The Florida Project (Filmkritik)

Moonee (Brooklynn Prince) wächst im Schatten des Florida Projects auf, was der Name von Disneyland in seiner Bauphase war. Dort glitzert und glänzt alles nach außen hin und alles ist schön und bunt und für Kinder geeignet. Moonee lebt mit ihrer Mutter Halley (Brina Vinaite) in einem Apartmentblock und dort ist das Leben anders. Dort sammeln sich die Existenzen, die wenig vom Leben erwarten und auch wissen, dass sie wirklich nicht sehr viel weiter kommen werden.

Auch Hausmeister Bobby (Willem Dafoe) weiß das und versucht alle daran zu erinnern die Regeln einzuhalten und auch für Ruhe im Haus zu sorgen. Allerdings spielen gerade Moonee und ihre neue beste Freundin Jancey (Valeria Cotto) da nicht immer mit. Und ihre Mutter Halley lebt von einem Tag zum anderen, schafft es dabei allerdings sich immer mehr zu isolieren. Bis sie irgendwann zu drastischen Mitteln greifen muss, um sich und ihrer Tochter ein Einkommen zu sichern …

Bei einem Film wie diesen (der auch als heißer Anwärte für viele Filmpreise gehandelt wird) bin ich üblicherweise der Meinung, es müsse reichen den Film zu sehen, um zu wissen, ob er gut oder schlecht ist und ich betrachte es üblicherweise als eher negativ, wenn ein Film Vorwissen verlangt, um ihn einordnen zu können. Denn ist Vorwissen notwendig, dann muss man das irgendwie in den Film packen, weil es schlichtweg nicht vorauszusetzen ist.

Bei „The Florida Project“ bin ich mir nicht sicher und ich mache da eine kleine Ausnahme. Diese habe ich bereits in die Einleitung bzw. Zusammenfassung der Story ganz oben gepackt, denn das Wissen, warum der Film „The Florida Project“ heißt in Kombination mit dem was gezeigt wird, hat eine andere Wirkung, als „nur“ einen Film über einen Wohnblock mit (teilweise) gescheiterten Existenzen zu sehen.

Ja, es wird im Film angedeutet, wo der Block liegt, aber – ganz ehrlich – mir war die Bedeutung dieser Lage nicht bewusst und erst als mir klar wurde, wo zB Halley hingeht um ihre Einkäufe teurer weiterzuverkaufen, wurden mir ein paar Dinge klarer.

Auch wichtig könnte die Info sein, dass außer Dafoe keine der Hauptrollen wirklich ausgebildete Schauspieler*innen sind. Die Leute spielen sich mehr oder weniger selbst. Gerade bei den Kindern ist es zB so, dass viele der Dialoge einfach improvisiert sind und ich finde das merkt man dem Film positiv an. Ich habe während dem Gucken mehrmals gedacht „Ja, so reden Kinder“ bzw. „Den Kinderhumor haben sie wirklich gut getroffen“. Das überrascht mich jetzt nicht mehr, da ich ja weiß – es ist tatsächlich echter Kinderhumor.

Der Film selbst plätschert eine Weile vor sich hin und es ist anfangs schwer zu sagen um wen es denn nun eigentlich geht. Geht es um Moonee? Oder um Halley? Oder gar um Bobby? Ja, zu allen drei Fragen und ein Nein, zu allen drei Fragen, denn es geht im Grunde nicht einmal wirklich um die drei, sondern es geht darum, was im Schatten von Glanz und Glorie passiert. Die Frage, ob es so sein muss oder ob das gut oder schlecht ist, wird im Film nicht gestellt. Die Geschichte (wenn man das so nennen kann) wird fast dokumentarisch betrachtet – es wird viel gezeigt und man darf sich selbst seinen Reim machen.

Relativ spät packt das Drehbuch dann doch noch zu und entscheidet sich dafür, dass es um Halley geht und ihren Umgang mit ihrer Situation als Mutter. Ich gestehe – für mich war es ein wenig zu spät, als das ich mich so richtig für sie als Person interessiert hätte (sie ist auch nicht besonders sympathisch), aber um Moonees Willen (die Kleine ist ein Wahnsinn. Im positiven als auch negativem Sinn) war ich gespannt, was da noch passieren wird.

Der Film endet einerseits wie er enden muss und andererseits auch sehr „disneyhaft“. Wer den Film gesehen hat, der/die weiß, wie ich das meine, denn das Ende ist je nach Interpretation sehr offen oder sehr düster oder sehr arthouse-symbolisch. Ich fand es zuerst ziemilch mies und wer meine Kritiken öfter liest, weiß ja, dass ein schlechtes Ende für mich einen Film kaputt machen kann. Als ich dann die Sache mit „Florida Project“ = „Disneyland“ erfahren habe, war mir das Bild bzw. die Symbolik gleich viel klarer und dann fand ich es eigentlich gut.

Kurz: Die Schauspieler*innen sind durch die Bank super, auch wenn ich Bobby als klaren Helden deklarieren würde (außerdem mag ich Dafoe einfach), der auch wenn er es nie sagen würde, sich einfach um „seine“ Leute kümmert, völlig egal, ob die es ihm danken oder nicht.

„The Florida Project“ bekommt von mir 7 von 10 möglichen, wenig geskriptete bzw. lange unfokussiert herumplätschernde und dokumentierende, Punkte.


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