Die Welt hat ein Problem – nach einem Nuklearkrieg erhebt sich ein Mann, um sich diesen Planeten untertan zu machen. Aber er hat nicht mit dem größten Helden der Erde gerechnet: Rex Power Colt! Halb Mensch, halb Maschine, zur Gänze Amerikaner! Ein Mark IV-Cybersoldat, der ausgesandt wird, um die Erde zu retten und dem Bösen in den Arsch zu treten.
Bonusziel der Mission: Die 80iger neu aufleben lassen und als Ein-Mann-Armee cooler sein als alle 80iger Jahren Action-Helden zusammen.
Und das Bonusziel wurde von Ubisoft klar erfüllt. Das Stand-Alone-Add-On zu „Far Cry 3“ mit dem Untertitel „Blood Dragon“ wurde zu einer absolut abgedrehten Hommage an die alten Actionhelden (und -filme) der 80iger Jahre. Die Verbeugung vor diesen Filmen zieht sich als durchgehender roter Faden durch „Blood Dragon“ – das beginnt bei der 8-Bit-Optik der Zwischensequenzen, geht über den Synthie-Soundtrack und hört nicht mal bei den coolen Sprüchen von Rex Power Colt auf („School is out … forever“). Wer also mit Namen wie „Schwarzenegger“, „Stallone“, „Van Dame“ oder „Lundgren“ was anfangen kann und deren Filme in den 80iger gesehen hat, der oder die wird bei „Blood Dragon“ voll auf seine/ihre Kosten kommen. Wer dann zu dieser Zeit noch ein wenig Ego-Shooter gespielt hat, wird sich hin und wieder kaum halten können vor Lachen.
Ich gebe zu, dass ich zwei Versuche gebraucht habe, bis ich den Humor von „Blood Dragon“ witzig fand – im ersten Anlauf war ich eher gelangweilt, aber dann hat es „Klick“ gemacht und ich konnte mir ob der vielen Anspielungen an das Genre kaum eine Sekunde lang das Grinsen verkneifen. Bereits der erste Satz im Tutorial (zu dem der Spieler durch einen Kumpel gezwungen wird) lautet: „Press ENTER to demonstrate your ability to read“. Super. Später bekommt man zehn Fenster mit Bla bla-Infos vorgesetzt und der Inhalt des letzten Fensters lautet in etwa „Wenn sie diese nervigen Nachrichten weghaben wollen, dann upgraden sie kostenpflichtig auf Tutorial 2.0“, was Rex mit einem „Are you f***ing kidding me?“ quittiert.
Alles – und ich meine ALLES – in dem Spiel ist von irgendeinem 80iger Film geklaut – von der Körperhaltung, die eingeblendet wird, wenn Rex sich hinkniet (Terminator), die Sprüche die er ablässt, die Optik der Bösewichter (der Hauptgegner ist eine Mischung aus Universal Soldier und James-Bond-Gegenspieler) bis hin zu der Story an sich (Wissenschaftlerin, die gerettet werden muss, eine absolut kultige 8-Bit-Sexszene, tragische Tode und ein übermächtiges Artefakt, das alles vernichten kann).
Sogar die Erklärungen der Bildschirmtexte im Menü sind völlig durchgeknallt – so beschreibt zum Beispiel die Beschreibung des Bogens überhaupt nichts, sondern im Beschreibungstext wird erklärt, dass „man jetzt nicht wirklich erklären muss, was ein Bogen ist, oder? Wenn ja, dann sollte man bitte endlich mal seinen Hintern aus dem Sessel bewegen und mal an die frische Luft spielen gehen. Apropos „spielen gehen“ – wenn man nicht weiß, was ein Bogen ist, dann liegt die Vermutung wohl nahe, dass man ohnehin zu jung für dieses Spiel ist. Und wenn jemand fragen sollte, warum ein Bogen in einem Zukunftsspiel vorkommt, dann kann man nur anmerken, dass NEONfarben seit Tron klar die Zukunft sind – und der Bogen ist Neonfarben gehalten. Also ist doch bitte klar, dass es ein futuristischer Bogen sei.“ Das zieht sich durch das komplette Spiel.
Die Spielmechaniken sind 1:1 aus „Far Cry 3“ übernommen, wenn in Summe auch um einiges kürzer. So gibt es nur 18 Basen (die allesamt optische Referenzen an diverse Spiele/Filme sind), eine Handvoll Nebenmissionen (mit Aufgaben á la „Kill Person X. Why? Because he littered. Litterers are losers.“) und coole und abwechsungsreiche Storymissionen. Die „Einheimischen“ aus „Far Cry 3“ sind halt jetzt „Science Nerds“ und die neu eingeführten „Blood Dragons“ sind cool anzusehen, teilweise bockschwer zu erlegen und später darf man sogar mal – soviel sei verraten – auf einem reiten und dessen Gedanken hören – die wirklich köstlich sind.
„Far Cry 3 Blood Dragon“ erfindet nichts neu, sondern klaut alles zusammen, gießt es in einen Becher, mischt eine Prise Ironie und Irrsinn dazu, schüttelt das ganze durch, taucht es in Neonfarben und zeigt dir den Mittelfinger. Das Rex Power colt dann auch noch von Michael Biehn gesprochen wird („Aliens“) ist das I-Tüpfelchen auf dem Spiele-I.
Ich habe mich beim zweiten Anlauf prächtig unterhalten und musste sogar mehrmals im Zuge der Kampagne lauthals auflachen – so toll und witzig hier viele Klischees (und Amerika-Patriotismus) auf die Schaufel genommen werden – großartig.
„Far Cry 3 Blood Dragon“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, auf völlig eigenwillige Art und Weise unterhaltsame, Punkte
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