Flypaper (Filmkritik)

Tripp (Patrick Dempsey) wollte eigentlich nur einen Geldschein wechseln lassen, vielleicht ein bißchen mit der hübschen Bankangestellten Kaitlin (Ashley Judd) flirten und sich dann schnell zur Apotheke begeben, damit er seine regelmäßige Tabletteneinnahme ja nicht vernachlässigt. Blöd nur, dass er gerade das Gebäude verlassen will, als zwei Gruppen von Bankräubern – unabhängig voneinander – gleichzeitig die Bank überfallen wollen.

Nach der anfänglichen Verwirrung und der darauf folgenden Schiesserei, kann Tripp die Gangster davon überzeugen, dass doch auch ruhig beide Gruppen ihrer Tätigkeit nachgehen können, da sowieso die einen zum Tresor wollen, die anderen aber auf die Geldautomaten scharf sind. So weit so gut, abe wie soll Tripp nun an seine Medikamente kommen, bevor ihm vor lauter manischen Gedanken der Kopf explodiert? Wie kann er dafür sorgen, dass er und der Rest der Geiseln, diesen Überfall überleben? Und was das Wichtigste ist: wie kann er Kaitlin nur davon überzeugen, dass sie auch mit ihm schlafen will und nicht nur er mit ihr?

Flypaper

Regisseur Rob Minkoff ist vor allem bekannt für seine Co-Regiearbeit beim Disney Welterfolg „König der Löwen“. Danach blieb er der Kinder- bzw. Familienunterhaltung treu und war für Werke wie die beiden „Stuart Little“ Filme mit Hugh Laurie, „Die Geistervilla“ mit Eddie Murphy und „The Forbidden Kingdom“ mit Jackie Chan und Jet Li verantwortlich. „Flypaper“ – was auf deutsch übrigens Fliegenfänger bedeutet – ist sozusagen also sein erster „erwachsener“ Film.

Zwei Dinge sind mir bei diesem Film besonders aufgefallen. Erstens ist die gesamte Inszenierung so locker und leicht, dass man ständig das Gefühl hat, sich irgendwie in einer ziemlich schrägen Version einer Screwball-Komödie zu befinden. Zweitens habe ich schon lange keinen Film mehr gesehen, bei dem ich so viele Charaktere gerne mochte, ja sogar richtig sympathisch fand und das auch noch aus den unterschiedlichsten Gründen.

Die Ausgangslage – zwei Gruppen von Gangstern rauben die gleiche Bank aus – ist ja an sich schon eine gute Basis für Action, wobei der Schwerpunkt hier augenscheinlich klar auf dem komödiantischen Bereich liegt. Wenn nicht gerade wieder eine Überraschung oder ein kleiner Storytwist auf den Zuschauer wartet, verlässt sich der Film voll auf seine Figuren bzw. deren Darsteller und das funktioniert prächtig. Auch an der souveränen Regie, der Kameaführung und der chaotisch lustigen Filmmusik hatte ich hier meine Freude.

Patrick Dempsey (Transformers 3), der ja vor allem wegen einer gewissen Arztserie (den Namen erwähne ich absichtlich nicht) bei uns bekannt ist, ist der eigentliche Antiheld des Filmes. Wenn er ohne seine Medikamente anfängt immer schneller zu reden, zu zählen und zu kombinieren und dabei ständig versucht, die von ihm geschätzte Dame in ein Gespräch zu verwickeln, dann ist dies wirklich köstlich zu beobachten. Auch seine Entscheidungen, die er im Laufe der Handlung trifft, sind echt nicht immer nachvollziehbar, doch führen sie meistens trotzdem zum erwünschten Ziel. Ein tolle Figur sehr gut gespielt also.

Ebenfalls großartig sind Tim Blake Nelson (O Brother, Where Art Thou?) und Pruitt Taylor Vincent (Identity) als die wohl unfähigsten Bankräuber der Welt mit den Codenamen Peanut Butter und Jelly. Kautabak spuckend und mit einer nur schwer überbietbaren Einfachheit des Gemüts gesegnet, ist bei den beiden liebenswerten Verlierern vor allem eines sicher: am Ende, da geht alles schief. Auf solche Kinder können Eltern wirklich stolz sein und als Zuseher wünscht man sich schnell, dass ihnen vielleicht am Ende doch mal ein Erfolgserlebnis gegönnt sei.

Matt Ryan, den ich bis jetzt nur aus der kurzlebigen Criminal Minds Spinoff Serie „Suspect Behaviour“ kenne, überzeugt als ein an der Oberfläche ständig gewaltbereiter Safeknackerspezialist, der aber dann im Ernstfall doch weniger hart und psychopathisch ist, als er es gerne wäre. Ashley Judd (Bug), Mekhi Phifer (Torchwood) und Jeffrey Tambor (Hellboy) machen ihre Sache auch gut und es gibt noch ein paar mehr wirklich skurrile Nebenfiguren, von eher unbekannteren Darstellern gespielt, damit dies aber keine Endlosaufzählung wird, kann ich euch nur eines empfehlen: Film anschauen!

Wer Krimikomödien mit gut aufgelegten Profis vor und hinter der Kamera zu schätzen weiß, der ist hier genau richtig. Der Film ist exakt das, was er sein will und vielleicht sogar ein bißchen mehr. Hoffe Rob Minkoff macht nun mehr Filme für ein erwachsenes Publikum, da seine infantil lockere Herangehensweise an die Sache, echt erfrischend ist.

Der Film „Flypaper“ bekommt von mir 8/10 die Bank mit vereinten Kräften völlig leer räumende Empfehlungspunkte.


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