Zoomania – Zootopia (Filmkritik)

Schon als Kind träumte Judy Hopps (Ginnifer Goodwin) davon der erste Hase zu sein, der es schafft Polizist zu werden. Jahre später wird ihr Traum wahr und sie schließt ihre Ausbildung als Jahrgangsbeste ab. Ihr neuer Job führt sie in die riesige Metropole Zootopia, wo sie in Form ihres neuen Bosses Chief Bogo (Idris Elba), gleich ihre erste Enttäuschung erlebt. Statt an einem großen Fall über vermisste Säugetiere zu arbeiten, muss sie die Politesse spielen und Strafzettel verteilen.

Durch ihre Hartnäckigkeit und weil sie zur rechten Zeit am rechten Ort ist, bekommt sie schließlich doch die Chance, einen vermissten Otter wieder zu finden. Sollte sie dies jedoch nicht innerhalb von 48 Stunden schaffen, dann will Bogo, dass sie kündigt. Ihre Suche führt sie schließlich zu dem Schlitzohr Nick Wilde (Jason Bateman), den sie gegen seinen Willen rekrutiert. Fuchs und Hase auf gemeinsamer Mission, kann das wirklich gut gehen?

Zoomania

[tabbed tabs=“Film | Blu-Ray“]

[tab]

Bei diesem, dem bereits 55. Film aus der Reihe der Walt Disney Animated Classics Serie, führten mit Byron Howard (Bolt, Rapunzel), Rich Moore (Ralph Reicht´s) und Jared Bush (Baymax) gleich drei Männer als Team Regie, die auch alle am Drehbuch beteiligt waren. Bei den letzten animierten Filmen aus dem Hause Disney, setzte das Studio ja meist auf menschliche Helden und verwendete Tiere nur als Sidekicks für die Helden. Nun aber wird gleich ein ganzer Film nur den Tieren gewidmet, wobei man sich als einzelner Mensch bzw. als Gruppe, in so einigen Situationen wieder erkennt.

Das ist dann auch gleich eine der größten Stärken des Filmes, nämlich die Botschaft und wie sie vermittelt wird. Ein Hase ist Karotten-Bauer, ein Fuchs ein hinterlistiges Schlitzohr. So ist das eben. Ist es überhaupt erlaubt auch etwas anderes zu sein oder zu werden, auch wenn die Gesellschaft sagt, dass man das eben genau nicht kann? Muss man diese Erwartungen erfüllen und sich sämtliche Vorurteile gefallen lassen? Ohne den erhobenen Zeigefinger wird diese Thematik immer wieder in Situationen eingebaut, die ich (natürlich im übertragenen Sinne) aus meinem Alltag kenne und mich ertappt fühlte, weil ich eben auch ein voreingenommenes Bild von einigen Personengruppen im Kopf habe.

Diese Story wird dann eingepackt in wunderschöne Bilder, die einige „Wow-Momente“ mit sich bringen. Neben der Vielfalt und der Farbenpracht ist dabei vor allem beeindruckend, mit wie viel Liebe zum Detail – von der Großstadt bis ins Amazonas-Gebiet – diese tierische Welt zum Leben erweckt wird. Trinkbrunnen speziell für Giraffen, Reise-Röhren für Hamster, eigene Ausgänge für Tiere aller Größen bei Zügen, jedes Tier hat sein spezielles Service von der Stadt bekommen, damit (offiziell) ja keiner benachteiligt wird.

Dynamisch, mitreissend und ohne auf den nötigen Humor zu vergessen, sind die Action-Sequenzen gestaltet. Besonders die Verfolgungsjagd durch den Wohnbereich der kleineren Nagetiere habe ich noch immer vor meinem inneren Auge, denn hier wirken Hase und Wiesel so, als würde Godzilla durch die Gegend trampeln (umstürzende „Hochhäuser“ und lebensgefährliche Donut-Abstürze inklusive). Zusätzlich zur Situationskomik sind dann einige der Sprüche nicht nur geistreich, sondern auch ziemlich erwachsen für diese Art von Film und tragen bei aller Leichtigkeit, durchaus auch bittere Momente vom realen Leben in sich.

Eine noch sympathischere Protagonistin zu finden als Häsin Judy Hopps, wäre hier nicht mehr möglich gewesen. Sie ist enthusiastisch, ehrlich, liebenswert, aufgeweckt, mutig und trotzdem hat sie auch klar ihre Fehler und Unsicherheiten, was sie auf eine tierische Art und Weise, menschlich macht. Sie ist mit den Rückschlägen in ihrem Leben so umgegangen, dass sie daran gewachsen ist und nie aufgegeben hat. Ganz im Gegensatz zu Nick Wilde. Er hat sich scheinbar seinem Schicksal als sich im Graubereich des Gesetzes bewegender Fuchs abgefunden und scheint es zu genießen. Oder wäre er vielleicht doch gerne ein ganz anderer Kerl?

Wenn dann Ehrlichkeit auf Sarkasmus trifft, emotionale Schutzschilde einbrechen, Fehler gemacht werden und eine echte, über Vorurteile hinaus wachsende Freundschaft entsteht, dann wirkt dies unheimlich natürlich und erfrischend, mit einem Wort beschrieben einfach schön. Von dem Donuts liebenden Leoparden-Polizisten, über den Maulwurf-Mafiosi, bis hin zur von Popstar Shakira gesprochenen Gazellen-Sängerin und einem eiskalten „Schaf-Schützen“, sämtliche Figuren haben das gewisse Etwas und sind mit reichlich Charakter ausgestattet.

Wie habe ich mich also nach dem Filmgenuss gefühlt? Ich hatte ein breites Grinsen im Gesicht. Lachen, traurig sein, ein schlechtes Gewissen haben, mitfiebern, das Spektrum der erlebten Emotionen ist dabei ebenso breit gefächert und stimmig wie sich dieses Abenteuer auch insgesamt in seiner Ganzheit anfühlt. Ein rundum gelungenes Erlebnis, dass für jüngere und ältere Menschen gleichsam Unterhaltung bietet und sich ganz und gar nicht wie eine kalkulierte Auftragsarbeit des Disney-Konzerns anfühlt. Von diesen Tieren kann man sich eben wirklich eine dicke Scheibe abschneiden (nein, das meine ich nicht wörtlich).

„Zoomania“ bekommt von mir 9/10 am Ende die gegenseitigen Vorurteile hinter sich lassende Empfehlungspunkte und ist bereits als Nummer 55 der Disney Classics im Handel erhältlich.

[amazon template=multinational&asin=B079V92F56,B079VCSY6X]

(Szenenbild: © Disney Home Entertainment)

[/tab]

[tab]

Neben typischen Specials wie zusätzlichen Szenen, sind vor allem die Hintergrundinformationen interessant und wie viel Vorarbeit hier gleistet wurde. Forensische Akten, Unentdeckte Bewohner, ein runder Tisch zur Zoologie, Recherchen für ein tierisches Abenteuer oder eine Suche nach den Ursprüngen eines tierischen Abenteuers, egal welche Dokumentation man wählt, man spürt zu jeder Minute die Liebe der Macher zu ihrer Arbeit. Scoremania und das Musikvideo „Try Everything“ von Shakira runden schließlich mit zwei Beiträgen zum tollen Soundtrack die pralle Fülle an Specials ab.

[/tab]

[/tabbed]


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.