Wolfenstein: The Old Blood (Game-Review)

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Jahre vor den Ereignissen aus „The New Order“ hat BJ Blazkovicz einen anderen Auftrag. Er muss in die Burg Wolfenstein eindringen um geheime Dokumente der Helga von Schabbs zu stehlen, denn die Allierten sind dank der fortschrittlichen Waffentechnologie der Nazis (bzw. des Regimes) dabei den Krieg zu gewinnen. Leider werden er und sein Kollege enttarnt und die ganze Idee geht den Bach runter. Rasch wird auch klar, dass Von Schabbs an einer Ausgrabung sehr interessiert ist und ein „König Otto“ scheint ein mystisches Artifakt geschaffen zu haben, dass in den falschen Händen noch mehr Tod und Zerstörung bringen könnte, als ohnehin bereits passiert …

Der Nachfolger von „Wolfenstein: The New Order“ spielt zeitlich (wie Kenner bereits an der Inhaltsangabe erkennen dürften) einige Jahre VOR den Ereignissen des eben erwähnten Vorgängers. BJ ist wieder mitten in seinem Element und tut, was er am besten kann: Nazis ausschalten und deren Pläne vereiteln. „The Old Blood“ ist grundsätzlich in zwei größere Abschnitte aufgeteilt, deren erstes sich wie ein gewöhnlicher Schlauchshooter spielt. Die Areale sind angenehm groß, die Gegner gut verteilt und oftmals gibt es die Option ob man Ballern oder Schleichen will. Die Umgebungen sind großartig gestaltet und wer nach der ersten halben Stunde Rudi Jäger und dessen Kampfhund Greta nicht hasst, der hat wohl nicht gut genug zugehört und zugesehen, was rund um ihn passiert.

Im zweiten Teil der Geschichte befindet sich BJ nicht mehr auf der Burg sondern im angrenzenden Örtchen, um sich dort mit dem Widerstand zusammenzutun, der es allerdings alles andere als leicht hat. Nach einem eher peinlichen Versuch undercover an die gesuchten Dokumente zu kommen, passiert ein kleiner Zwischenfall, der darin resultiert, dass hunderte Zombies rumlaufen. Stellt für unseren BJ natürlich kein größeres Problem dar. Die Areale sind teilweise größer und ein wenig verwinkelter – alles in allem sind die Zombies optisch (von Design) eine (eklige) Augenweide, auch wenn die Dinger strunzdumm sind. Wie es sich für Zombies halt gehört.

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Das Gameplay ist altbekannt. Großteils aus allen Rohren feuernd (und die Deckung nutzend) die bösen Schergen über den Haufen knallen oder eben lautlos mit dem Messer aus dem Weg schaffen. Zwischendurch darf man auch mal einen Laderoboter bedienen oder sich an fixierten Großfeuerwaffen bedienen. Größte Neuerung ist wohl das Eisenrohr, das BJ relativ am Anfang findet und sich als Allzweckmittel herausstellt. Einerseits kann er damit Türen aufbrechen, poröse Wände raufklettern (er rammt die Teile des Rohres einfach in die Wand und zieht sich nach oben) oder sie Bösewichten auch ziemlich blutig in die Hälse oder andere Körperteile rammen.

Dazu kommen ein paar neue Gegnertypen, wie an Stromleitungen angeschlossene Supersoldaten, denen man erst einmal den Saft abdrehen sollte, bevor man sich ihnen nähert bis hin zu „großen Supersoldaten“, die zum Glück eine externe Stromquelle auf ihren Panzerungen tragen, die schön hell leuchtet – Shooterspieler wissen sofort, was zu tun ist.

Die Umgebungen, Texte und auch die Sprachausgabe ist erfreulicherweise – wie im Vorgänger – positiv vorbildlich und frei von Peinlichkeiten. Die Deutschen sprechen Deutsch (und zwar quasi akzentfrei und grammatikalisch korrekt) und auch die vielen Texte, die man im Spiel findet sind super in andere Sprachen übersetzt. Erneut: Hut ab.

Musik und Grafik sind sehr schön, haben allerdings mit dem gleichen Problemem zu kämpfen wie der Vorgänger: Teilweise matschige Texturen. Die Musik ist Geschmackssache (ich finde sie sehr passend) und die Grafik von Design und Detailgrad her wunderbar und ohne Makel, alleine das „Tearing“ (fiel mir im Vorgänger nicht auf) ist nervig, aber damit kann man leben. Hätte man zwar sicher beheben können, aber dafür passt alles andere. Es gibt auch wieder x Dinge zu entdecken und zu sammeln, die freischaltbaren Items sind aber nicht so toll wie im ersten Teil.

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Einziges Manko im Vergleich zum Vorgänger ist für mich die Verlagerungen auf mehr Ballern. An sich kein Problem damit aber leider geht bei „The Old Blood“ die Story bzw. die transportierte Emotion ein wenig unter. Sicher – an ein Vorzeigekaliber wie „The New Order“ klebt man nicht so rasch was genau so super ausgearbeitetes Neues dran, aber ein bisschen mehr wäre schon okay gewesen, war das für mich doch der Höhepunkt des ersten Teils.

Zwar gibt es neue und sympathische Figuren im zweiten Teil, die aber alle entweder relativ flott aus der Geschichte verschwinden oder sie verkommen zu einem Mittel zum Zweck. So stirbt zum Beispiel ein sehr guter Freund von BJ relativ am Beginn des Spiels und klar ist man wütend, aber der emotionale Hieb den mir ein paar der Momente im Vorgänger verpasst haben, fehlt hier völlig.

Ja, es gibt eine Nebenfigur, die wohl für den emotionalen Antrieb zuständig sein sollte und die wächst einem auch rasch ans Herz, aber um richtig mitfiebern zu können bleibt sie dennoch einfach zu blass, was ich schade finde, denn immerhin wäre es nicht so schwer gefallen, sie ein wenig mehr einzubinden.

Dafür gibt es wieder ein paar sehr nette Momente, wie als zB BJs Auftraggeber ihm durchs Funkgerät sagt, dass er sich bedeckt halten und seine Gegner nur töten soll, wenn es sein muss, woraufhin BJ vortäuscht sein Funkgerät verschlucke Silben und er den Auftrag mit den Worten „I understand: Kill as many Nazis as I can“ wiederholt. Liest sich langweilig, aber dank der guten Sprecher (der englischen Version) kommt das sehr witzig rüber. Der Endkampf ist übrigens … schräg.

Im Summe also ein absolut brauchbares und tolles Standalone-Addon, das viel Spielzeit (zwischen 8 bis 12 Stunden oder mehr) für relativ wenig Geld bietet und in Bezug auf Schauplätze und Action sicher auf Niveau des Vorgängers ist (wenn auch mengenmäßig natürlich eingeschränkt), aber die Story bzw. die emotionale Ebene der Story bleibt leider fast völlig auf der Strecke.

Um es mit den Worten von BJ zu sagen: „War is a disease.“

„Wolfenstein: The Old Blood“ bekommt 8 von 10 möglichen, die Action, Optik und Audio Anteile richtig hinbekommende und leider an der emotionalen Storyfront schwächelnde, Punkte.

PS: Das Spiel gibt es auch in Österreich nur als „entschärfte“ Version. Beim ersten Teil war das noch nicht so. Ich hoffe, dass das kein Dauerzustand wird.

PPS: Ja, es gibt auch wieder „Nightmare Levels“ 🙂 und viele, viele andere Easter-Eggs.

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