The Remaining (Filmkritik)

Allison (Italia Ricci) und Jack (Shaun Sipos) besuchen gemeinsam mit ihrem Freund Tommy (Johnny Pacar) die Hochzeit von Skylar (Alexa PenaVeta) und Dan (Bryan Dechart). Die Stimmung ist grundsätzlich gut, aber nicht alles ist eitel Wonne. So ist Tommy heimlich in Allison verknallt. Allison ist deprimiert, weil sie von Jack nach sieben Jahren noch keinen Antrag bekommen hat. Dan ist für die Hochzeit extra der Kirche beigetreten und was allen den Tag versaut ist: Die Apokalypse.

Und zwar im biblischen Sinne.

Es fallen einfach fast alle Leute um, schmerzlos – aber tot. Und einige bleiben zurück. Dann beginnen Trompeten zu schallen. Wie in der Bibel folgen auf jede weitere Trompete neue Katastrophen, wie Eishagel. Noch dazu fliegen in der Nacht draußen dämonische Wesen herum, die scheinbar gefallene Engel sind … was tut man, wenn man übrig bleibt, weil man nicht „glaubt“?

Casey La Scala ist mir in erster Linie durch eine Sache bekannt, bzw. anders gesagt: Ich kenne nur eine Sache, die er als Produzent gemacht hat wirklich: Donnie Darko. Und das ist ja schon mal eine Errungenschaft, die dazu führt, dass mich natürlich interessiert hat, was er so produziert, wenn er selbst die Regie und das Drehbuch in die Hand nimmt.

Das Ergebnis ist „The Remaining“.

Gemeinsam mit Chris Dowling hat er das Drehbuch geschrieben und allein hat er dann Regie geführt. Und ich muss sagen, ich finde den Film an sich gar nicht schlecht. Die Idee ist jetzt per se nicht neu, aber ganz gut umgesetzt. Der Film beginnt damit die Verhältnisse zwischen den Charakteren vorzustellen und potentielle Konflikte aufzuzeigen, die natürlich auf einer Hochzeit nichts verloren haben.

Das wird durch zwei Maßnahmen recht cool gemacht, einer Ansicht nach. Nämlich einerseits durch Tommy, der so gut wie alles mit seiner Kamera filmt, auf die auch oft geschnitten wird. Und durch völlig „normale“ Kameraaufnahmen des klassischen „Beobachters von außen“ ergänzt. Im späteren Verlauf verschiebt sich die ganze Inszenierung hin zu großteils der Beobachterkamera und nur selten wird auf Tommys Kamera geschnitten. Wenn, dann hat es Sinn und es fügt sich gut ein. Es ist also kein „Found Footage“-Film, auch wenn er Elemente übernimmt.

So weit, so gut.

Was dann mit der Zeit allerdings immer mehr auftaucht ist die Tatsache, dass der Film bzw. seine Figuren untereinander anfangen zu … predigen. Christlichen Glauben zu predigen. Ich finde das ja an sich völlig okay, es passt in die Story und es sind auch Fragen, die sich anhand der Prämisse für die Figuren stellen. Es wird dann irgendwann halt … naja, zu viel Predigt in meinen Augen. Und vor allem verliert man irgendwann die eigene Logik aus den Augen.

Nur ein Beispiel: Die Menschen, die quasi von einem Moment zum anderen gestorben sind, waren die „wahren Gläubigen“. Die wurden sozusagen schmerzfrei ins Himmelreich geholt (ja, das ist die Message im Film!). Jene, die zurückbleiben sind jene die nicht „gläubig“ sind. Also nicht „richtig“ gläubig sind. Die „Gefallenen“ verfolgen diese und töten sie (teilweise auf grausame Weise, was man primär hört, aber manchmal auch sieht). Die „Lösung“, um aus dieser Hölle zu entkommen? Man beginnt „zu glauben“. Was dann passiert? Sie werden von den „Gefallenen“ (teilweise auf grausame Weise, was man primär hört, aber auch manchmal sieht) getötet.

Hm.

Jetzt kann man sagen: OK: Der grausame Tod ist die Strafe für den Unglauben. Die einen, die qualvoll sterben und noch immer nicht geglaubt haben, die landen in der Hölle (nach dem qualvollen Tod). Und jene, die dann doch auf einmal glauben, die landen im Himmel (nach dem qualvollen Tod). Ich habe keine Ahnung. Es passt einfach irgendwie dann nicht mehr zusammen.

Auch die „gestellten“ Offenbarungen der Charaktere untereinander sind … gestellt. Eine Sache ist zum Beispiel, dass Ben seiner Skylar beichtet, dass er schon vor ihr mal Sex hatte (unverheiratet!). Wobei nicht ganz klar ist, ob er Schmusen gemeint hat oder Geschlechtsverkehr. Tommys Sünde ist, dass er Allison liebt. Bens Sünde ist … ich weiß nicht, aber ich glaube, dass er Allison noch nicht geheiratet hat. So Sachen.

Nochmals: Es passt zur Story. Das heißt nicht, dass es auch funktioniert und es heißt auch nicht, dass man es ab einem gewissen Punkt noch ernst nehmen kann, denn der gesamte Film nimmt sich zu 100% ernst und wird auch hochdramatisch inszeniert.

Mir geht es nicht um die Religiosität des Films oder seine Message, die kann man gut finden oder nicht, das sei jedem und jeder selbst überlassen. Mir geht es darum, dass der Film es trotz einer sehr klaren (Bibel) Vorlage nicht schafft, die Fragen die er selbst aufwirft zufriedenstellend zu beantworten. Ein Film sollte ja doch in sich stimmig sein. Nun, das funktioniert nicht ganz.

Nichtsdestotrotz fand ich ihn über weite Strecken wirklich unterhaltsam und spannend. Ich fand auch die Charaktere nicht nervig oder dumm oder so, was ja per se schon mal nicht so oft vorkommt. Das Schauspiel hat auch gut gepasst. Ich kann dem Film also (und will auch nicht) viel vorwerfen. Und vor allem rechne ich ihm hoch an, dass er sein Ding bis zu seinem (coolen, wenn auch abrupten) Ende durchzieht.

Wer allerdings auf religiöse Themen und implizierte Moralvorstellungen allergisch reagiert, der oder die sollte einen großen Bogen um den Film machen. Alle anderen: Für einmal sehen ist der Film allemal gut und unterhaltsam.

„The Remaining“ bekommt von mir 6,5 von 10 möglichen, seine Prämisse ernst nehmende (wenn auch teilweise eigenwillig auslegende) und durchziehende, Punkte.


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