Laura (Alycia Debnam-Carey) ist beliebt. Sie hat mehr als 800 Facebook-Freunde, hat eine große Wohnung und lebt dort mit ihrem liebevollem Freund während des Studiums. Marina (Liesl Ahlers) ist eine Einzelgängerin und ein wenig seltsam. Als Laura eine Facebook-Freundanfrage annimmt, glaubt Marina tatsächlich sie seien gute Freunde. Als sich jedoch herausstellt, dass Marina ein wenig „zu“ creepy ist und Laura eigentlich nichts mit ihr zu tun haben möchte, „unfriended“ sie diese, woraufhin Marina ihrem Leben ein Ende macht, da sie alle Freunde verloren hat.
Aber vielleicht war der Suizid kein Suizid, sondern ein Ritual? Und vielleicht erklärt das, weshalb Lauras Profil auf einmal seltsame Dinge postet und Lauras Freunde nach und nach ums Leben kommen …
Der deutsche Schauspieler und Regisseur Simon Verhoeven hat mit „Unfriend“ (oder wie er im Original heißt „Friend Request“) seinen vierten Film gemacht. Der 2009er Film „Männerherzen“ war wohl der größere Erfolg und davon gibt es auch einen Nachfolger namens „Männerherzen … und die ganz ganz große Liebe“. Mit Christian Ulmen, was eine zeitlang ja sozusagen ein positiver Faktor war und auch Til Schweiger war dabei. Dessen Mitwirkung ist bekannterweise ja mal so, mal so („Barfuß“ war großartig, „Far Cry“ ja nicht so).
Mit „Friend Request“ hat Simon Verhoeven nun sein englischsprachiges Debut gegeben. Das Drehbuch ist … naja. Ich würde mal sagen, die Grundidee der Story ist nicht schlecht, die Kontinuität zwischen den Szenen nicht immer klar, aber sehenswert ist das Ganze dann dennoch. Die Story über Dämonen und seltsame Vorkomnisse ist ja seit x Jahren nicht neu und kommt in immer neuen Varationen daher. Da fällt den Leuten scheinbar nichts Neues mehr ein. Ob es sich nun um Dämonen, einen Hexenkult oder ganz egal was handelt, es gibt immer „Sachen, die andere nicht sehen“ und „Sachen, die die Ankunft des Dämons/der Hexe/usw“ ankündigen und so weiter und so fort. Außerdem gibt es IMMER Internetrecherchen, die auf die Spur des Bösen führen. Alles das gilt auch für „Friend Request“.
Das macht daraus aber noch keinen schlechten Film, denn trotz der Sprünge und unlogischen Momente (Wo bekommt man mitten im Wald ein Taxi her, wenn man kurz davor noch gesagt hat, man habe keinen Empfang? Und wo bestellt man es hin? Zur dritten Eiche von Rechts?) ist der Film durchaus spannend geraten. Das liegt zum einen klar am Cast, die ihre Sache wirklich gut macht – von Alycia Debnam-Carey als Laura („The 100“, „Fear The Walking Dead“) über deren IT-Freund Kobe (Connor Paolo), der als einziger schnallt, wie man sich retten kann (was aber eher negative Konsequenzen hat). Da gibt es keine großen Ausfälle, wenn auch keine großen Augenöffner, alles passend und grundsolide.
Die Optik des Films passt super – das Artdesign ist ziemlich cool, die Postings von Marina (Motion-Videos von Gemälden, die aussehen wie mit Wasserfarben gemalen) sind extrem großartig, die Dämonen sehen schön gruselig aus. Bis hin zu den Stückchen, welche der Dämon mit dem (nie als solchen titulierten) Facebook-Account spielt, passt alles optisch und stilistisch gut zusammen.
Interessant vom Ansatz her: Der Geist will Laura alle ihre Freunde nehmen. Und der Maßstab nach welchen er/sie das macht, sind die Anzahl der Facebook-Freunde! Wirklich! Weil die „echten“ Freunde bringt er/sie/es um und wenn dann noch die Facebook-Freunde auch weg sind, dann ist man ja richtig allein. Sarkasmus? Ironie? Gesellschaftskritik? Keine Ahnung, spielt auch keine Rolle, da der Film mit dem Thema völlig belanglos und oberflächlich umgeht. Im Grunde ein Horrorthriller von der Stange, da es um die Hauptfigur geht und die Menschen, die sie mag, ermordet werden. Wie üblich in solchen Filmen. Trotzdem irgendwie spannend anzusehen – vorausgesetzt man schaltet wie bei solchen Filmen meist empfohlen das Hirn aus.
„Unfriend“ bekommt 5,5 von 10 möglichen, weil technisch gut gemachten und umgesetzten, Punkten.
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