Ein Königreich für ein Lama – The Emperor’s New Groove (Filmkritik)

Der junge König der Inkas namens Kusco (gesprochen von Michael Bully Herbig) führt sein Königreich mit einer riesigen Selbstverliebtheit und Arroganz. Hauptsache er ist zufrieden mit sich und seinem Leben, sein Volk ist ihm dabei ziemlich egal. Als er jedoch Isma, seine sinistre Beraterin, wegen ihrem ausgeprägten Hunger nach Macht feuert, rächt sich diese mit Hilfe ihres einfältigen Gehilfen Kronk mit einem vergifteten Getränk.

Wegen einer Verwechslung wird Kusco aber dadurch nicht getötet, sondern in ein sprechendes Lama verwandelt. Seine letzte Rettung scheint der freundliche Bauer Patcha zu sein, doch dieser ist nicht gerade gut auf den König zu sprechen, da der König sein ganzes Dorf vernichten will, um einen Vergnügungspark zu bauen. Können sich die beiden ungleichen Helden zusammen raufen, um einen Weg zu finden, aus dem Lama wieder einen Menschen zu machen?

Ein Königreich für ein Lama

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„Ein Königreich für ein Lama“ von Regisseur Mark Dindal (Himmel und Huhn) ist ein Abenteuer aus dem Hause Disney, das mittlerweile auch schon wieder 18 Jahre auf dem Buckel hat. Der englische Titel spielt auf das bekannte dänische Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ von Hans Christian Andersen an, die beiden Geschichten haben aber sonst so gut wie nichts gemeinsam. Während man damals noch einmal im Jahr mit dem grossen Disney Zeichentrickfilm für die ganze Familie rechnen konnte, ging dieses freche Lama erstmals eigene Wege.

Auffallend ist hier nämlich der Humor, der stark auf Selbstironie ausgelegt ist und damit spielt, dass das Publikum ähnlich gelagerte Filme schon oft gesehen hat und die Mechanismen wie sie funktionieren, schon längst als Tatsache akzeptiert hat. Wenn Kusco zum Beispiel seine Geschichte in filmischer Form erzählt und er diese dann anhält, um Patcha durchzustreichen und zu betonen, dass er die Hauptfigur ist oder er nach oben schaut und seine eigene Erzähler-Stimme dazu auffordert, doch bitte endlich still zu ein, dann war/ist dies eine neue Ebene für diese Art von Film.

Die eben angesprochenen Ebenen bei diesem farbenfrohen Dschungeltrip wechseln dabei ständig. Die Reiseroute der Helden wird auf einer Karte mit kleinen roten Kästchen angezeigt, was plötzlich die Schurken neben sich auf dem Weg sehen und hinter sich die eigene Strecke als blaue Dreiecke. Die Reaktion der beiden? Kopf schütteln und weiter laufen, was denn auch sonst? Auch die Frage danach, wie die Bösen schneller als die Guten am Ziel angekommen sind wird mit einem Beweisbild und der „ja, das ist eigentlich völlig unlogisch“ Antwort kommentiert.

Zusätzlich zu diesen eigenwilligen und – subtil und nicht plakativ präsentierten – genialen Szenen, funktioniert die Buddy-Dynamik sowohl auf der Seite von Kusco und Patcha, als auch bei Isma und Kronk. Kusco ist klar ein verzogener Junge, der zwar grundsätzlich niemanden schaden will, doch es auf Grund seiner königlichen Erziehung überhaupt nicht mit bekommt oder es für ihn einfach unwichtig ist, wenn er mit seinen Aktionen anderen das Leben schwer macht. Er will immer Recht haben und was er sagt, das soll auch gelten.

Ganz anders Patcha, der ein liebender Familienvater mit schwangerer Frau ist und bereits zwei Kindern hat, der die Ruhe seines Bauernlebens zu schätzen weiss und in allen Menschen (auch Lamas) einen guten Kern vermutet. Isma als Gegenpart ist von ihrem ausgemergelten Aussehen her eine Karikatur auf klassische Disney Schurkinnen und sie ist wirklich durch und durch böse. Nur ihr Assistent Kronk verhindert oft Schlimmeres, da er ziemlich naiv ist und nicht mit grosser Intelligenz ausgestattet. Immerhin, dafür kann er mit Eichhörnchen sprechen und gut Kochen.

Neben wenigen Gesangseinlagen regiert hier also circa 75 Minuten lang der geballte Wortwitz gepaart mit Situationskomik und einem offensichtlich selbstreflexiven Blick auf das gesamte Genre. Am Ende wird die Schraube in Sachen Action dann noch mal ziemlich angezogen, wenn im Finale ein Fläschchen nach dem anderen, zu immer weiteren tierischen Verwandlungen führt. Für mich einer der kurzweiligsten und unterhaltsamsten Disney Zeichentrick-Hits überhaupt, der übrigens auch im Jahre 2005 eine (klar schwächere) DVD-Fortsetzung bekam und ein Jahr darauf eine zwei Staffeln umspannende Fernsehserie.

„Ein Königreich für ein Lama“ bekommt von mir 8,5/10 die eigene Menschlichkeit in Form eines Lamas findende Empfehlungspunkte und ist bereits als Nummer 39 der Disney Classics als Blu-Ray und DVD im Handel erhältlich.

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(Szenenbild: © Disney Home Entertainment)

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Auf der mit detailverliebten und scharfen Bildern ausgestatteten Blu-Ray Disc, auf der kein einziger Bildfehler zu sehen ist, finden sich einige lustige Specials. Neben dem netten Musikvideo „My Funny Friend And Me“ von Sting, liefert die „Recherche-Reise“ interessante Einblicke und die Doku über die „Stimmen der Figuren“ beweist, dass der Spass hier auch hinter der Kamera groß war. Zu guter Letzt kann man nach den Informationen über die „CGI Requisiten“ auch noch mit den „Zusätzliche Szenen“ inklusive Einführung der Filmemacher, noch weiter in diese bunte Welt eintauchen.

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