Lara Croft (Hayley Atwell) ist traumatisiert – ihr Mentor Roth ist tot. Und sie gibt sich selbst die Schuld daran. Deshalb lässt sie sich gehen, gibt sich Faustkämpfen hin und hat ihre Freunde und Croft Manor hinter sich gelassen. Als sie eines Tages doch heimkehrt trifft sie auf ihre alten Freunde, die trotz allem immer noch zu ihr stehen.
Sie will klar Haus machen, alte Artefakte verkaufen und die Erlöse spenden. Aber just an diesem Tag bricht jemand ein und stiehlt einen Stein, der magische Kräfte zu haben scheint. Und Laras Kampfgeist erwacht. Womit sie jedoch immer noch nicht klarkommt: Freunde zu haben und sich auf diese zu verlassen.
Aber das muss sie lernen, um hier eine Chance zu haben.
Ach, ich weiß nicht, ich weiß nicht. Es fing schon bei der ersten Folge an, dass ich irgendwie das Gefühl hatte, etwas läuft hier falsch. Ich hätte den Finger nicht drauf legen und es auch nicht nennen können, aber das Gefühl … das Gefühl hat gesagt: Falsch. Passt nicht.
Nach allen acht Folgen kann ich es, denke ich, besser formulieren: Das hier ist nicht Tomb Raider. Das hier ist eine Serie, die – zumindest fühlt es sich so an – Leute geschrieben haben, die eine Zusammenfassung der Storyline der Reboot-Trilogie (die ich richtig toll fand) gelesen haben und sich ein oder zwei Let’s Play angesehen haben.
Und – wenn ich das auch gleich vermuten darf – große James Bond und Uncharted-Fans sind. Lara wechselt ihre Orte schneller als die beiden genannten Kerle und die ganze Zeit über hat sie Flashbacks an den Tod von Roth für den sie sich die Schuld gibt und wenn ich einen Euro bekommen würde für jede Träne, welche die ach so arme Lara verdrückt, dann würde ich vermutlich … nun, ich wäre nicht reich, aber ich hätte viel Geld.
Die Action ist dermaßen Over The Top, dass man sie zu keiner Sekunde ernst nehmen kann. Lara hat alle Antworten quasi im Vorbeigehen und ist die tougheste Frau, die man sich vorstellen kann, aber gleichzeitig zerbrechlich und immer kurz vor dem Umkippen und psychischen Kollaps, weil ja ach die schwere Schuld so auf ihr lastet. Deshalb will sie ja auch ihre Freunde von sich fernhalten, weil sie denkt, sie zu schützen.
Ja, das ist eine Story, die wir schon oft gesehen haben, aber ganz ehrlich: Nicht bei Lara Croft. Einerseits noch nie gesehen. Andererseits auch nie sehen wollte. Jonah und Zip sind an sich nette Figuren, die auch was zur Charakterentwicklung beitragen, selbst jedoch keine haben. Sie dienen einfach als die Art von Kumpels, die alles was man abzieht ertragen und trotzdem immer hilfreich zur Seite stehen. Abziehbilder ohne andere Charakterzüge. Ach, doch – ich glaube Zip ist homosexuell, bin mir aber nicht sicher und juckt mich auch nicht. Viel wichtiger ist ein anderer Charakterzug (den man – Vorsicht Sarkasmus – so auch noch nie gesehen hat): Er ist ein Hacker-Genie. Ui, originell.
Die Story springt von A nach B nach C nach D. Dazu kommen Monster und magische Figuren, die einerseits durch Halluzinationen erklärt werden, andererseits auch echt sind. Und nur, damit wir klar sind: Die echten kommen vorher. Die „fake“ kommen später und bei denen zweifelt Lara an ihren Sinnen. Aha. Stimmt. Unmöglich, dass es Geister gibt. Sie hat erst vorhin einen echten gesehen. Aber was weiß ich denn vom Drehbuchschreiben? Seufzer.
Und ich kann es noch immer nicht besser beschreiben: Es fühlt sich einfach NULL wie Tomb Raider an. Dabei ist Lara in Gräbern unterwegs, löst Rätsel (im Vorbeigehen) und daneben ist sie immer wieder mal fertig mit den Nerven, nur um dann „stark wie sie ist“ wieder aufzustehen und weiterzumachen. Immer und immer wieder. Das meine ich ernst: Das kommt in den acht Folgen mehrmals vor und ist bereits beim zweiten Mal unnötig. Dazwischen peinliche Aufbau-Momente, pseudo Cliffhanger (ist Jonah tot – oh nein!) und Bossfights wie aus Videogames inklusive leuchtender Schwachpunkte. Nein, einfach Nein.
Das passt alles nicht richtig zusammen, sondern – und ich wiederhole mich hier – als hätte jemand alle Zutaten von denen er/sie gelesen hat, dass sie zu Tomb Raider gehören ohne eine Ahnung zu haben, wie sie zu gewichten sind und wie sie zusammenpassen. Am Papier ist alles da und … nun, … es funkt nicht.
Was ich allerdings auch anmerken muss: Auch das hier hat nichts mit Girlboss (Hallo, es ist Lara Croft – die ist die Definition eines Girlboss und das passt ja genau so) zu tun oder mit „woke“ oder so. All der Pseudo-Lärm, der im Vorfeld gemacht wurde („Im Trailer sieht man, dass man Lara lesbisch gemacht hat“ – Heul Heul Heul – nein, hat man nicht), war völlig umsonst. Die Frau im Trailer ist ihre beste Freundin. Mehr nicht. Und Nein, ich habe kein Problem mit Homosexualität, aber man muss nicht alle ikonischen Figuren auf einmal zu Frauen und die Fraun homosexuell machen. Denkt euch gefälligst neue Figuren aus. Aber das nur am Rande – trifft hier ja eh nicht zu.
Alles im allem muss ich ganz ehrlich festhalten: Ich wollte die Serie mögen, aber für mich hat sie nicht funktioniert. Ich habe sie dann tatsächlich nur fertig angesehen, weil ich eine Kritik schreiben wollte und ich hatte irgendwie die Hoffnung, vielleicht kriegen sie die Kurve noch. Und dann kommt am Ende ein Kampf gegen einen T-Rex und der ist so dermaßen … aus dem Nichts und Over The Top und jenseits von allem (auch in Punkto „Pseudo-Coolness“), was die Sache nur noch schlimmer macht.
Also Nein, das war absolut daneben. Nicht so schlimm wie „Resident Evil„, aber auch weit weg von gut. War der „Tomb Raider„-Reboot-Film schon nicht ganz meine Sache, aber verglichen mit dem hier ist es großartig.
„Tomb Raider: The Legend Of Lara Croft“ bekommt von mir 4 von 10, leider am Franchise vorbeiproduziert habende Punkte.