Ink (Filmkritik)

John hat seine Frau verloren. Seine Tochter wurde ihm abgenommen und seine Großeltern kümmern sich um sie. Als Emma (so der Name der Tochter) eines Tages aber nicht mehr aus ihrem Schlaf erwacht und im Koma landet, nimmt alles eine noch tragischere Wende.

Was die Erwachsenen nicht wissen, ist, dass wir Menschen im Schlaf von Wesen bewacht werden, die uns schöne Träume sichern und beschützen. Emmas Schutzengel hat jedoch versagt. Die Kleine wurde entführt und das in dreckige Fetzen gekleidete Wesen bringt Emma zu seinen Auftraggebern, den Sukkubi. Diese saugen das Leben aus uns und unseren Träumen.

Warum ist Emma so wichtig? Warum will der in Fetzen gekleidete Unhold sie zu ihnen bringen? Wie können unsere Beschützer Emma retten? Und wie um alles in der Welt kann Emma jemals wieder aus ihrem Koma erwachen?

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Der Film „Ink“ ist schwer zu beschreiben, ist er doch eine wilde Mischung aus verschiedenen Einflüssen und Elementen, die an sich gar nicht zusammenpassen dürften. Da haben wir die Geschichte von John (Christopher Soren Kelly), der sich durch die Enttäuschungen seines Lebens von seiner Tochter abgewandt und sein Leben dem Job verschrieben hat. Er ist reich, er hat Erfolg, er kann sich nicht beklagen – wenn er auch unter extrem Erfolgsdruck und Stress steht. Ein echter (klischeebelandener) „Business“-Mensch eben.

Auf der „anderen Seite“ stehen gleich ein paar Figuren. Zum einen das Schutzwesen von Emma namens Allel, in Gestalt von Jennifer Batter, welche versagt hat und sich nun mit den Folgen herumschlagen muss. Diese Folgen beinhalten unter anderem, dass sie von Jacob (Jeremy Make) begleitet wird, einem besonderen Wesen selbst unter unseren Beschützern. Dieser hat einen Plan, wie man Emma (gespielt von Quinn Hunchar) wieder zurückholen bzw. retten kann.

Die einzelnen Erzählstränge werden parallel erzählt und durch diverse Farbgebungen klar sichtlich voneinander geteilt. So spielt die Traumwelt sehr in Gelbtönen, die reale Welt in dunkleren Tönen und die Perspektive der Sukkubi ist grün gefärbt. Vor allem wie bodenständig die Effekte und das visuelle Design der Figuren gestaltet wurde ist wirklich bemerkenswert. Die Sukkubi haben alle Glasscheiben vor dem Gesicht, die alles dahinter in Schwarz/weiß zeigen, was blöd klingt aber super aussieht. Jacob hat seine Augen zugeklebt, der dunkel gekleidete Räuber hat eine grotestk große Nase und bewegt sich sehr animalisch – ein Blick auf den Trailer weiter unten dürfte wohl besser verdeutlichen, was ich meine. Die ganzen Teile von „Ink“ fügen sich perfekt zusammen und ein großer Teil der Effekte wurde offensichtlich durch minimalen Aufwand aber maximalen Ertrag designt – und es funktioniert perfekt.

Die CGI-Effekte funktionieren auch wunderbar: Gehen zum Beispiel in der Traumwelt Dinge zu Bruch, bauen sich diese von selbst wieder zusammen und kehren an ihren Platz zurück. Das liest sich komisch, sieht aber super aus. Die Kampfszenen sind rasch und gut geschnitten. Hin und wieder pausiert das Bild für den Bruchteil einer Sekunde, um danach mit noch mehr Wucht weiterzulaufen. Grandios geschnitten. Die schauspielerischen Leistungen sind zu 90% einfach sehr sehenswert. Allen voran Christopher Soren Kelly als John, Jennifer Batter als Allel und Jeremy Make als Jacob. Diese drei sind einfach super und gerade die letzten beiden haben offensichtlich großen Spaß an ihren Rollen.

Ein paar der Szenen sind einfach traumhaft anzusehen. Zum Beispiel orchestriert Jacob eine Intervention, die im 4/4-Takt passiert und eine Kettenreaktion auslöst, die ebenfalls im 4/4-Takt weiterläuft und fast wie ein Tanz aussieht. Wirklich, wirklich großartig anzusehen. Da spielt auch die absolut passende und sich ins Ohr schmeichelnde Musik eine große Rolle, die wirklich die einzelnen Momente emotional unterstreicht ohne sich aufzudrängen. Gerade auch (unter anderem) das Finale mit seiner Story-Auflösung, den Opfern, die gebracht werden, der epischen (wenn auch in kleinem Rahmen) Schlacht um das kleine Mädchen und die Seele eines anderen Menschen – so viele Gänsehautmomente hatte ich schon lange nicht mehr. Das heißt: Wenn man sich auf die Story und ihre Welt einlässt, dann kann man diesen Film eigentlich nur mögen. Dass die Entstehung des Films in dieser Qualität an sich schon eine Errungenschaft ist, steht für mich außer Frage. Dass er noch dazu auch emotional so mitreissend ist stellt nur das Tüpfelchen auf dem i dar.

Der Film ist bei uns leider schwer zu bekommen, aber wer ihn unterstützen und sehen will – auf der Seite www.gog.com gibt es die englische Fassung um schlappe € 4,– als Download zu kaufen und ich kann nur sagen: Tut das. Solche Filme und Filmemacher muss man unterstützen. Was Drehbuchautor und Regisseur Jamin Winans hier abgeliefert hat ist allererste Sahne und braucht sich vor großen Blockbustern nicht verstecken.

„Ink“ bekommt 9,5 von 10 möglichen, den Independent-Film mit diesem Sci-Fi/Fantasy/Drama/Thriller-Mix auf ein neues Level hebende, Punkte.

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