Mark (Matthew Kevin Anderson) ist Reporter. Sein neuer Auftrag schmeckt ihm aber nicht besonders, denn er soll die beiden Pornofilmer John (Greyston Holt) und Steve (Andrew Francis) interviewen und aufdecken, dass ihre Webseite und ihre Filmchen keineswegs „echte“ Frauen zeigt, sondern dass es sich dabei durchaus um Schauspieler*innen handelt.
Aber die Sache läuft schief und aus dem Ruder und ehe sich Mark versieht, befindet er sich in einem Kampf ums Überleben und ist zwischen den Fronten gefangen. Steve auf der einen und Beth (Jessica Harmon) auf der anderen Seite.
Und Marks Beteuerungen, er habe mit der Sache nichts zu tun, er sei nur Reporter, wirken von Sekunde zu Sekunde unglaubwürdiger, denn je mehr er sieht, was geschieht, desto sicherer ist, dass auch er nicht mit heiler Haut davonkommen wird ..
Mein Plan war, einen hirnlosen und sinnfreien Trashfilm vor dem Zu-Bett-Gehen zu gucken und einfach abzuschalten. Witziges, schlecht gespieltes Filmchen, welches mehr zum Lachen anregt und zur Schadenfreude als alles andere. Und ja, ich war der Meinung, bei „Deeper“ würde es sich um so eine Art Film handeln. Wie ich darauf gekommen bin weiß ich leider nicht mehr.
Als dann der Film losging und in den ersten Minuten wie ein Porno wirkt, der nur die expliziten Szenen weglässt, war ich schon mal etwas skeptisch. Für einen Trashfilm haben die aber verdammt viel Aufwand mit so vielen verschiedenen Damen getrieben. Und die Sache wirkt tatsächlich ein klein wenig als würden da zwei Jungs durch die Gegend fahren und ihnen unbekannte Frauen abschleppen, diese dann zum Sex überreden und das dann online stellen. Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht vielleicht in der falschen Art Film gelandet bin.
Dann aber wechselt die Story zu Mark. Dieser ist verheiratet, seine Frau ist schwanger und er ist sauer, weil ihn die Story dieser Typen einfach nicht interessiert. Dass ihn dann genau seine Kollegin dazu überredet mitzumachen und in den Bus zu steigen, weil man die Kerle ja dann auffliegen lassen könnte – das passt ins Bild. Denn das Drehbuch gibt sich alle Mühe (abgesehen davon, dass Mark seiner Frau nichts von dem „Porno-Auftrag“ erzählt) Mark als Vorzeigemenschen hinzustellen, der quasi „sauber“ ist und die Typen ja nur (sehr widerwillig) interviewt, um sie auffliegen zu lassen.
Dann steigen zwei Damen ein und dass es dann anders kommt und die „Opfer“ relativ rasch zu „Täterinnen“ werden, ist wohl allen klar. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte ist die Menge an Opfern, die vorkommen. Es ist als wollten die Macher absolut klarstellen, dass es hier keine „Guten“ und keine „Bösen“ gibt, denn alle sind irre. Bis auf Mark halt. Der steht zwischen den Fronten und hat keine guten Karten.
Matthew Kevin Andersen hat am Drehbuch mitgeschrieben und spielt Mark. Ich gehe mal davon aus, dass er der nette Kerl sein wollte und das bringt er auch halbwegs glaubhaft. Er wirkt teilweise (nicht nur aufgrund der Frisur) wie der kleine Bruder von Adam Scott (Parks & Recreation). Allerdings gibt es da eine Szene, die ich so noch in keinem Film gesehen habe, und die … nun, fand ich wirklich verstörend. Überhaupt wird der Film ab einem gewissen Punkt ziemlich hart. Jetzt weniger in der Art wie er gefilmt ist, sondern eher dahingehend was passiert (auch mit Unschuldigen).
Jeffrey Andersen hat die Regie unter Kontrolle und die wenigen Örtlichkeiten, die im Film vorkommen (Bus, Wald, davor ein paar Mini-Szenen in der Stadt), werden gut genutzt. Nach rund 80 Minuten ist der Spuk vorbei und übrig im Kopf bleibt ein Fragezeichen. Ich habe keine Ahnung was der Film mir sagen will. Pornos sind böse? Alle Pornofilmer nutzen Frauen aus? Sind Vergewaltiger? Kampfemanzen sind Killerinnen? Es gibt keine Unschuldigen? Alle Männer stehen unter Generalverdacht (wie Mark)?
Ich weiß es wirklich nicht. Ich kann nur sagen: Ich hatte mit was anderem gerechnet und streckenweise war ich wirklich gespannt, was noch passieren wird. Teilweise war ich abgetoßen, teilweise dachte ich mir „Recht so“ und teilweise habe ich verächtlich geschnaubt, weil die Auflösung so … bieder und vorhersehbar ist.
Alles in allem war ich trotzdem beeindruckt, wie gut die wenigen Ressourcen genutzt wurden, weiß aber mit Sicherheit, dass ich mir den Film kein zweites Mal ansehen werde. Aber gut, das gilt grundsätzlich für viele Filme, die mich unangenehm berührt haben – das macht sie ja jetzt per se nicht schlecht.
„Deeper – The Retribution Of Beth“ bekommt 6 von 10 möglichen, die Seiten umkehrende und keine Gnade walten lassende, Punkte.