Jesse (Mike Patton) zieht mit seiner Schwester und seinen Eltern in das ehemalige Haus von Nancy. Nachts plagen ihn Albträume. Er wacht schreiend auf und immer wieder ertappt er sich dabei, Dinge zu tun, die er nicht tun will. Als er und Lisa (Kim Myers) das Tagebuch von Nancy entdecken und den Namen Freddy Kruger (Robert Englund) finden, versteht Jesse langsam, was mit ihm passiert.
Freddy Kruger hat beschlossen, nicht mehr in Träumen leben zu wollen, sondern zurück auf die Welt zu kommen. Und zu genau diesem Zweck hat er sich Jesse ausgesucht, dessen Körper er nutzen will, um wieder zurück auf diese Welt zu kommen.
Mann-oh-Mann. Was für ein Desaster. Hätte mir jemand gesagt, dass man einen Film mit Freddy Krueger so richtig in den Sand setzen kann, dann hätte ich das wohl nur sehr schwer für möglich gehalten, aber Jack Sholder (Regie) und David Chaskin (Drehbuch) haben es doch tatsächlich geschafft. „A Nightmare On Elm Street Part 2: Freddy’s Revenge“ ist auf so vielen Ebenen falsch, da mussten sie sich wohl halbwegs dafür ins Zeug legen.
Da wäre zum Beispiel die Idee, dass Freddy sich seinen Weg aus den Träumen in die „echte“ Welt bahnen will. Genau. Gute Idee. Die eine Sache, die ihn so richtig gefährlich macht, die ihn insofern von allen anderen „Filmmonstern“ unterscheidet, nämlich, dass es KEIN ENTKOMMEN WIE AUCH IMMER vor ihm geben kann, lässt man unter den Tisch fallen. Ich wiederhole: Gute Idee. Mhm.
In einer der Dokumentationen, welche auf der DVD zu finden ist, erzählt Wes Craven, dass ihm angeboten wurde beim zweiten Teil die Regie zu übernehmen, er aber ablehnte, weil er einerseits mit dem Vorgänger bereits eine runde Geschichte erzählt hätte, die für ihn abgeschlossen war. Außerdem habe er das Drehbuch gelesen und sei der Meinung, dass da so viel falsch läuft, dass er diesen Film auf keinen Fall machen würde, weil das Drehbuch – und jetzt zitiere ich übersetzt: „das Drehbuch völlig an der Quintessenz dessen, was Teil 1 und die Figur Fred Krueger ausmacht, vorbeigeht.“ Wenn das der Erfinder einer Figur über einen Film sagt, dann kann man wohl davon ausgehen, dass da wirklich was falsch gelaufen ist.
Besser kann man es nicht formulieren. Und eigentlich müsste man dazu auch nichts mehr schreiben … wenn da nicht das Interview mit dem Regisseur des zweiten Teils auch auf der DVD wäre und es ist unglaublich, wie sehr der Mann sich um Kopf und Kragen redet. Anstatt sich hinzusetzen und zuzugeben, dass er es einfach mit dem Drehbuch UND der Inszenierung verbockt hat, flüchtet er sich in ein Meta-Ebene-Gefasel, das man schon gehört haben muss, um es zu glauben.
Immer wieder gibt es Leute, welche behaupten, der Film hätte einen homoerotischen Subtext. Dem muss ich widersprechen. Primär deshalb, weil es in meinen Augen kein Subtext ist, sondern ziemlich klar die Handlung des Films. Im Grunde geht es darum, dass Jesse homosexuell ist, damit aber nicht klar kommt. Ich könnte jetzt x Szenen aufzählen (Duschszene mit Gym-Lehrer, Besuch bei Grady, die Beinahe-Sex-Szene mit Lisa, Lisas „Kampf“ gegen Freddy, etc) und alle diese Szenen sind dermaßen plakativ, dass es kaum auszuhalten ist. Vor allem meint Regisseur Jack Sholder in den Dokumentationen, dass er „jetzt im Nachhinein auch bemerkt, dass der Film ein wenig in diese Richtung geht. Das sei ihm während der Entstehung des Films nicht klar gewesen“. Genau. Wer es glaubt. Aber ich verstehe, dass er es abstreitet, denn gerade das Ende des Films, als Lisa Jesse vor der „Homosexualität“ rettet indem sie ihn küsst, ihn streichelt und ihm mehrmals sagt „Come back to me, Jesse. I love you.“, während der zum Freddy mutierte Jesse antwortet „No, I can’t. Jesse is dead. There is only me.“, woraufhin Lisa wieder meint: „Fight it, Jesse. Fight it back. I know you are in there. Come back to me.“ Und so weiter und so weiter. Also das muss man schon gesehen haben, zum glauben, wie peinlich die Sache ist. Ich meine damit übrigens nicht die Darstellung der Homosexualität und dem Inneren Kampf damit, etc. Das hätte durchaus ein guter Film werden können, aber wie es inszeniert ist – grauenhaft.
Das genau sind die Probleme, die ich mit „A Nightmare On Elm Street 2: Freddy’s Revenge“ habe. Kurz gefasst: Er ist schlecht gemacht (Freddys Morde sind weder innovativ noch sehen sie gut aus), das Drehbuch pendelt zwischen peinlich (Vogel-Szene) und noch peinlicher (die Pool-Party-Szene), die „wirkliche“ Handlung (Homosexualität als Krankheit) ist ein Witz und das Ende ist so richtig spannungsarm (ein verdammtes Gespräch), während die konkrete Aussage (Homosexualität kann geheilt werden – durch gut Zureden und Hetero-Sex) einfach auf so vielen Ebenen falsch, peinlich und zum K****n ist, das ich es gar nicht in Worte fassen kann. Ach, was für ein Mist. Ich glaube nicht, dass so ein Film heutzutage noch entstehen könnte, denn die zentrale Aussage, dass Homosexualität etwas Mörderisches ist, also eine Krankheit, die man heilen sollte und kann (durch: Überraschung! Hetero-Sex!) kann in einer Welt, in welcher Conchita Wurst den Songcontest gewonnen hat, zum Glück, keinen Meter mehr gewinnen. Peinliche Sache.
Natürlich hat der Film auch ein paar witzige Seiten, so zum Beispiel schreit Jesse wie ein Mädchen als er aus seinen Albträumen aufwacht, was seine Schwester zu der Aussage verleitet: „Mum, why can’t Jesse wake up like normal people?“ und ähnliche bewusst oder unbewusst witzige Momente. Im Grunde genommen ist der Film dennoch primär eines: Müll.
Regisseur Jack Sholder hat nach diesem Film noch ein paar weitere – völlig unbekannte Trashmovies, die nicht mal witzig sind – Filme gemacht. Einzig erfolgreich und in gewissen Kreisen Kultstatus besitzend ist „The Hidden“ mit „Twin Peaks“-Star Kyle McLachlan. Drehbuchautor David Chaskin hat ebenfalls nichts mehr auf die Reihe bekommen. Zumindest nichts, was man kennt.
Wie eine Produzentin im Making-Of auf der DVD so schön sagt: „All the mistaktes we made in part two – and there’s just so many of them – we needed that, so that we knew and could make that all right in part 3.“
Vielleicht war es das. Vielleicht hat es das gebraucht. Der Versuch „Nightmare“ in eine völlig andere Richtung zu drehen und zu scheitern, um wieder auf die richtige Spur zu kommen. Was die Grundaussage des Films allerdings nicht weniger schlimm und peinlich macht.
„A Nightmare On Elm Street 2: Freddy’s Rache“ bekommt 3 von 10 möglichen, an der Machart und Message scheiternde, Punkte.
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