Alyce – Außer Kontrolle (Filmkritik)

Alyce (Jade Dornfeld) ist ein schüchternes Mädchen. Ihre beste Freundin Caroll (Tamara Feldman) eigentlich nicht so richtig. Da beide Leben an diesem Abend aber irgendwie scheiße sind, beschließen die beiden einen drauf zu machen und hauen sich unter anderem auch Drogen rein. Durch einen dummen Unfall (danke an die Drogen) stürzt Caroll vom Hausdach und Alyce entwickelt extrem Schuldgefühle.

Die Abwärtsspirale in den Kaninchenbau beginnt und am Ende kann es nur Tote geben …

Alyce Außer Kontrolle Film

Was Jay Lee hier als – mehr oder weniger – Nachfolgefilm von „Zombie Strippers!“ auf die Menschheit loslässt, kann schwer in eine Schublade gesteckt werden. Das liegt aber weniger daran, dass der Film eine extrem gelungene Mischung aus mehreren Genres ist, sondern scheinbar selbst nicht so genau weiß, was er sein will. Da in diesem Fall der Regisseur und der Drehbuchautor die gleiche Person sind, wäre es mal interessant den Herrn zu fragen, was er mit dem Film eigentlich bezwecken wollte. Aber mal der Reihe nach.

Zu Beginn des Films lernen wir relativ lange Alyce kennen, die in ihrem Leben nicht sehr viel Schönes hat. Außerdem hegt sie sehr große Zuneigung zu ihrer besten Freundin Caroll – als diese von ihrem Freund betrogen wird, besaufen sich die beiden, Zärtlichkeiten zwischen den Frauen bahnen sich an, werden dann aber jäh unterbrochen und der Abend endet damit, dass Caroll im Krankenhaus liegt und Alyce der Polizei und allen anderen mitten ins Gesicht lügt.

Genau damit beginnt der Abstieg von Alyce. Leider auch der des Films. Denn ist bis zu diesem Zeitpunkt noch alles klar, nachvollziehbar und spannend, so geht es von hier an bergab. Alyce kauft sich immer öfter Drogen, für die sie immer öfter ihren Körper verkauft und es wird ihr immer mehr egal, was um sie herum passiert. Das ist einerseits extrem gut gemacht – der Abstieg von Alyce in den Drogendschungel ist sehr gut in Szene gesetzt, die Bildmontagen, die Tag/Nacht-Wechsel – die Alyce, die völlig daneben ist – super gemacht.

Irgendwann in diesem Dunst aus Drogen und Depression verliert der Regisseur aber genau wie seine Hauptdarstellerin das Ruder und der Kaninchenbau verschlingt seine Protagonistin, als auch den Film. Denn die Glaubwürdigkeit des Charakters von Alyce wird nach und nach immer weniger – sicher, das kann man an ihrem zerstörten Charakter festmachen, ist mir persönlich aber zu wenig. Da fehlt mir einfach was. Gegen Ende kippt das ganze dann in einen richtigen Splatterfilm um, der schon mal zeigt, wie schwer es ist einen Menschen zu zerlegen und das schon mal auf gute zehn Minuten hin ausdehnt, was bei mir nach anfänglichen Schock rasch zu Langweile wurde (auch wenn es effekt-mäßig sehr gut gemacht ist). Da stimmt für mich die Mischung einfach nicht – von kurzen Momenten der Situationskomik mal abgesehen (Alcye schießt auf einen Baseballschläger schwingenden Junkie und trifft genau den Schläger, was sie zu einem kurzen Schmunzeln verleitet und ihr die Worte „What were the odds?“ entkommen. Das ist witzig inszeniert (wenn auch nur gut fünf Sekunden Film).

Was schade ist, denn gerade Jade Dornfeld als Alyce trägt den Film absolut problemlos auf ihren Schultern – das komplette Spektrum an Emotionen findet sich in dem Film wieder und ich kann nur sagen, dass ich absolut beeindruckt war, von ihrer Leistung. Auch James Duvall gibt sich keine Blöße (auch wenn er so gut wie nicht vorkommt).

Mir ist die Anlehnung an „Alice im Wunderland“ schon klar und mein Kopf versteht auch die Zusammenhänge mit den im Film auftretenden Figuren, aber dennoch – ich weiß nicht, was der Film aussagen soll, bzw. wozu er gemacht wurde. Eine Komödie ist es nicht, dazu ist er anfangs viel zu ernst, aber um eine nachdenkliche Charakterstudie oder eine Studie über den Verfall durch Drogen oder dem Zugrundegehen an Schuldgefühlen, zu sein, verliert der Film je länger er dauert den Fokus.

Gut gemeint ist nicht immer halb gewonnen – was sich bei „Alyce kills“ durchaus zeigt. Da in der gesamten Werbung (und Promotionbilder) im Netz und Co auch meist nur die brutalen Szenen zu finden sind und das ganze Paket als Horrorfilm verkauft wird – und ich bin der letzte, der gegen Charakterzeichnungen in Horrorfilmen ist – frage ich mich, ob da nicht gleich ein paar Erwartungen enttäuscht werden.

„Alyce kills“ bzw. „Alyce – Außer Kontrolle“ bekommt von 5,5 von 10 möglichen, in den Kaninchenbau des Wahnsinns abgleitende, Punkte.

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