Sting (2024 Filmkritik)

Charlotte (Alyla Browne) liebt Tiere, vor allem Insekten. Aber sie hat ein Problem mit ihrem Stiefvater, vor allem, da dieser mit ihrer Mutter ein weiters Kind bekommen hat. Sie zieht sich zurück und lebt in ihrer eigenen kleinen Welt. Da passt es gut, dass ein kleiner Brocken aus dem All in ihrem Puppenhaus einschlägt und eine kleine Spinne daraus hervorkommt. Sie beschließt also, das Tierchen als Haustier zu halten und zu studieren. Sie tauft es auf den Namen „Sting“.

Und Sting ist die niedlichste Spinne der Welt, denn sie kann Geräusche nachmachen. Ein Pfeiffen etwa. Und sie ist hungrig. Charlotte füttert das nette Tier und ist sehr erstaunt, wie anpassungsfähig es ist – und wie rasch das Spinnlein wächst.

Als nach und nach tote Tiere im Wohnblock gefunden werden, werden Kammerjäger gerufen. Die sollen das Problem lösen. Nur … die wissen nicht, worauf sie sich einlassen, denn Sting ist klug und kann sein Terrarium (oder Rex-Glas) öffnen. Und nachts, nun, da geht er (oder sie) auf die Jagd, immerhin will man ja wachsen und sich vermehren …

Kiah Roache-Turner ist vor allem für seine beiden „Wyrmwood„-Filme bekannt, die beide durchaus Spaß gemacht haben und einen eigenen Stil aufweisen konnten. Der Australier weiß also schon ganz gut was er macht.

Bei „Sting“ lehnt er sich sehr bei alten Monsterfilmen an und bietet in diesem Kontext wenig Neues. Die Figuren, die im Wohnblock leben, erfüllen alle ihre Rolle – von der bösen Vermieterin (die aussieht wie aus einem Vampirfilm), die Ethan (Vater von Charlotte, gespielt von Ryan Corr) für einen Weichling hält, über die Alkoholikerin, die ihre Familie verloren hat, bis hin zu der alten Helga (gespielt von Noni Hazlehurst), die dement ist und ein paar super Auftritte hat. Alle da. Alles klar.

Natürlich gibt es auch einen schrägen Typen im Haus, der an Tieren Forschungen betreibt, und denkt, er könne einen Weg finden Krebs oder ähnliche Krankheiten mit seinen Erkenntnissen zu heilen. Natürlich geht Charlotte auch zu ihm, um ihm Sting vorzuführen. Und natürlich hat der Typ wenig Gutes im Schilde – wenn auch eher aus wissenschaftlicher Neugier heraus, als aus Böswilligkeit.

Jedenfalls kommt es wie es kommen muss und auch Menschen sterben. Und das sogar ziemlich brutal. Sting selbst hat sich bis dahin innerhalb von nur drei Tagen zu einer beachtlichen Größe raufgefressen und lebt in den Lüftungsschächten des Gebäudes, die alle groß genug sind, um auf der Nostromo eingebaut zu werden und die Bruce Willis in „Die Hard“ sich wohl gewunschen hätte: Menschen passen da locker durch.

Das Setting wird jedenfalls gut genutzt und ein paar Szenen sind richtig, richtig spannend. Ohne zu viel zu spoilern: Eine wütende Charlotte, die sich ihre Kopfhörer aufsetzt und ferngesteuert für den Hund das Essen richtet, geht durch die Wohnung, während die anderen Mitbewohner:innen immer knapp eine Millisekunde bevor sie ums Eck biegt von Sting aus dem Blickfeld und in die Schächte gezogen werden.

Und natürlich ist das Hauptthema des Films die Beziehung vom Stiefvater zur Stieftochter. Denn „Du bist nicht mein Vater!“ ist hier klar immer dabei. Und als die Sache dann eskaliert, dann ist auch sehr rasch klar, wie das alles enden wird bzw. muss. Wenn einem Charakter während dem Film gesagt wird, dass er „zu schwach sei. Man kennt solche Typen. Bei den ersten Anzeichen von Gefahr oder Komplikationen hauen sie ab!“, dann weiß man schon, dass diese Figur bis zum Ende über sich hinauswachsen und das Gegenteil beweisen muss.

Wie dem auch sei: Der Film ist super gemacht. Allein schon der Vorspann als Sting durch ein Puppenhaus läuft ist super und setzt den Ton. Anfangs kam es mir noch so vor als würde der Film in Richtung „Eight Legged Freaks“ gehen, rasch stellt sich aber heraus, dass Humor hier sehr selten genutzt wird. Ja, es gibt Szenen, die makaber sind, aber wirklich witzig würde ich den Film nicht nennen. Dazu kommen eine oder zwei Szenen, die heftig sind und die zumindest ich so noch nie gesehen habe.

Schauspielerisch gibt es keine Kritik – alle passen super in ihre Rollen und die meisten Leute reagieren auch passend und angemessen. Vor allem Ethan finde ich da toll, der mit der Situation einfach nicht umgehen kann und auch mal austickt.

Alles in allem ist „Sting“ für mich ein willkommenes, altmodisches Creature-Feature im besten Sinne. Hier wird kein Rad neu erfunden und nichts, aber es gibt auch keine Mankos, die den Unterhaltswert schmälern würden. Die Optik und düstere Atmosphäre sind 1A, die Musik stimmig und das Ganze endet auch rund und passend. Obligatorischer „Schluss-Gag“ inklusive. Den hätte ich allerdings nicht gebraucht.

„Sting“ bekommt von mir 8,5 von 10 möglichen, alles richtig, aber nichts neu machende Punkte.


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