Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (Filmkritik)

Die Tochter von Mildred Hayes (Frances McDormand) wurde vor Monaten brutal vergewaltigt und ermordet, aber die Ermittlungen verlaufen im Sand. Vom Täter fehlt jede Spur und Mildred beschleicht das Gefühl, dass die Polizei ihren Job nicht richtig macht. Daher mietet sie eines Tages an der Straße, die in ihren Heimatort Ebbing, Missouri führt, drei Werbetafeln und versieht sie mit provokanten Aussagen. Polizeichef William Willoughby (Woody Harrelson) hat damit allerdings keine Freude…

Schräg – mit diesem Wort kann man diesen Film am besten beschreiben. Denn trotz der Thematik ist der Film irgendwie lustig, wenngleich nicht lustig von der „Haha“-Variante, sondern viel mehr von der „WTF“-Variante. Denn mehr als einmal saß ich quasi mit offenem Mund da und war einfach nur fasziniert, bzw einfach zu schockiert um auch nur einen einzigen sinnvollen Gedanken zu formen.

Das ist hier keineswegs als Kritik zu werten, denn schon seit längerem hat mich kein Film mehr von Anfang bis Ende so dermaßen gefesselt. Wenn man einen Schritt zurück tut und reflektiert, was eigentlich im Film passiert, ist das zumindest auf dem Papier nicht besonders viel. Aber durch die hervorragende Arbeit der Schauspieler kann man kaum die Augen abwenden.

Frances McDormand (Hail, Caesar!) in der Rolle von Mildred Hayes hat für ihre Performance völlig zu Recht einen Oscar gewonnen. Mildred ist eine verbitterte Frau, die mit dem Fakt zu kämpfen hat, dass ihre Tochter vergewaltigt und umgebracht wurde, der Täter aber nie gefasst wurde. Immer wieder gibt es hier „Sie wird doch nicht wirklich“-Momente, denn Mildred ist unberechenbar. Sie wirkt sehr unscheinbar, doch man sollte sie nicht unterschätzen. McDormand schafft es, dass man Mildred trotz allerlei Wahnsinns-Aktionen immer noch sympathisch findet und man Mitgefühl mit ihr hat.

Woody Harrelson (The Hunger Games: Mockingjay – Part 2) als Sherriff, der durch die Plakate von Mildred quasi an den Pranger gestellt wird, ist ein sehr komplex angelegter Charakter. Bill Willoughby lernt man als nicht sehr hellen Mann kennen, der seinen Arsch nicht in die Höhe kriegt und toleriert, dass seine Mitarbeiter ihre Position ausnützen. Durch seine Krankheit zeigt der Charakter dann ganz andere Facetten und beeinflusst das Leben seiner Mitmenschen enorm.

Sam Rockwells (Mr. Right) Officer Jason Dixon ist das so ziemlich verabscheuungswürdigste Wesen das man sich nur vorstellen kann. Er hat was gegen Schwarze und Homosexuelle und hat eine Freude daran seine Machtposition auszunutzen. Die Wandlung dieses Charakters ist für mich nicht ganz so glaubwürdig, weil es so plötzlich kommt und ich der Meinung bin, dass man eine solche Grundeinstellung nicht einfach so ablegen kann. Rockwell hat für seine Rolle übrigens ebenfalls einen Oscar gewonnen.

Martin McDonagh (7 Psychos) führte hier Regie und schrieb auch das fantastische Drehbuch. „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ ist nie vorhersehbar und die Charaktere darin wirken wie echte Menschen, die nicht immer das sind, was sie auf den ersten Blick sein sollten. Geschickt schafft es McDonagh, dass man auf einmal Personen sympathisch findet, die anfangs das genaue Gegenteil sind.

Die Emotionen der Charaktere wirken real und nicht wie etwas, dass sich ein geschickter Drehbuch-Autor einfallen hat lassen. Kurzschluss-Handlungen wie etwa wenn Mildred einem Schüler in die Eier tritt, weil er ihr ein Getränk auf die Windschutz-Scheibe ihres Autos geworfen hat, sorgen dafür, dass man momentan mal mit offenem Mund dasitzt und sich wundert, warum sie für diese Aktion nicht eingesperrt wird.

Fazit: „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ ist ein wirklich guter Film, der eine fantastische Charakterstudie ist, nicht vorhersehbar ist und von Anfang bis zum Ende fesselt.

Dieser Film bekommt von mir 9/10 plakativen Punkten.


One thought on “Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (Filmkritik)

  1. Wow, was für ein Film. Keine Inhaltsangabe kann dem gerecht werden. Von Anfang bis Ende spitze, spannend, witzig, verstörend, überraschend und großartig gespielt. 2 Stunden, die wie im Flug vergangen sind.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.