
Es gibt Neuigkeiten: Nachdem Gerüchte aufgetaucht sind, dass Naoes Mutter Tsuyu noch am Leben sein könnte, besucht eine Spionin von Hattori Hanzo unsere Shinobi in ihrem Versteck – angeblich ist Tsuyu auf der Insel Awaji gesichtet worden. Es gibt Anhaltspunkte. Ein Puppentheater macht gerade in Japan die Runde und die Geschichte, die es erzählt handelt von einer bösen Shinobi, welche Awaji heimsucht. Aber sie sei gefangen worden.
Für Naoe klingt das sehr stark nach ihrer Mutter, also macht sie sich auf den Weg nach Awaji um der Sache auf den Grund zu gehen. Aber alles läuft schief und Naoe kommt in eine sehr brenzlige Situation.
Zum Glück weiß Yasuke, was Naoe vorhat und macht sich selbständig auf den Weg, um nachzusehen, ob alles glatt gelaufen ist. Und dann fängt der Kampf um die Befreiung von Awaji erst richtig an …
Ach, DLCs bzw. Add-Ons sind immer so eine Sache. Vor allem in Verbindung mit Ubisoft. Da gibt es tolle DLCs (zum Beispiel „Jack The Ripper“ als Zusatz von „Assassin’s Creed Syndicate„) und dann gibt es so mittelprächtige bis schwache DLCs, wie zum Beispiel „Wrath Of The Druids“ von „Assassin’s Creed Valhalla“ oder „Dead Kings“ von „Assassin’s Creed Unity„. Es ist also immer ein wenig Bauchweh dabei, wenn Ubisoft DLCs ankündigt.
Im Falle von „Claws Of Awaji“ ist die Sache rein spielerisch und storytechnisch jedoch absolut ein DLC, der auf der besseren Seite landet. Ich persönlich würde ihn sogar als richtig super einstufen. Das hat ein paar Gründe, zu denen ich gleich komme, denn ein Teil davon bezieht sich auf die Story und das macht ihn dann trotzdem zu einem Grenzfall, denn „Claws Of Awaji“ ist eigentlich der richtige Schluss zu „Assassin’s Creed Shadows“. Rein von der Story und der Emotion gegen Ende hin fühlt es sich nach dem richtigen, echten Ende an. Also eigentlich etwas, was man als zahlender Kunde beim Hauptspiel erwarten würde. Wer damit ein Problem hat, der oder die wird den DLC einfach aus Prinzip aufgrund seiner Existenz in dieser Form nicht mögen und vielleicht sogar verabscheuen.
Und ja, diesen Vorwurf muss sich Ubisoft meiner Ansicht nach klar gefallen lassen.

Andererseits verstehe ich nach dem Beenden des DLCs, warum Ubisoft die ganze Geschichte in einen DLC gepackt hat, denn tatsächlich macht er einige Sachen besser als das Hauptspiel. Da wären zum Beispiel die Bösewichte. Vier an der Zahl. Und im Gegensatz zu der im Grunde namenlosen Horde aus dem Hauptspiel haben wir alle einen Namen, eine Aufgabe und Alleinstellungsmerkmale.
Ohne zu viel spoilern zu wollen: Es gibt eine Scharfschützin, die euch hin und wieder auflauert und mit ihrem Teppo beharkt. Oder der Leibwächter der Herrscherin von Awaji, Temijo, der ein – im Vergleich zu allen anderen Gegner:innen davor (ich spreche hier von diesem Teil der Reihe, nicht der Reihe generell) – doch tatsächlich ein bisschen Komplexität als Charakter besitzt.
Dazu kommt, dass jede Mission mit der Story verwoben ist und auch die Aufträge dementsprechend wichtiger wirken und nicht mehr so generisch. Ja, man macht immer noch die gleichen Dinge wie im Hauptspiel, aber es fühlt sich anders an. Weil man ein Ziel hat. Weil man konkret weiß, warum man tut was man tut und was es bringen soll. Während in „Shadows“ das Abmurksen von fünf Bösewichten in der Story eigentlich NULL Gewicht hat – ich meine, ja, einer weniger: yeah. Aber das war es auch schon – so hat man bei „Awaji“ das Gefühl, dass es wirklich was verändert. Und das tut es auch. Nur als Beispiel: Erledigt ihr die Kapitäne von Tomejis Truppe, dann steht ihr ihm bei eurer Konfrontation allein gegenüber. Sind die Kapitäne noch da, dann kämpfen diese an seiner Seite mit.
Auch sind die Missionen für die vier Bosse cool inszeniert und auf deren Eigenschaften angepasst. So gibt es bei der Scharfschützin ein Katz- und Maus-Spiel in einem nebelverhangenen Sumpf bei Nacht. Ihr müsst von Deckung zu Deckung huschen, anhand ihrer Stimme herausfinden, wo sie sich befindet und euch dann an sie heranschleichen, immer darauf bedacht in keine ihrer Fallen zu laufen und euch nicht von den unzählten Strohpuppen, die sie zur Verwirrung aufgestellt hat, verwirren lassen. Das war unheimlich, das war spannend – das war richtig cool.

Natürlich ist es immer noch „Assassin’s Creed“ und daran ändert auch der DLC nichts. Erneut mit allen Vor- und Nachteilen. Wer damit nichts anfangen kann, der oder die wird auch mit dem DLC naturgemäß nichts anfangen können. Ich für meinen Teil fand ihn toll. Auch, dass Naoe auf der Insel gejagt wird, auf einmal Stolperfallen über die Straßen gespannt ist, aus einer Menschenmenge plötzlich ein:e Attentäter:in auf sie zuspringt oder ihr am Wegesrand Attentäter auflauern – das fand ich eine feine Neuerung. Auch, dass diese Versuche aufhören, sobald man die richtige Zielperson (sprich, jene, die das in Auftrag gegeben hat) ausschaltet fand ich ein kleines, aber feines Detail.
Und die Story: Wie gesagt – die ist dichter, gut inszeniert und actionreich. Mir hat sie gut gefallen, auch wenn es natürlich wenig bis keine Überraschungen gibt und eh alles so endet, wie man es erwartet. Und ja, es ist tatsächlich so, dass man – wenn man drüber nachdenkt – sich natürlich die Frage stellen muss, warum man das alles nicht verstreut ins Hauptspiel gepackt hat. Das ist und bleibt ein wenig seltsam, weil ich denke, dass es „Shadows“ doch um einiges besser gemacht hätte. Aber hey – es ist, wie es ist. Und für das, was es ist, ist es super.
Auch die neue Waffe – der Kampfstab – ist eine coole Ergänzung und nach anfänglichem Zögern habe ich ihn dann wirklich gerne genutzt. Zumal es auch noch cool aussieht, wenn Naoe damit Gegner verprügelt.
Alles in allem erfindet „Awaji“ das Rad nicht neu, führt aber sinnvolle Ergänzungen ein, erzählt seine (geradlinige, überraschungsarme) Story dichter und besser inszeniert und das Ende ist einfach schön und gut gelungen. Kitschig? Mag sein. Aber es ist wirklich passend und ich hatte ein sehr warmes, schönes Gefühl im Herzen als der Abspann begann. Ich finde: Wenn ein DLC, dann bitte so.
„Assassin’s Creed Shadows: Claws Of Awaji“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, als Storyende mit ein paar Neuerungen aufwartende, Punkte.

