Ciri (Freya Allan) ist auf dem besten Weg eine Hexerin zu werden. Und immer mehr Fraktionen auf der ganzen Welt suchen nach ihr, um sie für ihre Sache zu nutzen – immer darauf beharrend, dass sie ja nur das Beste für sie wollen.
Natürlich sehen Geralt (Henry Cavill) und Yennefer (Anya Chalotra) das anders. Aber es kommt wie es kommen muss und natürlich werden sie immer tiefer in die Sache hineingezogen, denn Ciri zu beschützen scheint auch zu bedeuten, sich mehr in Politik einzumischen, als Geralt lieb ist.
Und dann gibt es eine Ballnacht in welcher fast alle Fraktionen beisammen sind und jeder und jede scheint einen Plan und/oder eine Agenda zu haben. Mittendrin scheint noch alles glatt zu gehen, aber dann eskalieren die Dinge und ein Blutbad steht bevor …
Das ist sie also, die letzte Staffel von „The Witcher“ mit Henry Cavill als Geralt. In der vierten (und angeblich letzten) Staffel übernimmt ja Liam Hensworth die Rolle. Mal sehen, aber die Vorzeichen stehen jetzt nicht besonders gut. Diese Staffel (die dritte) wurde ja zerrissen von ganz vielen Leuten – allen voran natürlich, wie mittlerweile üblich den „wahren“ Fans.
Eine Kritik, die ich immer wieder gelesen habe, war, dass man sich irrsinnig weit von den Büchern entfernt und man viel zu wenig Zeit mit Geralt verbringt. Außerdem werde die ganze Sache viel zu politisch und man würde sich zu viel auf diese Verstrickungen konzentrieren. Nun, was soll ich sagen?
Haben diese Leute eigentlich die Bücher gelesen?
Ich denke nicht, denn in der so genannten „Geralt-Saga“ dreht sich meiner Ansicht nach auch in den Büchern erstaunlich viel nicht(!) um Geralt. Tatsächlich ist es die Geschichte von Ciri. Ganz, ganz viel davon dreht sich um Ciri. Da liegt Geralt quasi im Sterben im Broklion und wir haben ganz viel Ciri-Geschichte. Und auch davor dreht sich extrem viel um die politischen Verflechtungen – um die Zauberer, um Nilfgard, Redanien und und und. Das ist so in den Büchern.
Und jetzt habe ich Staffel 3 zur Gänze gesehen, die ja angeblich so weit weg von den Büchern ist und das sei ja auch der Grund warum der heilige Henry Cavill die Show verlassen hat. Er ist ja sozusagen der Hüter der „Lore“ der Bücher.
Nun, irgendwas davon kann nicht stimmen, denn … und ich bin selbst überrascht … die Serie hält sich an alle wichtigen Eckpunkte der Bücher. Die politischen Verflechtungen, die Tatsache, dass es die Story von Ciri ist und das Geralt (Vorsicht Spoiler!) halbtot im Broklion landet. Alles aus den Büchern. Sogar das doofe Einhorn ist aus den Büchern. Und ihr „wahren Fans“, die ihr ja alles wisst: Dann wisst ihr auch dass es noch viel irrer wird: Ciri kann in den Dimensionen und der Zeit reisen, trifft Sir Galahad (einen Ritter der Tafelrunde) und die Einhörner werden auch nochmals wichtig. Ja – das steht alles in den Büchern. Heult doch, wenn ihr meint, aber das ändert nichts an den Tatsachen. Und ja, auch in den Büchern wird Geralt von Buch zu Buch immer mehr zum Nebencharakter. Ein großartiger, fantastischer und extrem wichtiger Nebencharakter – trotzdem ein Nebencharakter.
Also alles das, was man der Show jetzt vorwirft. Mhm. Tolle „wahre Fans“ seid ihr.
Ich bin kein „wahrer Fan“, ich fand die Bücher nur ziemlich gut und die Spiele ebenfalls. Auch die Comic-Reihe finde ich super. Und ja – wenn man von den ersten drei Folgen der dritten Staffel mal absieht (ich habe während Folge 3 aufgehört zu gucken …und erst nach Monaten zwecks Vollständigkeit weiter geguckt), dann ist die Staffel tatsächlich richtig cool geworden. Ich meine, die Schlacht der Zauberer gegen die Elfen, die Schwertkämpfe, die Fraktionen, die da aneinandergeraten und der Zweikampf von Geralt mit … (nein, das wäre ein Spoiler), denn er (ebenfalls Spoiler) – alles richtig cool gemacht und war richtig cool anzusehen.
Tatsächlich macht auch die letzte Folge nochmals richtig Lust darauf, zu sehen wie es weitergeht. Ich bin fast ein wenig sprachlos, weil ich finde, dass die dritte Staffel (nochmals: wenn man den Anfang ignoriert bzw. durchsteht) die beste der Drei ist. Denn ab der Hälfte gibt es ein richtig gutes Momentum welches bis zum Ende auf hohem Niveau bleibt. Abgesehen von den Teilen in den Wüste mit dem Einhorn. Das bremst alles aus und hätte sicher auf ein Drittel der Zeit gekürzt werden können. Aber ehrlich: Ich hab mir auch bei den Büchern hin und wieder gedacht: Das wäre kürzer gegangen. Aber hey – es gehört dazu. Und ja, auch viele Details und Kleinigkeiten mögen anders sein als in den Büchern – aber das ist halt so bei Serien. Und gerade bei „The Witcher“ … wenn man da alles wie in den Büchern machen würde, dann hätte man ganze Staffeln in denen Geralt nicht mal vorkommt … also ich finde, die Eckpunkte sind bis jetzt ganz gut getroffen (außer der „Wild Hunt“. Die sind … naja …).
Und ganz offen: Ich finde Freya Allan als Ciri genauso perfekt gecastet wie Henry Cavill und in Staffel 3 ist sie richtig gut. Ja, es gibt ein paar Mankos bei den Effekten und manche Teile hätte man sicher besser schreiben und inszenieren können (Kampf am Boot), aber alles in allem: Coole Sache.
Wer mir mittlerweile allerdings gewaltig auf den Senkel geht ist Yennefer. Die ist einfach schlecht geschrieben und stinkt gegen die Yennefer in den Büchern (und den Spielen) mächtig ab. Das liegt aber auch daran, dass Anya Chalotra schlichtweg eine fehlt, was Yennefer in Massen haben sollte: Charisma. Das hat in den vorigen Staffeln noch halbwegs gepasst, weil ihre Rolle zwar auch wichtig, aber doch jene der Außenseiterin war – aber spätestens jetzt, wo sie eine Führungsrolle einnehmen sollte und wo andere auf sie hören sollten/müssten, nun, da merkt man, dass das einfach fehlt.
Dafür hat mir Triss (Anna Schaffer) dieses Mal viel besser gefallen. Änder nichts daran, dass Yennefer so eine wichtige Figur ist, die hier – nicht nur neben Cavill, sondern auch neben Allan und so ziemlich allen anderen) einfach verliert.
Wie dem auch sei: Ich fand dann trotz aller anfänglichen Bedenken und trotz des schwierigen Einstiegs die dritte Staffel richtig stark und ich war unerwarteterweise auch emotional wirklich investiert. Hat mich überrascht. Hat mir gefallen.
„The Witcher – Staffel 3“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, durch den schwachen Anfang leider ein wenig nach unten gezogene, dann aber durchstartende, Punkte.