Gravity Rush Remastered (Game-Review)

Gravity Rush Remastered A

Im Jahr 2012 erschien mit „Gravity Rush“ eines der bis heute besten Spiele für die PS-Vita. Diese Aussage bezieht sich zwar vor allem auf das Gameplay, doch auch optisch wurde die Leistungsfähigkeit von Sonys Handheld völlig ausgeschöpft. Obwohl die PS4 zu weit mehr fähig wäre, entschied sich das „Remaster-Studio“ Bluepoint (Uncharted: The Nathan Drake Collection) für eine Optik, die sich sehr nahe am Original orientiert. Dies sieht man dem Spiel trotz der sehr eigenständigen Machart auch zeitweise an, abgesehen davon nimmt dieses Abenteuer den Spieler jedoch auf eine einzigartige Reise mit.

Wie zahlreiche typische (japanische) Helden zuvor, erwacht Kat ohne Erinnerungen. Was für ein Mensch ist sie? Wie ist sie hier hergekommen? Warum hat sie diese Fähigkeiten? Natürlich nutzt sie ihre Kraft für das Gute, möchte anderen Menschen helfen und legt dabei auch einen gewissen Stolz an den Tag. Im Laufe der Handlung geht es ihr dann persönlich vor allem darum, einen Freund zu finden. Das ist von der Story her ähnlich spannend wie die optionalen Gespräche mit Stadtbewohnern, die allesamt null Persönlichkeit besitzen. Klingt schlimm? Könnte es durchaus sein, wenn dies nicht ein Spiel wäre, dass man vor allem wegen dem Erlebnis an sich genießt und weniger spielt, sondern buchstäblich erlebt.

Schon alleine die Flugfähigkeit von Heldin Kat fühlt sich großartig an. Ein Druck auf die Schultertaste genügt, schon ist sie leicht wie eine Feder. Per Tastendruck wird dann ausgesucht, wo das „Fallen mit Stil“ mittels Anziehungskraft hingehen soll. Die Kraft dahinter und auch ein ganz spezifisches Gefühl dafür, wird durch die sich bewegenden Gegenstände und schreienden Menschen erzeugt, die auf den Druck der Bewegungen reagieren. Die Angst möglicherweise in der Luft den Überblick verlieren zu können, kann die geschickte Kameraführung beinahe durchgehend zerstreuen.

Einen Moment lang nicht zu wissen wo oben und unten ist, ist hier nämlich kein Problem mit der Kamera, sondern durchaus Teil des Gameplays. Anpassungen mit dem Analogstick sind möglich, je nach Geschmack führt auch die Variante bei der der Controller gekippt wird, zum gleichen Ziel. Ein ähnliches Hochgefühl wie die Fliegerei, liefert das Kampfsystem ab. Die Schwerkraft verstärken, auf den Schwachpunkt zielen und mit voller Wucht in den Gegner krachen. Dies funktioniert vor allem perfekt, wenn man sich auf nur einen Feind konzentriert und wird mit steigender Anzahl von Wesen auf dem Bildschirm, immer fordernder.

Gravity Rush Remastered B

Die verspielte, in malerische Farben getauchte Spielwelt erfreut grundsätzlich dann auch vier Jahre nach dem Original noch die Augen, wenn man keinen PS4-Referenztitel erwartet. Ja, vor allem Brauntöne beherrschen das Geschehen und Ansammlungen von Menschen gibt es kaum zu bewundern, doch der märchenhafte Charakter der gesamten Inszenierung, hat nichts von seinem Charme verloren. Die Eigenständigkeit ist ein Hit und das auch noch heute (klar dass hier die Meinungen auseinander gehen können, doch schwach würde ich diese Optik nur finden, wenn die Japan Studios für Teil zwei, keine Änderungen/Verbesserungen vornehmen würden).

Abseits der Haupthandlung gibt es sogenannte Herausforderungsmissionen, bei denen es gilt Rennen zu bestreiten, Bewohner zu retten oder eine bestimmte Anzahl von Gegnern zu besiegen. Wer unbedingt beweisen will, dass er der Beste ist, der kann sich in entsprechenden Listen mit seinen Freunden vergleichen. Sammler, die gerne alle Kostüme für Kat freischalten wollen, können dies auch innerhalb der drei Download-Inhalte tun, die ebenfalls enthalten sind. Eine militärische Mission lenkt den Fokus dabei auf eine Nebenfigur, während man in einer anderen aufräumen darf, was sicherlich eine pädagogisch wertvolle Botschaft mit sich bringt, ansonsten aber eher überflüssig ist.

Gewinnt das Spiel nun insgesamt im Vergleich mit dem Original? Ich würde eindeutig sagen ja. Das „einfach nur so Herumfliegen“ mit Kat war noch nie schöner und das Kampfsystem ist – je nach Vorliebe – beinahe noch ansprechender umgesetzt. Zusätzlich bringt der größere Bildschirm klar mehr Überblick in hitzigen Momenten. Dass Kat vom Charakter und der Entwicklung her etwas blass ist und die Story als Ganzes der restlichen Kreativität angepasst gehört hätte, diese Mängel bleiben natürlich weiterhin vorhanden.

Wert gespielt zu werden ist dieser Geheimtip freilich auf alle Fälle, zumal Sony mit einem Preis von 30 Euro, gleich zum Release nicht den vollen Preis eines neuen Titels verlangt. Sich im Moment zu verlieren wird hier schnell zur Gewohnheit, eine Eigenschaft von Spielen, die oft zu kurz kommt. Nicht zuletzt deshalb bin ich schon sehr gespannt auf Gravity Rush 2, das ja noch in diesem Jahr erscheinen soll. Wenn dabei die Schwächen des ersten Teils ausgemerzt werden können und die Stärken noch erweitert, dann könnte etwas wirklich Großes daraus werden. Es bleibt jedenfalls spannend.

„Gravity Rush Remastered“ bekommt von mir 8/10 mit Leichtigkeit sämtlichen Feinden die Macht der Schwerkraft spüren lassende Empfehlungspunkte.

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