Das hat sich Rex (Ben O’Toole) nun wirklich anders vorgestellt. Etwas mit der Bankangestellten seines Vertrauens flirten und sie zu einem Date zu überreden, das war der Plan. Doch Rex hat nicht mit den plötzlich herein stürmenden Bankräubern gerechnet bzw. sie nicht mit ihm, denn kurze Zeit später, hat er alle ausgeschaltet. Da dabei jedoch eine der Angestellten stirbt, kommt Rex für acht Jahre ins Gefängnis.
Als er nach seiner Strafe entlassen wird, hat es die Klatschpresse noch immer auf ihn abgesehen. Deshalb reist er nach Finnland, um neu durchzustarten, da ihn dort Niemand kennt. Sofort nach seiner Ankunft wird er jedoch von einer Familie entführt, die einen sehr speziellen Sohn haben. Dieser ist riesig, geistig unterentwickelt und er isst ausschließlich Menschenfleisch und heute steht Rex auf der Speisekarte…
Der neueste Film des Australiers Alister Grierson (Sanctum), ist eine australisch-amerikanische Co-Produktion und klingt von der Prämisse her herrlich schräg und was soll ich sagen, genau das ist er dann auch (auf eine sehr unterhaltsame Art und Weise). Dabei verlässt sich Grierson nicht auf übertrieben inszenierte Gewaltszenen, wie man es auf Grund der Handlung vermuten hätte können, sondern er setzt voll und ganz auf seinen Hauptdarsteller.
Das erweist sich als wahrer Glücksgriff, denn Ben O’Toole (Hacksaw Ridge) darf als Rex hier sozusagen gleich zwei Rollen spielen. Einerseits ist er Rex und andererseits spielt er gleichzeitig (ich nenne es einfach mal) sein Unterbewusstsein. Dabei kommt es zu herrlich amüsanten Zwiegesprächen und auch wenn der echte Rex dabei auch zu Dummheiten verleitet wird, meist gibt ihn seine „bessere Hälfte“ Tips oder bremst ihn, sollte er wieder mal übertreiben.
In einem Keller gefesselt zu erwachen und an einen Kannibalen verfüttert zu werden, ist an sich schon eine sehr schräge Ausgangssituation, doch gerade die Ebene mit der manifestierten, zweiten Version von Rex, hebt den Film eindeutig über den Einheitsbrei anderer Genreproduktionen hinweg. Bestens funktioniert dabei die Situationskomik, ohne der Spannung zu schaden oder die Abartigkeit des Geschehens, irgendwie ins Lächerliche zu ziehen.
Glimmzüge während man sich aus Fesseln befreien will? Ein heroischer Aufstieg über eine Stiege, der gefühlsmäßig endlos dauert? Beides ist dabei und ich muss schmunzeln, wenn ich wieder an diese Szenen denke. Habt ihr schon mal gesehen, wie man einen Stumpf bei einem Bein auf eine sexy Art und Weise verbindet? Nein? Ich auch nicht und ich wusste bisher auch nicht, dass ich genau das sehen wollte (und weiß es immer noch nicht).
Da Rex alles andere als ein Held ist und ihm so einige unangenehme Sachen passieren, hat man trotz des humorvollen Untertones, durchaus Angst um ihn, einfach weil es soviel Spaß macht, ihm (oder eigentlichen beiden, den „Rex’en“) zu zusehen. Warum die Familie das tut was sie eben tut, wird rein mit der Fürsorge (oder soll das Liebe sein) zu ihrem Sohn, Bruder, Neffen erklärt, moralische Überlegungen gibt es dazu freilich in keiner Weise.
Ben O’Toole zu beobachten, ist wie gesagt eine echte Freude. Er ist auch nicht durchgehend sympathisch, mal ärgert man sich über ihn, dann hat man wiederum Mitgefühl und dann wieder will man ihn einfach nur anfeuern, bei dem was er tut. Seine „zweite Version“ ist irgendwie enthemmter und fokussierter zugleich und die Unterschiede zwischen den beiden zu erkennen, macht erstens Spaß und zeigt, wie gut er seine Sache macht.
Insgesamt daher eine durchgehend extrem unterhaltsamer Genremix, der dich nie richtig nachdenken lässt oder zu irgendeinem Zeitpunkt nachlässt, das Alles jedoch ohne dass man sich als Zuseher überfahren vorkommt. Der Humor ist durchaus eigenwillig und trifft sicherlich nicht den Geschmack von Jedem, doch ich würde das Ganze nicht vorrangig als Komödie bezeichnen, denn der Spaß entsteht durch den skurrilen Charakter der Situationen, genau wie so oft im richtigen Leben.
„Bloody Hell“ bekommt von mir 8,5/10 „Liebe“ an einem denkbar ungewöhnlichen Ort Liebe entdeckende Empfehlungspunkte.