Thomas Hutter (Nicholas Hoult) hat geheiratet und will seiner Frau Ellen (Lily-Rose Depp) etwas bieten, deshalb nimmt er den Job an in ein fernes Land zu reisen und einem alten exzentrischen Grafen namens Orlok (Bill Skarsgard) ein Haus zu verkaufen.
Ellen bleibt derweil in der Obhut von Thomas Freund Friedrich (Aaron Taylor-Johnson) und dessen Frau und zwei Kindern. Nun ist es so, dass Ellen als Teenager ihre Seele unbewusst an den Grafen „verkauft“ hat, denn er ist ein Vampir. Und jetzt ist es soweit: Er will seinen Preis kassieren.
Also hält er Thomas in seinem Schloss gefangen und macht sich auf den Weg nach Deutschland, um Ellen zu holen – und er bringt die Pest mit sich …
Es gibt Regisseure, die bekommen Lob und Huldigung, egal was für einen Film sie abliefern. Das kommt immer wieder vor und ist auch nicht per se falsch. Wenn man den Stil eines Regisseurs gut findet, dann mag man natürlich die meisten seiner (oder ihrer) Filme. Robert Eggers hat das geschafft. Er hat es mit „The VVitch„, „The Lighthouse“ und „The Northman“ geschafft. Er kann nichts falsch machen. Sozusagen.
Und ich fand „The VVitch“ wirklich unheimlich und richtig, richtig gut gemacht. „The Lighthouse“ habe ich seit Ewigkeiten Zuhause und noch nicht gesehen und „The Northman“ war … okay.
Und „Nosferatu“ ist … tragisch schlecht. Und ich weiß, dass ich mit dieser Meinung ziemlich allein dastehe, aber – Himmel, was ist denn das hier? Selten einen Film gesehen, der dermaßen seelenlos war, wie dieser hier. Und selten hab ich einen Film gesehen, bei dem ich mir dachte, dass es mal Zeit wäre, dass dem Regisseur jemand sagt, dass er zu Mastur*****n aufhören und einen Film machen soll, der eine Geschichte erzählt.
Ich habe mir den 1922 „Nosferatu“ angesehen. Und die Herzog/Kinski-Version Und „Shadow Of The Vampire“ (mehr dazu ein anderes mal). Und nochmals: Der erste „Nosferatu“ wurde 1922 gedreht. Und ist unterhaltsamer und spannender als dieser hier. Und die 1979-Version mit Kinski war wirklich, wirklich zäh und lang, aber … ein Meisterwerk verglichen mit dem hier.
Wie oft Charaktere – allen voran der von Lily-Rose Depp – knapp an der Kamera vorbei ins Leere gucken und hochdramatische (im Kern zu 100% substanzlose und leere) Monologe zu halten, welch schlimme Dinge sie nicht geträumt haben … ach, langweilig. Zäh. Und seelenlos. Stellt euch den Monolog vom Architekten in „The Matrix Reloaded“ vor – und der kommt alle 15 Minuten vor. Toll, oder? Mit dem Unterschied, dass im eben erwähnten Film zumindest Inhalt(!) im Monolog vorkommt. Anders als hier.
Zwei Highlights: Willem Dafoe war jederzeit ein Traum auf der Leinwand, was aber auch dazu führt, dass man merkt, wie sehr andere (Nicholas Hoult, Lily-Rose Depp) im Vergleich schwach sind. Das zweite war die Figur von Aaron Taylor-Johnsons Friedrich. Das war der einzige Charakter im gesamten Film, der für mich auch nur halbwegs wie ein Mensch rüberkam und den ich sympathisch und nachvollziehbar fand. Alle anderen waren … Schablonen, bei denen man wusste, was ihr Auftrag ist, aber gefühlt habe ich Null für die. Teilweise fand ich sie auch einfach nur anstrengend.
Die Optik und die Bildkomposition sind großartig. Im Standbild. Jedes Bild kann man – perfekt durchkomponiert – an die Wand hängen. Und das ist ein Problem. Der Film wirkt zu 100% künstlich. Sieht super aus – im Standbild. Es wirkt einfach unnatürlich. Dazu kommen zwei weitere Dinge, nämlich, dass es Kamerafahrten gibt, die weder visuell noch narrativ Sinn ergeben und einfach nur sagen „Schaut mal, was ich kann!“ und es seit langem wieder vorkam, dass es Schnitte in einem Film gibt, die mich tatsächlich richtig aus dem Film rausgerissen haben, weil sie völlig … falsch waren. Sie haben sich einfach falsch angefühlt.
Ein weiterer Schwachpunkt ist Graf Orlok selbst. Dessen Optik ist … lächerlich trifft es nicht im Ansatz. Dieses Mal mit Schnurrbart. Ich weiß, was sie vorhatten damit, das merkt man. Aber für mich hat es nicht funktioniert. Die Stimme von Skarsgard ist großartig, aber auch hier das Problem: Er redet so viel und so viel heiße Luft, die hochdramatisch klingen soll, aber null Inhalt hat. Zöh. Und langweilig. Ich meine – die Optik von Max Schreck ist heute noch gruselig und unheimlich (1922!). Das hier … das … sieht aus wie die Disney-Version von Rasputin, der es halt liebt im dunklen zu stehen (die Stimme, ja, die Stimme ist super. Aber zu oft eingesetzt).
