemlich cool gemacht. Die Atmosphäre richtig düster und bedrohlich und es dreht sich viel mehr um Gotham und den kriminellen Machenschaften darin als in allen anderen Filmen. Allerdings kenne ich die Story um die Waynes bereits aus Telltales „Batman“, den Riddler kenne ich aus „The Dark Knight“, dort hieß er allerdings noch Joker und war noch nicht zu einem „Jigsaw“-Double geworden, sondern war was Eigenständiges. Und wenn ich „Seven“ sehen will, dann sehe ich mir „Seven“ an.

Wer will, der kann also sagen, dass dieser Film hier der „Seven“ unter den „Batman“-Filmen ist und hat damit Recht. Ob man das gut oder schlecht findet ist klar Geschmacksache. Ich fand es einen coolen Ansatz, konnte aber bei all den Anleihen an anderen Filmen leider die Eigenständigkeit daran nicht finden und bin nie richtig reingekommen. Sicher, es gab ein paar gute Szenen, aber keine davon war so richtig beeindruckend. Bis auf den Fahrzeug-Crash und das Ankommen von Batman. Wobei ich gestehen muss, dass ich dann, als sich Bats zum Fahrzeugfenster beugt laut auflachen musste. War wohl nicht beabsichtigt. Aber das sah einfach … ich weiß nicht. Hat die Szene für mich aller Ernsthaftigkeit beraubt. Und was sollt die Slapstickeinlage, in der Batmans Fallschirm hängen bleibt und es ihn durch die Gegend schmeißt, nur damit er danach wieder aufsteht und weghumpelt? Das hätte 1:1 aus „Deadpool“ sein können.

Und das Ende, nun, was soll ich sagen: Fans von „The Dark Knight Rises“ werden vermutlich viel aus diesem Film wiedererkennen, weil das Ende vom Plot irgendwie sehr ähnliche Vibes hat. Dieses Mal wird die Stadt halt überflutet. Und dass alle durch das hüfthohe Wasser rauswaten macht es jetzt auch nicht gerade bedrohlicher. Oh – und der Riddler ist Verschwörungsblogger („Ihr im Stich gelassenen Menschen, wehrt euch!“ – Wie neu …). Und Selena Kyle … ohne jetzt groß auf die Rolle einzugehen (Catwoman war schon mal vielschichtiger), muss ich eine Szene herausstellen: Als sie in ihrem Latexkostüm durch eine Bar geht, da hatte ich wirklich Angst, dass die gute Frau beim nächsten Hüftschwung in der Mitte abbricht. Das war bei einem Film, der so viel Wert auf Bildkomposition legt irgendwie seltsam, weil mich das echt rausgerissen hat. Liegt aber vielleicht an mir.

Die Action ist mal gut und mal weniger gut. Alles in allem fehlt es aber an richtigem Wumms. Die Musik ist allerdings super eingesetzt.

Wer jetzt denkt, dass ich „The Batman“ für einen schlechten Film halte, der oder die irrt. Er ist gut gemacht, die Schauspieler:innen geben ihr Bestes und die Besetzung ist wirklich gut gelungen. Richtig großartig fand ich John Tuturro als Falcone. Andy Serkis als Alfred war nett, aber verschenkt. Colin Farell unter dem Make-Up eh nicht zu erkennen (auch wenn er die beste Szene hatte. Ich sag nur: Ratte mit Flügeln). Ich bin halt einfach nur der Meinung, dass es ein wilder Mischmasch aus anderen Filmen ist, in dem halt Batman vorkommt. Ja, es passt alles halbwegs zusammen, aber eigenständig ist es in meinen Augen halt nicht. Und der Slogan „Unmask The Truth“ … naja, klingt nach Zodiac-Killer, der sicher auch ein bissi ins Drehbuch eingeflossen ist.

Alles in allem eine Mischung aus „Seven„, „The Dark Knight„, „Sudden Death“, „The Zodiac Killer“, „Saw“, „The Dark Knight Rises“ und „Deadpool“ (die Fallschirm-Szene). Kann man mögen. Kann man großartig finden. Kann man aber auch als altbekannt empfinden.

Was mir sehr gut gefallen hat, war die „I am vengeance“-Szene am Ende(!) des Films, die den Anfang super gespiegelt hat. Oh – und es gibt ein Voice Over von Batman. Weil … Gründe. Scheinbar war es sonst nicht „Film Noir“ genug.

„The Batman“ bekommt von mir 6,5 von 10 möglichen, in meiner Welt nicht besonders aufregende, Punkte.


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