The Well (Filmkritik)

Lisa (Lauren LaVera) wird von ihrem Vater in ein abgelegenes, spanisches Dorf geschickt, um dort ein uraltes Gemälde zu restaurieren. Dort angekommen stellt sie fest, dass das Ding wirklich uralt ist und die Gräfin, der es gehört, will, dass es bis zu einem bestimmten Datum fertig restauriert ist. Also macht Lisa sich an die Arbeit.

Nebenbei bemerkt sie, dass die Tochter der Gräfin ein wenig seltsam ist, weshalb diese auch von der Schule genommen wurde.

Zeitgleich befinden sich drei Forscher:innen in der Gegend, welche die Vegetation im Sumpf begutachten wollen, aber es dauert nicht lange und die drei werden entführt und wachen in einem Kerker auf. In der Mitte des Raums in dem auch ihre Zellen sind, befindet sich ein trockener Brunnen. Wir sich herausstellt ist er aber nicht leer, denn dort drin scheint ein uraltes Wesen zu leben, welches Unsterblichkeit geben kann, aber dafür fordert es Opfer …

Natürlich ist der Hauptgrund zur Sichtung von „The Well“ die Hauptrolle Lauren LaVera gewesen. Ich wollte wissen, ob die gute Dame ausschließlich in Filmen wie „Terrifier 2“ mitspielt oder ob sie auch was anderes macht. Und ja, sicher wusste ich, dass „The Well“ ein Horrorfilm ist, aber das heißt ja nicht, dass es das gleiche Gore-und-Splatter-Gemetzel ist wie der oben genannte Film. Hätte ja sein können, dass es sich hier mehr um psychologischen Horror handelt und die Menschen im Film auch wirklich schauspielen müssen.

Nun, ja, es wird geschauspielt, wenn auch nur in bestimmten Momenten und von bestimmten Personen, denn – damit hatte ich wirklich nicht gerechnet – „The Well“ spielt, was den Härtegrad betrifft, ziemlich in einer Liga mit dem anderen erwähnten Film. Also – ganz so heftig ist er nicht, aber er ist auch nicht ohne.

Die nächste Parallele ist, dass es im Kern um nicht viel geht. Also – theoretisch schon, denn die Story ist im Grunde (keine Spoilerwarnung, weil das sofort klar ist) eine Dorian-Gray-Geschichte auf eine Familie umgelegt und einer Verbindung von dem Gemälde mit dem Wesen im Brunnen. Das hätte Potential, wird aber im Grunde auf Schockmomente und brutale und grausame Bilder runtergebrochen. Die paar Momente, in denen so etwas wie Charakterentwicklung aufkommt, werden sofort vom nächsten brutalen (oder ekligen) Szenario erschlagen.

Die haben es teilweise in sich und haben mich völlig kalt erwischt. Ich meine – dass man sieht, wie jemanden die Hände abgehackt werden ist ja fast schon normal in diesen Filmen, aber die anderen Sachen die man sieht, nun, da ist mit tatsächlich ein oder zwei Mal leicht übel geworden. Beispiele? Haut bei lebendigem Leib vom Gesicht reißen. Mit einer Harke das Gesicht so tief zerkratzen, dass da ein Auge dran hängen bleibt. Und andere unschöne Dinge. Wer auf sowas steht: Viel Spaß. Ich brauche das nicht.

Aber – und das muss ich einfach anmerken – der Kerl, der den „Schlächter“ für das Wesen im Brunnen spielt, der hat es schon drauf. Seine Bewegungen, Blicke, Geräusche und die Ausstrahlung – Hammer. Der macht seine Sache richtig, richtig gut. Unheimlich ohne Ende und auch halbwegs brutal (die oben erwähnten Beispiele kommen alle aus seinen Szenen), aber der Kerl ist allein schon durch seine Art von Bewegungen und Geräusche unheimlich und er braucht nur durch das Bild zu gehen und die Atmosphäre ist bereits angespannt und top. Großes Lob!

Ansonsten hat der Film jetzt nicht viel zu bieten. Laura LaVera ist eine sehr hübsche Frau, das kann man nicht anders sagen und ihre Rolle hier verlangt jetzt auch keine Meisterleistung der Schauspielkunst, aber sie bringt alles gut rüber. Die anderen (siehe oben „Schlächter“) spielen auch gut, auch wenn es wieder mal so ist, dass ein Großteil vom Cast einfach panisch schreien oder verzweifelt heulen muss. Nennen wir es mal Schauspiel.

Schade halt, dass es so etwas wie Charakterzeichnung nicht gibt. Die drei Forscher:innen, die gefangen werden, nun – deren Charakterzeichnung ist im Grund genommen ein Wort: „Opfer“. Mehr ist da nicht dahinter. Nämlich gar nicht. Und der ein wenig als Love-Interest aufgebaut Bar-Besitzer, der Lauren am Anfang des Films vom Bahnhof abholt … nun, der hat auch nicht mehr Tiefe als „hübscher Mann = Love-Interest“. Und natürlich – braucht keinen Spoiler – stellt sich später heraus, dass er zu den Bösen gehört. Das ist die Charakterzeichnung. Bösewicht, der nett tut. Punktum.

Alles in allem also ein handwerklich absolut gut gemachter Film mit passabler bis toller schauspielerischer Leistung und einem richtig schwachen Drehbuch. Wer auch nur irgendwie Interesse an interessanten Figuren und Entwicklungen hat, der oder die kann das hier einfach ignorieren. Wer auf Gore steht – guckt mal rein. Vielleicht weniger als ihr euch wünschen würdet, aber wenn, dann kracht es.

Und wenn mir jetzt jemand vorhalten will, dass die „Tochter“ der Familie eine Charakterzeichnung hat, dann krieg ich einen Lachkrampf. Und die Auflösung ihrer „Story“ … was soll ich sagen? Hat das irgendjemand nicht kommen sehen/gewusst? Eben. Und ein einziger Wunsch bzw. eine einzige Eigenschaft bedeuten noch keine Charakterzeichnung.

Alles in allem, nicht meine Tasse Tee, aber ich kann nicht abstreiten, dass das Ganze gut gemacht ist.

„The Well“ bekommt von mir 5 von 10 möglichen, nichts besonders gut aber auch nichts – vom Drehbuch abgesehen – besonders schlecht machende, Punkte.


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