The Surfer (Filmkritik)

Ein Surfer (Nicolas Cage) kehrt nach Jahren in Amerika, in seine australische Heimatstadt zurück. Hier will er mit seinem Sohn surfen und ihm eine Überraschung präsentieren. Die örtliche Surfer-Gang, macht ihm dabei jedoch Probleme.

Deren Anführer Scally (Julian McMahon) macht dem Surfer klar, dass hier nur Einheimische surfen dürfen. Der Surfer und sein Sohn ziehen sich danach erstmal zurück, doch so leicht lässt er diese Demütigung nicht auf sich sitzen…

Es gibt Rollen, die wurden für Nicolas Cage geschrieben. So wie etwa die Figur des Surfers, in dieser australisch-irischen Koproduktion von Regisseur Lorcan Finnegan (Vivarium). Basierend auf der in den 60er Jahren entstandenen und bis heute bestehenden Surfer-Gang mit dem Namen „Lunada Bay Boys“, die in Palos Verdes Estates (Kalifornien) ihr Unwesen treiben, wird Cage hier in einen Fiebertraum inklusive Abstieg in den Wahnsinn geschickt.

Psycho-Spielchen treffen hier auf dir das Gehirn grillende Bilder. Es geht darum wie weit man für etas gehen würde, das man wirklich will. Dieses Verlangen zu surfen und sich hier ein Haus zu kaufen, wird blockiert von etwas, das im Prinzip eine feine Sache wäre. Das wäre Zusammenhalt, Zugehörigkeit, sich gegenseitig zu unterstützen und Spaß zu haben. Jeder Mensch (ok, vielleicht fast jeder) braucht eine Gruppe (Freunde, Familie, Kollegen), die er seine eigene nennt.

Wenn eine Truppe dann aber dermaßen toxisch territorial, aggressiv und gewalttätig auf sämtliche nicht Einheimische reagiert, wie die Gang in diesem Film, dann ist dies unheimlich und beängstigend zugleich. Hinzu kommt, dass die Polizei natürlich nichts macht, weil die auch dazu gehören. Als Krönung hat das Ganze dann noch den Charakter einer Sekte, inklusive unmenschlich hartem Aufnahmeverfahren und einem „Guru“, der an der Spitze steht und gerne junge Damen mit in sein Reich nimmt.

Eingefangen wird diese aufgeladene Stimmung dann mit Bildern, die dich von Anfang an etwas an deiner Wahrnehmung zweifeln lassen. Die flirrende Hitze kommt dabei am Besten zur Geltung, somit vereint sich hier die Feindseligkeit der Menschen, mit Tieren (Hund und Ratte) und der Natur an sich. Noch nie hat ein Parkplatz an einem australischen Strand sich gefährlicher angefühlt, als hier. Gleichzeitig könnte die Gegend auch aus einem Märchen für Erwachsene stammen.

Nicht nur der Surfer, auch wir Zuschauer zweifeln im Laufe der Story langsam aber sicher daran, ob die Handlung bis jetzt wirklich passiert ist, oder nur im Kopf des Surfers stattgefunden hat. Das ist dann auch die Ebene, an der sich der Film zu lange mit dem körperlich/geistigen Verfall des Protagonisten aufhält, man verliert etwas den Willen, wissen zu wollen, was hier los ist. Stattdessen will man nur mehr, dass es ein Ende hat.

Nicolas Cage (Longlegs) ist perfekt gecastet für diese Rolle, die zunehmende Verzweiflung, der wachsende Irrsinn inklusive die sich aufbauende Cage-Rage, einfach zurücklehnen und seine Performance genießen lautet die Devise hier. Faszinierend und abstossend zugleich ist Julian McMahon (Monster Party) als Scally, der Anführer der Surfer. Der weiß genau, wie er seinen Gegnern das Leben ganzheitlich schwer macht und die Freude an seiner Macht und seinen Manipulationen, ist ihm ins Gesicht geschrieben.

Was in Summe nach einem klaren Schnitt beim Finale einen Trip ergibt, auf den man sich vor allem wegen der Optik und den Performances der beiden Hauptfiguren gerne begibt, auch wenn er teilweise an den eigenen Nerven zehrt. Before you can surf, you have to suffer. Auch das Leiden vor der Freude ist hier ein starkes Motiv, ist ja eben nichts umsonst im Leben. Abspringen wenn das Leid ungleich größer ist, als die kommende Freude, ist dabei eine eigene Kunst. Für Cage-Fans ist dieser psychische Zusammenbruch in jedem Fall ein absolutes Muss.

„The Surfer“ bekommt von mir 6,5/10 vor der nächsten Welle, in den Untiefen des Meeres wandelnde Empfehlungspunkte.


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