Die Stadt der Blinden – Blindness (Filmkritik)

Zack – plötzlich ist ein japanischer Geschäftsmann blind. Gerade noch im Auto gewesen, sieht er nur mehr eine helle Leere. Seine Frau bringt ihm zu einem Augenarzt (Mark Ruffalo), aber der weiß keine Erklärung. Als der Doktor selbst erblindet und immer mehr Menschen von heute auf morgen ihr Augenlicht verlieren, werden die Blinden in ein modernes Ghetto gesteckt, wo man sie unter erbärmlichen Bedingungen gefangen hält. Dennoch greift die Krankheit weiter um sich. Verschont bleit von der Seuche nur eine, die Ehefrau des Augenarztes (Julianne Moore). Sie gibt vor blind zu sein, um bei ihrem Mann bleiben zu können. Doch bald kommt es zu Ausschreitungen im Ghetto, wo Stärkere die Schwachen unterdrücken und ihnen unaussprechliche Gräueltaten zufügen.

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Die Welt steht vor dem Kollaps und diesmal sind nicht Zombies schuld, sondern eine Krankheit, die rapide um sich greift und den Betroffenen das Augenlicht raubt. „Blindness“ zeigt eine Gesellschaft, die die Angesteckten absondert und bei schlimmsten, menschenunwürdigsten Bedingungen in ein Ghetto steckt, wo sich sofort eine Klassengesellschaft auftut, bei der die Stärkeren ihre Macht ausnutzen und den Schwächeren ihren Willen aufzwingen.

Normale Menschen wie du und ich beginnen durch diese Umstände ein wahrhaft tierisches Verhalten an den Tag zu legen. Der Drang an der Macht teilhaben zu können, bringt in so manchen Menschen das Böse zum Vorschein. Entsetzen über den Verlust des Sehsinns, Panik in der Isolation, Hunger, Dreck, Vergewaltigung, Plünderung und Mord werden zum Alltag für die gegen ihren Willen Inhaftierten.

Der Film basiert auf einer Novelle von Literatur Nobelpreisträger Jose Saramago und wurde von Don McKellar für die große Leinwand umgesetzt. Don McKellar und Fernando Meirelles (Regie) hielten sich bei der Verfilmung des gleichnamigen Romans eng an die literarische Vorlage. Doch der Autor hatte lange Zeit Bedenken seinen Roman tatsächlich zu verfilmen, denn er hatte den Eindruck, dass das Kino die Verstellungskraft zerstöre, womit er teilweise natürlich auch Recht hat, denn wie oft hat schon eine schlechte Buch-Verfilmung den Zauber seiner Vorlage zerstört?

Ein wirklich beklemmender Film mit guten Schauspielern. Durch das geschickte einsetzen von Licht und Schatten fühlte man sich selber stellenweise fast blind, da Regisseur Fernando Meirelles (The Constant Gardener) die Bilder teilweise sehr überbelichtete und einem so das Gefühl gab, man würde selber bald nur mehr eine weiße Leere sehen. Man wechselt zwischen sehr hellen und dann wieder dunklen Bildern, wobei die dunklen Bilder – wo man oft nur ein oder 2 Augenblicke hat, in denen man als Zuschauer etwas sehen kann – vor allem im Ghetto passieren und so den dortigen Gräueltaten eine fast noch brutalere Realität verleihen.

Was einige stören könnte, ist, dass es für die Krankheit keinerlei Erklärung gibt, genauso wenig für die Tatsache, dass die Arztfrau verschont bleibt. Was hier aber erschreckend dargestellt wurde, ist wie die Menschen sich verändern. Sie sind schwächer und einsamer, versuchen aber ihre Hilflosigkeit durch Gewalt und Unterwerfung der noch Schwächeren zu kompensieren.

Julianne Moore (Die Tribute von Panem: Mockingjay) hat als einzig Sehende die Rolle der Beobachterin. Sie hilft allen, erkundschaftet Wege, kennzeichnet sie und fühlt sich mehr oder weniger für alles und jeden verantwortlich. Sie ist auch die einzige, die die genauen Umstände ihres Ghettos sieht und daher mehr oder weniger im Schock lebt. Sie erfüllt das Klischee der Frau, die dank der Umstände über sich hinaus wächst.

Auch viele andere Schauspieler agieren fesselnd, aber alleine schon die Tatsache, dass die Charaktere keine Namen haben, macht es schwer, mehr als ein passiver Zuseher zu sein und es wird schwierig eine Beziehung zu diesen namenlosen Personen auf zu bauen. Bei der Verkörperlichung der Blindheit hapert es dann aber durch die Bank, denn fast jeder Schauspieler glaubt wohl das man als Blinder wie ein Zombie mit ausgestreckten Armen durch die Welt stolpert und so ein Klischee nach dem anderen erfüllt.

Fazit: „Blindness“ gibt sein Bestes ein bisher noch nicht verfilmtes Thema auf Film zu bannen, scheitert jedoch stellenweise und hinterlässt ob des Themas einen schalen Geschmack.

Der Film bekommt 7/10 beklemmende Empfehlungspunkte.


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