Auch ist die Geschichte per se eine Liebesgeschichte: Orlok sehnt sich nach Ellen und alles was er tut – Thomas zu sich locken, nach Deutschland reisen, die Pest loslassen und Menschen töten – tut er, um Ellen für sich zu haben. Und das ist auch sein Ende – wie in allen anderen Versionen. Er saugt sie aus, übersieht, dass die Sonne aufgeht und stirbt. Punkt. Das ist so.
Jetzt ist es in der 1979er Version so, dass Lucy (die Ellen von 1979) sich absichtlich opfert und Dracula (der Orlok aus dieser Version) so lange an sich binden will, dass er durch die Sonne getötet wird – um Jonathan zu retten (der Thomas aus der 1979er Version). Und da habe ich gespürt, warum sie das macht. Da habe ich gefühlt, warum Dracula sie will. Da war Verlangen, da war Gier, da war ein Bedürfnis, dass gestillt werden musste (wenn auch in extremer Zeitlupe …). Sogar 1922 habe ich verstanden, was Orlok (ja, da hieß er gleich) an ihr findet.
Hier … frage ich mich, warum? Diese Frau hat nichts. Keine Ausstrahlung. Keine Überzeugung, die er brechen will (wie in der 1979er Version). Nichts. Gar nichts. Es gibt für mich null nachvollziehbaren Grund, warum er die Hölle auf Erden über diese Stadt hereinbrechen lässt (die ich auch nicht sehe, übrigens – anders als in beiden(!) anderen Versionen). Ich verstehe es einfach nicht. Da ist nichts. Sorry.
Die Reise von Thomas zum Schloss von Orlok – die war in er 1979er Version lang, ja. Aber ich hatte das Gefühl, dass alles was am Weg passiert Spannung aufbaut, mich darauf vorbereitet, dass da bald was Schlimmes kommt. Hier hatte ich das Gefühl, da will jemand coole Szenen zeigen und mit Kamerafahrten angeben. Die „Zigeuner“-Szene? Kann man hier knicken. Tatsächlich dauert der Film knappe zwei Stunden und fünfzehn Minuten. Wenn man hier eine Stunde rausschneidet, dann ist das vielleicht ein Film, der funktioniert und Spannung aufbaut. Die Szene beim Abendessen, in welcher man Orlok immer nur teilweise sieht und die – ach nein – Spannung aufbauen soll. Und das dauert und dauert und dauert. Und der Graf wirkt nicht gefährlich. Der wirkt einfach wie ein A******h.
Und ich höre es schon: Ich habe den Film nicht verstanden. Sicher. Klar. Geschenkt. Was genau war nochmals mein Problem? Das ich langsame Filme nicht aushalte? Oder Vampire nicht mag? Oder zu sehr mag? Oder Robert Eggers nicht mag? Oder Filmsprache nicht verstehe? Oder …? Was auch immer.
In diesem Fall stimmt es sogar. Ich verstehe ganz viele Entscheidungen, die für diesen Film getroffen wurden, nicht. Das fängt beim Drehbuch an, geht beim Design von Orlok weiter und endet bei Gimmick-Kamerafahrten und komischen Schnitten (und das die Timeline schräg ist, … da fang ich nicht mal an).
Übrigens haben wir wieder mal so eine Szene in der den – meiner Ansicht nach – sympathischen und eigentlich bemühtesten (sie sind die ganze Zeit für ihre Freunde da und bitten um NICHTS als Gegenleistung) Figuren das schlimmste Vorstellbare passiert. Und das sieht man dann natürlich auch. Alles andere wird mehr angedeutet. Ich hasse das. Aber ich würde es aushalten, wenn es die Story vorantreiben würde. Tut es aber nicht – wenn das Ellen überzeugen soll, sich Orlok hinzugeben … was hätte sie für einen Grund, das danach(!) noch zu tun? Genau. Keinen.
Zusammenfassend: Völlig seelenloses und absolut unnötiges, schlecht geschriebenes Remake eines Films, welches sich selbst (in Inszenierung, Musiknutzung und Drehbuch) viel zu wichtig nimmt und anstatt Spannung viel heiße Luft produziert.
Und für’s Protokoll: Nein, YouTube – ich brauche keine Videos, die mir das Ende und alle anderen „subtilen“ (so subtil wie ein Schlag ins Gesicht) Symbole und Metaphern erklären. Ich hab’s schon verstanden. Ich fand es trotzdem s*****e.
„Nosferatu 2024“ bekommt von mir 3,5 von 10 möglichen, die blutleerste Version dieser Geschichte bis dato seiende, Punkte. Wem eine schöne Optik wichtiger ist als alles andere, der oder die kann gut 3 oder 4 Punkte draufschlagen (ja, er ist wirklich optisch gelungen).
PS: Bevor ich mir diesen Film hier nochmals ansehe, gucke ich mir die 1922-Version nochmals an.