He Never Died (Filmkritik)

Jack (Henry Rollins) ist ein Einzelgänger. Er isst immer im gleichen Lokal, bestellt meist das gleiche und üblicherweise spielt er auch noch Bingo im Altenheim. Eines Tages ruft eine seiner Ex-freundinnen an und sagt ihm, dass seine Tochter zu Besuch kommen wird. Jack ist überrascht und alles andere als erfreut. Die Tochter Andrea (Jordan Todosey) taucht auf, wirft einen Blick auf Jack und verschwindet wieder.

Am nächsten Tag ruft die Ex erneut an und Jack sieht sich mehr oder weniger gezwungen seine Tochter zu suchen und für eine Weile bei sich aufzunehmen. Aber es stellt sich heraus, dass Jack viel mehr ist als „nur Jack“ und seine sehr blutgetränkte hunderjährige Geschichte bricht durch in die Gegenwart …

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Die Prämisse von „He Never Died“ ist jetzt keine Neue. Das Thema „Unsterblichkeit“ wurde schon mehrmals in diversen Filmen aufgearbeitet – noch nie habe ich es allerdings in dieser Art und Weise ausgetüftelt gesehen. Denn ziemlich rasch stellt sich heraus, dass Jack nicht Jack heißt und er eine lange und blutige Geschichte hinter sich hat. Wer den Trailer gesehen hat, kann sich in etwa eh bereits ausmalen, wer hinter der Fassade steckt. Und Jack mag sein Leben in Ruhe leben. Ohne Störungen. Ohen Kontakte von außerhalb. Das einzige was er immer wieder braucht, ist seine „Medizin“, damit er ohne gröbere „Ausfälle“ in Ruhe leben kann.

Der Fairniss halber muss man sagen, dass Jacks‘ Leben bereits kurz vor dem Auftauchen seiner Tochter aus der Bahn gerät. Das Problem ist nämlich, dass Jack – gegen seinen Willen und ohne, dass er es gemerkt hat – doch zarte Bande zu ein paar Leuten entwickelt hat. So zum einen Jeremy (Booboo Stewart), der ihn regelmäßig mit seiner „Medizin“ versorgt. Was ein paar Leuten im Viertel auf den Keks geht, denn sie halten Jeremy für einen Dealer, der in ihr Gebiet eindringt und wollen Jack dazu bringen, das Zeug von ihnen zu kaufen. Was Jack allerdings sehr wenig beeindruckt. Dann gibt es noch die Kellnerin in seiner Stammbar, die er auch irgendwie gern hat oder an die er zumindest gewöhnt ist.

Jason Krawcyk ist Drehbuchautor und Regisseur des Films und hat damit ein wirklich gewagtes, durchgeknalltes und zu einhundert Prozent überzeugendes Stück Film geschaffen. Das liegt an ein paar Dingen, die sich bei dem Film wirklich super zusammenfügen. Der Film hat einen verdammt geerdeten Look und die perfekten Schauspieler für ihre Rollen. Henry Rollins als Jack ist perfekt, die Rolle ist ihm auf den Leib geschrieben und er füllt sie perfekt aus. Ob er nun den wortkargen, unbeabsichtigt tollpatschigen und sozial etwas unterentwickelten, Jack spielt oder den Jack, der – völlig ohne Genuss und Freude daran, aber absolut konsequent – mordet und brutal vorgeht um endlich das zu bekommen was er will: Wieder seine Ruhe. Das Drehbuch balanziert gekonnt auf der Linie zwischen liebevoll ironisch lustig und beinhart extrem konsequent brutal und trifft wirklich in so ziemlich allen Fällen die perfekte Mitte.

Das liegt auch daran, dass alle Figuren im Film mit Liebe behandelt werden. Da gibt es nicht DEN Helden (ich meine, ja den gibt es natürlich), aber die Szenen sind so gedreht, dass alle Figuren wirklich glaubwürdig sind und das gesamte „Sozialsystem“ einfach super funktioniert. Die Regeln der Welt sind anfangs etwas verschwommen, aber spätestens aber der Mitte des Films ist man völlig im Bild und kann die Entwicklung(en) genießen. Und die Art und Weise, wie Jack tickt sorgt einfach für ein paar absolut großartige Situationen (da wäre die Anfangsszene mit den beiden Dealern, die ihn bedrohen wollen oder das Verhör mit dem Kerl, den er in der Badewanne fesselt und das sowas von genial ist – einfach ein Hammer).

Auch am Ende des Films gibt es nochmals eine verdammt super Szene, in welcher Jack mit einer Person (die fast nur er sehen kann) einen Monolog führt und der nochmals eine völlig neue Ebene des „gelassenen“ und sich mit der „Unsterblichkeit arrangiert habenden“-Seite von ihm zeigt. Gerüchten zufolge ist „He never died“ der erste Film einer mehrteiligen Reihe und ich kann nur hoffen, dass dem so ist, denn ich war nach dem Film völlig begeistert von den Charakteren und deren Welt – denen würde ich gern öfter zusehen.

„He never died“ bekommt 8,5 von 10 möglichen, die Unsterblichkeit aushaltende, Punkte.

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