Nach den Ereignissen aus „Ginger Snaps“ bleibt Brigitte (Emily Perkins) allein zurück. Ihr geht es nicht gut. Sie ist infiziert mit dem Werwolf-Virus. Nur die regelmäßige Einnahme von Eisenkraut hindert sie daran völlig zu einem Monster zu mutieren. Nachdem die Polizei sie findet und aufgrund ihrer Spritzen und Materialien für einen Junkie hält wird sie festgenommen und nun lebt sie in einer Reha-Klinik. Dort freundet sie sich (mehr oder weniger) mit ein paar der Insassen an. Allen voran mit der völlig durchgeknallten Ghost (Tatiana Maslany). Als weiteres Problem taucht ein männlicher Werwolf auf, der nach einem Weibchen sucht.
Brigitte hat eine Menge Probleme. Die Tatsache, dass sie Tagträume/Visionen hat, in welcher ihr die tote Ginger erscheint und sie immer wieder verspottet und/oder Tipps gibt, gehört in diesem Fall noch zu den Nebensächlichkeiten …
Ja, die beiden Schauspielerinnen sind wieder zurück. Emily Perkins hat ihre Rolle als Brigitte („Extraterrestrial„) wieder aufleben lassen und spielt in diesem Teil die große Hauptrolle. Katharine Isabelle („American Mary„) kommt zwar vor, ist aber zu einem großen Teil nebensächlich. Dafür wird die neue Figur der Ghost, in Gestalt von Tatiana Maslany, eingeführt. Diese neue Figur hat es in sich und sorgt immer wieder für Überraschungen.
Auch dieser Teil ist wieder eine Metapher. Die Art und Weise wie Brigitte mit ihrem „Problem“ umgehen muss erinnert nicht nur frapierend an Drogenabhängige, sondern wird im Film von ein paar der Figuren auch als genau dies verstanden (Die Polizei findet die junge Dame am Anfang des Films und weiß natürlich genau, dass die Dame „drückt“). Die Tatsache, dass Brigitte sich dennoch immer weiter in einen Wolf verwandelt, und dass das Eisenkraut diese Verwandlung nur verlangsamt, macht es nicht besser.
Der Nachfolger von „Ginger Snaps“ wurde 2004 in einem Zug mit dem dritten Teil gedreht, was man ihm aber nicht anmerkt. Die Story setzt relativ kurz nach dem ersten Teil ein und spinnt die Geschichte gut und glaubwürdig weiter. Der Film wurde so geschrieben, dass er auch ohne Kenntnisse des ersten Teils funktionieren kann, aber jene, welche den ersten kennen werden (natürlich) viel mehr Freude daran haben. Auch wenn der Ton des Films sich gewandelt hat. War Ginger hin und her gerissen zwischen ihrer neuen Macht und den sich bietenden Möglichkeiten, so weiß Brigitte, was letzten Endes aus ihr werden wird und sie nimmt eine schwere Abhängigkeit in Kauf, um genau das zu verhindern. Die Frage, ob das eine bessere Option ist, stellt sich bei den langsam beginnenden Verwandlungsstufen aber dann doch immer wieder einmal.
Emily Perkins spielt Brigitte auch hier absolut überzeugend und man leidet richtig mit der Frau mit. Gerade eine bestimmte Szene (die ich jetzt nicht näher beschreiben will), hat mir allein schon aufgrund der Blicke von Frau Perkins eine absolute Gänsehaut den Rücken hinunter getrieben. Auch Tatiana Maslany als Ghost ist wirklich toll besetzt und wirkt die ganze Zeit über absolut ambivalent mit ihrer Faszination für die Verwandlung von Brigitte. Will sie helfen? Oder will sie bloss dabei sein und sehen was passiert? Zumal Ghost selbst in der Klinik eine kleine Außenseiterin ist und somit eine andere Version von Brigitte im ersten Teil darstellt, da Brigitte und sie die einzigen beiden sind, die tatsächlich etwas gemeinsam haben. Das Ende des Films kann zwar als kleinen „Fu***p“ bezeichnen, aber ich fand es verdammt unerwartet und toll – das hätten sich nicht viele Filmemacher getraut.
Das Team hinter der Kamera wurde leider gewechselt, so hat Megan Martin mit „Ginger Snaps 2: Unleashed“ ihr erstes Drehbuch abgeliefert und Brett Sullivan seinen ersten Langspielfilm inszeniert. Beide haben ihre Sache super hinbekommen und einen Film geschaffen, der zwar nicht an den Überraschungserfolg des ersten heranreicht (auch nicht an die Thematik), aber dennoch weit entfernt ist von vielen uninspirierten zweiten Teilen, sondern es doch tatsächlich gewagt wird, zu versuchen eine neue Geschichte zu erzählen.
„Ginger Snaps 2: Entfesselt“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, einen wirklich guten zweiten Teil an einen der besten Werwolf-Filme aller Zeiten, anzuknüpfen.
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