Exam (Filmkritik)

Acht Personen sind in dem Raum versammelt und sie alle haben das gleiche Ziel: Gewinnen. Der Preis ist ein Job bei einer der größten und weltweit bekanntesten Medikamentenfirma überhaupt. Was wären die einzelnen Personen nicht alles bereit dafür zu tun?

Der letzte Schritt, die letzte Stufe. Die acht Auserwählten nehmen im Prüfungsraum platz. Die Aufgabe schein simpel: Vor ihnen ein Blatt Papier und ein Stift. Sobald der Vorgesetzte den Raum verlassen hat, muss innerhalb von 80 Minuten eine Frage beantwortet werden und das war es auch schon.

Allerdings stellt sich heraus, dass das Blatt Papier leer ist und die Instruktionen, wie sich die Leute zu verhalten haben, verschweigen mehr, als sie vorgeben. Ein Ratespiel beginnt, in welchem alle miteinander gegen die Zeit und auch gegen sich selbst spielen. Schließlich will jede/r gewinnen.

exam

Stuart Hazeldine und Simon Garrity haben sich die Story des Films ausgedacht und Hazeldine hat das Drehbuch geschrieben und auch Regie geführt. In beiden Fällen kann ich nur meinen Hut ziehen, denn der Film spielt die ganze Zeit über nur in einem einzigen Raum (mit kurzen Blicken auf den Gang draußen) und dennoch wird er die ganze Laufzeit über nicht langatmig oder langweilig. Vielleicht, weil die Stoppuhr immer mitläuft, weil die Zeit knapp ist und weil man weiß, dass die Sache so einfach ist, dass man sich unweigerlich fragt, wie doof diese acht Personen doch in Wahrheit sind. Die Auflösung ist denkbar einfach – auch wenn ich gestehen muss, dass ich sie nicht erraten habe -, denn natürlich handelt sich um einen Trick.

Vom Schauspiel her kann ich niemanden außen vor lassen, denn alle Teilnehmer sind wirklich mit vollem Einsatz bei der Sache und geben ihr Bestes. Extra erwähnen muss man Luke Mably dennoch, immerhin hat er mit Abstand die wichtigere Rolle (wenn auch keine sympathische und auch als „Held“ der Geschichte würde ich ihn nicht bezeichnen) und macht seine Sache auch ausgesprochen gut. Gleich nach ihm kann man Chuckwudi Iwuji nennen, der ebenfalls eine tragende Rolle einnimmt. An der Damenfront sind Nathalie Cox und Adar Beck sehr gut dabei, wobei ich gerade letztere gerne öfter in Filmen sehen würde, denn den Übergang von „professioneller Überlegenheit“ hin zu „verzweifeltem Opfer“ spielt die Dame perfekt. Auch Jimi Mistry spielt den Soldaten/Spieler sauber gelassen und bis zu einem gewissen Grad unheimlich.

Gut fand ich, dass die Charaktere zwar alle als Klischees eingeführt werden, aber nach und nach die Rolle aufbrechen und andere Seiten offenbar werden, die man zuallererst nicht hat kommen sehen. So wird eben aus der „Ich bin Psychologin, ich kann alle Menschen lesen“-Dame ein weinerliches Opfer, aus dem motivierten Optimisten jemand, der zu Mord fähig wäre und aus dem ruhigen, entspannten Teilnehmer jemand, der offenbart bereits seine Erfahrungen im Foltern gesammelt zu haben.

Auch wenn das Ende – nicht die Auflösung des Rätsels, sondern das Ende des Films – ein wenig an den Haaren herbei gezogen wirkt und für mich unnötig war, so ist der Film dennoch bis dahin spannend.

Von Seiten des Drehbuchs wird noch eine „Seuche“ hinzu gedichtet, die umgeht, und gegen die es eine Pille gibt, die man stündlich nehmen muss, weil die „Infizierten“ sonst innerhalb von Minuten sterben, was es für mich auch nicht gebraucht hätte, aber sonst wäre der Film wohl zu kurz geworden. Eine interessante Idee, die auf Zustände außerhalb der Mauern hindeutet und wohl unterstreichen soll, warum diese Leute genau diesen einen Job so unbedingt haben wollen.

Wie dem auch sei – trotz des Endes des Films (nochmals: Nicht die Auflösung des Rätsels!) ist die Zeit wie im Flug vergangen und ich habe mich dabei ertappt immer weiter an der Kante meines Stuhls nach vorne zu rutschen, weil ich gebannt war, was noch passiert. Gerade am Anfang fand ich die Rolle von „White“ ein bisschen zu übertrieben und offensichtlich daraus aufgelegt, dass er die anderen Leute in Bewegung bringt und im Fall von „Zerstörungswut“ waren mir die Leute da ein wenig zu rasch dazu bereit, aber je länger der Film gedauert hat, desto gespannter war ich, was noch passieren wird.

Wobei ich schon anmerken muss, dass der Film an sich nichts wirklich neu macht – aber das was er macht, macht er sehr gut. Gerade die Kamera, die sehr oft sehr nah am Geschehen ist bietet einem ein sehr intensives „Mittendrin“-Gefühl, anstatt des „äußeren Beobachters“, der man beim Film ja gerne ist.

„Exam“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, die acht Personen lange ins Leere laufen lassende, Punkte.

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