A Quiet Place (Filmkritik)

Lee (John Krasinski) und seine Frau Evelyn (Emily Blunt) leben mit ihren Kindern zurückgezogen in einem alten Haus, welches sie so gut es geht abgesichert haben. Damit ja kein Laut nach draußen dringen kann. Das geht eher schlecht als recht, denn Tochter Regan (Millicent Simmons) pubertiert langsam und sagt allen Regeln den Kampf an. Welche Regeln? Am allerwichtigsten jene, keine zu lauten Geräusche zu machen.

Der Grund für diese Regeln sind Außerirdische/Monster, welche die Welt heimgesucht und so gut wie ausgerottet haben. Es dauerte eine Weile bis die Menschheit ausgeforscht hatte, dass diese Biester nach Gehör jagen und auffällige Geräusche diese Jäger extrem rasch anlocken.

Hauptproblem der Familie: Evelyn ist schwanger und der Geburtstermin steht kurz bevor.

Die Grundidee von „A Quiet Place“ ist super und ziemlich genial. Vor allem auch wirklich gut durchdacht. Die Wege, welche die Familie zurücklegt sind mit Asche gestreut und alle gehen barfuss, damit kein Lärm verursacht wird. Das Haus ist so schalldicht wie möglich verriegelt. Geschirr gibt es nicht, es wird von Blättern gegessen, denn irgendeines der Biester ist immer in Hörweite und sie reagieren sofort auf ungewöhnliche Geräusche. Klirrendes Geschirr wäre auf der Liste sicherlich weit oben.

Bevor ich jetzt darauf eingehe, ob mir der Film gefallen hat ein kleiner Hinweis an all die Besserwisser da draußen, die sich auf eine Tatsache eingeschossen haben und den Film deshalb dumm finden: Es gibt eine Szene, da sitzen Papa Lee und sein Sohn hinter einem Wasserfall, der wirklich laut ist und dort können sie ungestört reden, da das Wasser ihre Stimmen locker übertönt. Diese Szene hat vielen gereicht, die dem Film ankreiden, das sei eine dumme Szene, denn wenn das funktionieren würde, dann hätte doch die Familie einfach zum Wasserfall ziehen sollen. Meine Frage: Und wie hätten sie das Haus gebaut ohne auffällige Geräusche? Wie hätten sie auch nur irgendwas (von der Baumhütte angefangen zu ganz egal was) bauen können? Eben. Geht nicht.

Ich kann nur wiederholen: Ich finde den Film wirklich gut durchdacht. Ein paar andere Fragen (wie lange haben sie gebraucht um die ganzen Wege zu äschern? Was machen sie, wenn Wind kommt? etc) kann man sicher stellen, aber Tatsache bleibt für mich: Das ist mir alles egal.

Der Film ist wirklich spannend geworden und auch wenn die eine oder andere Szene absolut vorhersehbar ist (jeder weiß bereits bevor er den Film sieht, was mit Lee passieren wird. Und wie es passieren wird. Und warum es passieren wird). Glanzstück bleibt die Idee mit den Geräuschen. Das erste was mir aufgefallen ist: Leise zu sein entschleunigt. Das wissen wir alle zwar, wenn wir darüber nachdenken, aber erst bei diesem Film ist es mir so richtig bewusst geworden, wie viel Lärm wir eigentlich jeden Tag die ganze Zeit über machen. Dadurch, dass im Film wirklich jedes außergewöhnliche Geräusch eine absolute Störung der Tonspur darstellt fällt das noch viel mehr auf.

Dann die Idee mit der Schwangerschaft und dem Baby: Grenzgenial. Ein absolut freudiges Ereignis – ein Kind! – kombiniert mit der Tatsache, dass genau dieses Ereignis der Tod von allen sein könnte (schon mal eine leise Geburt erlebt?) – das erzeugt Spannung. Sicher. Die Umsetzung bzw. wie die Geburt passiert, nun, ich würde es mal „schummeln“ nennen, denn im Grunde drückt sich der Film dann doch ein wenig vor der Frage, was passieren würde und ob es eine Lösung dafür gibt. Die Lösung im Film erscheint mir von der Zeitdauer her einfach … unrealistisch.

SPOILER SPOILER SPOILER
Es gibt Geburten, die dauern Stunden. Wie lange läuft so ein Feuerwerk? Hm.
SPOILER ENDE SPOILER ENDE SPOILER ENDE

Das ändert nichts daran, dass der Film eine absolut eigene und bedrohliche, aber auch entspannende und wirklich eindringliche Atmosphäre entfaltet. Dass die Schauspieler*innen durch die Bank (allen voran Emily Blunt) einfach großartige Arbeit abliefern trägt natürlich seinen Teil dazu bei.

John Krasinski (Jack Ryan in der neuen „Jack Ryan“-Serie) hat auch bei der Regie und beim Monsterdesign ein gutes Händchen bewiesen und seine (auch im echten Leben) Ehefrau Emily Blunt („Edge Of Tomorrow„, „Lachsfischen in Jemen“, „Sicario„) spielt großartig. Sogar die Kinder – üblicherweise ja ein Ärgernis (ich denke nur an Jaden Smith in „Der Tag, an dem die Erde stillstand“) – spielen gut und bringen die Emotionen gut rüber.

Eine Frage, die im Film gestellt wird, und die mich eine Weile beschäftigt hat (bezogen auf ihre Kinder): „Who are we if we can’t protect them?“

„A Quiet Place“ bekommt von mir 7 von 10 möglichen, das Horrorgenre nicht neu erfindende, aber durch das Sounddesign einfach atmosphärisch tolle, Punkte.

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