Kidnap (Filmkritik)

Es war dank des „Nicht-Erscheinens“ einer Kollegin nicht leicht aber Kellnerin Karla (Halle Berry) hat es schließlich doch geschafft: sich als allein erziehende Mutter, Zeit für ihren kleinen Sohn Frankie (Sage Correa) frei zu schaufeln. Deshalb verbringen sie gemeinsam eine schöne Zeit im Park, bis sie einen Anruf erhält, der kurz ihre volle Aufmerksamkeit verlangt.

Als sie wieder auflegt, ist Frankie weg. Verzweifelt sucht sie überall nach ihm, bis sie eine Frau entdeckt, die ihn gerade in ihr Auto zerrt. Karla klammert sich an den Wagen, wird jedoch abgeschüttelt. Sie rappelte sich wieder auf, springt in ihr Auto und nimmt die Verfolgung auf. Karla sah sich immer als Mutter, die alles für ihren Sohn tun würde. Nun, jetzt kann sie es beweisen…

Es muss nicht immer mit der Qualität des Produktes zu tun haben bzw. ein schlechtes Zeichen sein, wenn ein Film-Start lange verzögert wird. Ursprünglich sollte „Kidnap“ nämlich bereits im Oktober 2015 erscheinen, doch die Produktionsfirma Relativity hatte finanzielle Probleme und musste den Start verschieben. Dann, als es endlich losgehen sollte, hatten sie die Rechte an ihrem eigenen Projekt verloren. Unter einem neuen Herausgeber erblickt der von Luis Prieto (Pusher) inszenierte Film, nun doch das Licht der Öffentlichkeit.

Ein klassischer Entführungs-Thriller hat im Normalfall ja verschiedene Elemente, die fast immer enthalten sind. Die Verhandlungen der Polizei mit den Kidnappern, die Suche nach Spuren, ein Blick wie die Dynamik zwischen Geisel und Peiniger funktioniert, die Unsicherheit ob das Opfer noch lebt usw., ich glaube ihr wisst was ich meine. Hier läuft die Sache jedoch anders ab, denn der gesamte Film wird aus der Sicht der Mutter erzählt und zwar als einzige, im Prinzip pausenlose Hetzjagd.

Das wirkt dann doch einigermaßen frisch und anders und kommt durchaus unerwartet. Damit man dabei nicht nur die gesamte Laufzeit über einer schweigenden Dame beim Autofahren zusehen muss, hat sich der Drehbuchautor zwei Dinge einfallen lassen. Erstens spricht Karla öfters mit sich selbst, so als würde sie mit ihrem Sohn kommunizieren, um sich selbst zu beruhigen. Auch was die Entführer machen kommentiert sie des öfteren. Zweitens passieren einige Unfälle und direkte Konfrontationen, als direktes Resultat der Dauerverfolgung.

Der Film suggeriert ja, dass man Dinge selbst in die Hand nehmen soll und für das Kämpfen soll, was man liebt. Nicht sich zurücklehnen und den langsamen Mühlen und der Bürokratie der Polizei vertrauen. Daher gibt es für Karla keine Pause und dank verlorenem Handy auch nicht die Möglichkeit, Hilfe auf die einfachste mögliche Art zu bekommen. Einige Aktionen sind dann auch etwas an der Haaren herbei gezogen doch insgesamt ist die Inszenierung mitreissend genug, weshalb man solche Übertreibungen gerne mal verzeiht.

Ich bin ja nicht der größte Halle Berry (The Call) Fan, hier macht sie ihre Sache aber sehr gut. Die Energie, wie sie dieses einerseits glaubhaft überfordert sein und dennoch aus Liebe zu ihrem Sohn niemals aufgebende vermittelt, ist durchgehend spürbar, beinahe schon greifbar. Es hat nicht wirklich jede Szene mit ihr funktioniert für mich, aber sie geht voll auf in dieser Rolle und ich will ihre Leistung nicht mindern, nur weil ich sie im Prinzip nicht sonderlich gerne sehe.

Insgesamt daher ein unheimlich kurzweiliger und auch einnehmender Thriller, bei dem man sich einfach mit auf die Reise begeben sollte, ohne zuviel nachzudenken. An manchen Punkten geht dem Erzählfluss etwas die Puste aus, doch als Ganzes ist das Ergebnis eigenständig genug, um aus dem Einheitsbrei heraus zu ragen. Ein Aufruf meiner Meinung nach nicht zur Selbstjustiz, sondern weg von der Passivität und das kann man ja eigentlich für jede Lebenskonstellation nur gut heißen.

„Kidnap“ bekommt von mir 6,5/10 sich im Dauerstress befindende Empfehlungspunkte.

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2 thoughts on “Kidnap (Filmkritik)

  1. Mmmh der wurde anderwo so zerissen.. jetzt schau ich aber doch mal rein. Ist auf Sky on Demand..wenn der auf Darkagent gut bewertet ist bin ich mir fast sicher das er gut ist 🙂

    • Ich bleibe dabei: Gut zum einmaligen Anschauen, vor allem wenn man sich von Halle Berrys Spiel emotional hineinziehen lässt.
      Ich würde mir den Film aber nicht auf Blu-Ray kaufen, da er für mich keinen „Will ich immer wieder mal anschauen“ Faktor besitzt.
      Achja, danke dass du unsere Meinung so schätzt, aber hier schreiben ja vier verschiedene Menschlein und auch wir sind uns nicht immer einig.

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