Eigentlich hätte alles vorbei sein sollen. Aber es war irgendwie klar, dass die Sprawl nicht die einzige Station war, welche Forschungen zur Nutzung der Marker betrieben hat. Während Isaac Clarke sich jedoch abgewandt hat von diesen Dingen, versucht Ellie Langford weiterhin die Nekromorphs zu vernichten.
Unitology hat da aber was dagegen und deren Anführer will Isaacs Kopf, denn dieser ist mittlerweile als „Marker-Killer“ bekannt – was diesen irren Sektenköpfen natürlich nicht passt. Auch das Militär ist drauf und dran Isaac zu finden, denn der Kontakt zu Ellie ist abgebrochen und Isaac soll nun helfen sie zu finden.
Die Geschichte von „Dead Space 3“ schließt gut an den Vorgänger an, nur dass eben ein wenig Zeit dazwischen vergangen ist. Ellie und Isaac sind nunmehr ein „Ex“-Pärchen und die gute Frau ist weitergezogen, versucht das Böse aufzuhalten, während Isaac im Selbstmitleid versinkt und sein kaputtes Hirn wieder auf Vordermann bringen will.
Gleich zu Beginn des Spiels wird man mit den Neuerungen in der Serie vertraut gemacht, die sich allerdings nicht auf die Controller/Tastenbelegung beziehen, sondern rein auf die verschobene Priorität, denn – machen wir uns nichts vor – „Dead Space 3“ ist ein Actionspiel. Bereits im Prolog, der gut 200 Jahre vor Isaacs Geschichte spielt, trifft man auf dem Eisplaneten „Tau Volantis“ in Gestalt eines jungen Soldaten auf Nekromorphs. Für die Handlung interessant, für das Gameplay weniger, denn die in den ersten beiden Teilen so gute Technik beim „Strategischem Zerlegen“ ist im dritten Teil leider irgendwie kaputt gegangen. Was das heißen soll? Nun – es reicht einfach auf die Nekros zu ballern (egal wohin) und die Dinger fliegen von selbst auseinander. Davon abgesehen ist es sogar oft(!) so, dass, wenn man nun auf ein Gelenk zielt und mit dem Plasmaschneider abdrückt – sich überhaupt nichts tut. Gar nichts. So viel zum „strategischen“ Teil. Das ging in den ersten beiden Teilen weit besser und führt das System ad absurdum. Was also bedeutet: Ballern ohne viel zu denken. Schade. Denn dafür wurde „Dead Space“ ja nun nicht berühmt.
Überhaupt ist die ganze Aufmachung von „Dead Space 3“ sehr in Richtung „spielbarer Actionfilm“ gerutscht. Die ersten Minuten in denen man mit Isaac unterwegs ist, ballert man mit normalen Pistolen auf Menschen, was bis dato eigentlich kein Thema war. Außerdem versprüht man in der erste Stunde gefühlt mehr Munition als im gesamten ersten Teil. Von geskripteten Großereignissen, welche die monumentale Action untermauern sollen und auch – unsere ach so geliebten – Quick-Time-Events beinhalten, will ich jetzt gar nicht erst mal reden.
Neu ist auch, dass Isaac jetzt seine Schießeisen selbst zusammenbauen kann. Das ist eine an sich gute Sache und macht auch Spaß, zumal man später auch so genannte „Dronen“ findet, welche sich auf die Suche nach Rohstoffen machen und oftmals auch wirklich nützliches Zeug anschleppen. Hat man erst einmal begriffen, dass „Dead Space 3“ ein Actionfeuerwerk ist, baut man sich eine mächtige Knarre, die a) Nekros mit einem Schuss aus den Latschen pustet und in ihre Einzelteile zerlegt und b) als Sekundärfunktion Granaten schießt. Schon kann nichts mehr schiefgehen. Horror? Fehlanzeige. Ekel? Definitiv. Denn die Nekromorphs sehen immer noch völlig irre aus und noch ekliger als in den Vorteilen. Auch bereits bekannte Monster haben eine Überholung bekommen und sehen nun wirklich (grafisch) super und grausam (vom Design her) aus.
Dazu kommt noch, dass ein neuer Koop-Modus eingeführt wurde, der so funktioniert: Zwei Leute haben das Spiel und hängen sich übers Internet zusammen. Einer spielt Isaac, der anderen einen neuen Charakter namens John Carver. Interessant dabei: Johns Kopf ist auch nicht gerade gesund und immer wieder mal sieht er Dinge, die – genau wie der jeweilige Spieler – niemand anderer sieht. Verdammt gute Idee. Leider halt nicht so der Hammer, zumal die Sache Offline nicht funktioniert. Schade. Außerdem gibt es spezielle Missionen, welche man nur im Koop bestreiten kann – auf Solopfaden bleiben diese Türen leider verschlossen. Ebenfalls schade: John Carver bleibt für Solospieler lange Zeit völlig belanglos. Erst gegen Ende gewinnt er etwas an Profil, aber da ist die ganze Chose dann auch schon wieder vorbei.
In Summe kann ich nur sagen, dass es mir leid tut um eine verdammt geniale und innovative Serie, die endlich wieder einmal gezeigt hat, wie gut Horrorspiele funktionieren können, wenn man sich nur auf den Horror darin konzentriert. „Dead Space 3“ ist, wie bereits gesagt, ein Shooter. Das finde ich insofern wirklich schade, denn an sich wäre es ein wirklich gutes Spiel. Die Story passt, die Charaktere passen und auch die Tatsache, dass „optionale Missionen“ eingeführt wurden, passen gut in dieses Universum. Es gibt in der Mitte von „Dead Space 3“ eine längere Zeit, in welcher man im Weltraum auf alten Raumschiffwracks herumturnt und Teile zusammensucht – da kommt echte, gruselige „Dead Space“-Stimmung auf. Die Entwickler können also immer noch, wenn sie wollen. Und manche Teile auf Tau Volantis haben ebenfalls diesen „Mann, ist das unheimlich, obwohl gerade nichts passiert“-Anteil, aber eben viel zu wenige.
Stattdessen bekommt man immer wieder eine Menge an Nekros vor die Knarre geworfen, die noch dazu streckenweise so schnell sind, dass es fast nicht möglich ist, die Dinger zu erlegen (großzügiger Stase-Einsatz) und es ohnehin keinen Sinn hätte, bestimmte Körperstellen anzuvisieren. So gesehen hat es wieder Sinn, dass die Viecher von selbst auseinanderbrechen, wenn man nur lange genug draufhält. Auch die altbekannten (gab es schon zu Zeiten von Doom) „Die Tür bleibt zu, bis alle Viecher tot sind“-Tricks tauchen später (gerade in den Nebenmissionen) so häufig auf, dass man schon müde gähnt, wenn man den Raum betritt, weil man eh schon weiß, was passiert und sogar ofmals schon die Orte erahnen kann, wo die Dinger auftauchen. Mühsam wird es halt dann, wenn wirklich Welle um Welle um Welle kommt.
Offen gesprochen tut es fast ein bisschen weh, wie viel Potential da in die Tonne gekickt wurde.
„Dead Space 3“ ist ein solides, gutes und unterhaltsames Ballerspiel mit coolem Monsterdesign und netter (wenn auch überraschungsfreier) Story. Aber es ist kein „Dead Space“ mehr. War ich an Anfang überrascht und dann – im Weltraum – wieder schwer begeistert, so hat mich die zweite Hälfte bzw. das letzte Drittel des Spiels leider schwer enttäuscht.
„Dead Space 3“ bekommt 7 von 10 möglichen, und damit den Tiefpunkt der Trilogie darstellende, Punkte.
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