Best Of Worst Case: Mickey’s Mouse Trap aka Mickey Mouse’s Trap (Filmkritik)

Alex (Sophie McIntosh) arbeitet in einer Mall und hat an ihrem Geburtstag Dienst. Ihr Chef bittet sie und ihre Kollegin, diese Nacht noch ein paar Stunden dranzuhängen, weil eine Gruppe von Leuten den Laden für eine Feier gebucht hat. Widerwillig stimmen die beiden zu. Dann aber die große Überraschung – ihre Freunde haben den Laden gebucht, um sie mit einer Geburtstagsparty zu überraschen.

Alles fein, also? Mitnichten, denn ihr Boss hat sich eine Mickey-Mouse-Maske gekauft und diese spricht plötzlich mit ihm und bringt ihn dazu, sie aufzusetzen und mit dem Messer in der Hand auf Menschenjagd zu gehen. Und so wird die Party plötzlich von Todesfällen unterbrochen.

Mickey ist los. Und es gibt kein Entkommen …

Wer mit „Blood & Honey“ und dem Nachfolger ein Problem hatte, weil da eine bekannte Marke in einen billig produierten Horrorfilm transferiert wird, der oder die muss jetzt stark sein: Auch die Rechte an „Steamboat Willie“, wie ja Mickey Maus in der ersten Inkarnation hieß, ging ebenfalls in die Public Domain über und Jamie Bailey (Regie) hat sich gemeinsam mit Simon Philipps (Drehbuch) der Sache angenommen. Richtig: Mickey Maus ist ein Killer. Ein breitschultriger Killer.

Offensichtlich ist Winnie Pooh weit beliebter als die Maus, denn irgendwie habe ich keinen Aufschrei vernommen, als das Maskottchen nun plötzlich als Killer herumgelaufen ist. Das wundert mich schwer, denn dieser Film hier ist schlimmer als die Winnie-Pooh-Horrorfilmversion. Und zwar auf ganz vielen Ebenen.

Vielleicht die eine Ebene, die hier besser gelungen ist: Die Technik, im Sinne von Kamera, Beleuchtung und so weiter, stimmt immerhin. Auch wenn das Wort „Beleuchtung“ ein wenig überstrapaziert wird. Sieht so aus, als hätte man halt genommen, was da war. Was das Drehbuch angeht allerdings – puh, „Luft nach oben“ ist die Untertreibung des Jahres.

Das liegt einerseits an der Tatsache, dass es keinen Spannungsbogen gibt und auch keine in sich stimmige Welt. Also die Regeln nach denen zB der übernatürliche Killer vorgeht sind … flexibel. Nennen wir es mal so. Denn Mickey kann teleportieren und wird von Licht angezogen. Teilweise macht es ihn bewegungsunfähig und teilweise nicht (kann auch sein, dass er am Anfang nur spielt, damit er dann alle überraschen kann). Die Motivation oder was „Mickey“ eigentlich ist, wird nie geklärt. Man weiß auch von Anfang an, wer der Killer ist (man sieht nie, wie er die Maske aufsetzt, aber der Körperbau und alles andere sind zu 100% eindeutig).

Diesen Mangel an Spannung („Wer ist der Killer?“) versucht man durch einen Erzähltrick auszugleichen, nämlich indem man eine Rahmenhandlung einführt. Der Film beginnt mit einer Überlebenden, die in einer Zelle verhört wird und zwei Polizisten erzählt, was passiert ist. Diese verweist auch immer wieder mal darauf, dass man für Details bei X oder Y nachfragen müsste. Das soll scheinbar die Spannung aufbauen, ob diese oder jene Person den Film überlebt, aber – Hand aufs Herz – tut es nicht. Hauptsächlich deshalb, weil die Figuren einfach schrecklich egal sind.

Ja, es gibt gute Ansätze. Es gibt ein Liebesdreieck, es gibt Spannungen, es gibt durchaus Momente und Themen, die Potential hätten zwischen den Figuren so etwas die Spannung zu erzeugen und in manchen Dialogen merkt man auch, dass die Idee dahinter ein Konflikt gewesen wäre, ein Streitgespräch oder sogar ein klarer verbaler Angriff, nur … Gott sind die Schauspieler:innen schlecht. Das wirkt alles in etwa so emotional als wenn euch das Navi ansagt, wo ihr abbiegen müsst.

Dabei ist anfangs alles noch halbwegs im Rahmen. Die beiden Polizisten spielen ihre Stereotypen völlig okay. Die überlebende Person macht ihre Sache auch gut. Der Dialog zwischen dem Boss, Alex und ihrer Freundin an der Bar ist sogar fast lustig. Ja, das Timing mancher Pointen hätte man nachschärfen können, aber ja, das hat noch halbwegs funktioniert. Ich war eine Zeitlang hin und her gerissen, ob das jetzt gut oder schlecht ist, was per se schon mal zu denken geben sollte, aber zumindest war ich mir nicht sicher, ob es schlecht ist. Kann man ja jetzt positiv sehen, oder? Und als dann (kleiner Spoiler) die Figur von Madeline Kelman stirbt, dann ist das schon halbwegs unangenehm anzusehen.

Das wird jedoch völlig kaputt gemacht von Szenen, die völlig sinnfrei sind oder zumindest so inszeniert sind. Es gibt zB eine andere Szene als „Mickey“ einen schlafenden, mit Drogen voll gepumpten Kerl, der auf einer Achterbahn eingeschlafen ist, findet. Und was macht er/sie? Er schaltet die Achterbahn ein, die mit dem Typen eine Runde fährt. Ui – wie gruselig. Ich nehme an, dass hätte zeigen sollen, wie böse der Killer ist, weil der Typ unter Drogeneinfluss steht und die Achterbahnfahrt für ihn die Hölle ist oder so, aber … man sieht einfach nur einen Typen, der auf einer Achterbahn fährt und die Musik tut als wäre das spannend … sorry, aber … was?

Zusammengefasst: Verglichen mit dem Ding hier hat der Bären-Film (siehe ganz oben in der Kritik) einen Oscar verdient. In jeder Kategorie (Kamera ausgenommen).

„Mickey Mouse’s Trap“ bekommt von mir 2 von 10 möglichen, völlig spannungsarm sein Potential verschenkende, Punkte.


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