Abby Russell (Paz de la Huerta) ist Krankenschwester mit ganzem Herzen. Neben ihrer Arbeit hat sie aber ein ganz spezielles Hobby: sie setzt ihre weiblichen Reize dazu ein, um untreue Ehemänner zu verführen und diese dann für ihre Taten zu bestrafen. Da Abby dank ihrer Arbeit Zugang zu diversen Substanzen und „Werkzeugen“ hat, endet dies immer tödlich für ihre Opfer.
Ihre Schülerin Danni (Katrina Bowden) ist gerade mit ihrer Schwestern-Ausbildung fertig geworden, hat aber keine Ahnung was ihre Mentorin in ihrer Freizeit so treibt. Sie wird es jedoch bald erfahren, denn Abby will unbedingt mehr als Freundschaft, sie hat eine richtige Obsession für Danni entwickelt und sie nutzt ihre eigenen speziellen Methoden um Hindernisse zu beseitigen, damit sie genau das was sie will auch bekommt.
Zwei Jahre hat es gedauert, bis der bereits Ende September 2011 abgedrehte Streifen von Regisseur und Drehbuchautor Douglas Aarniokoski (The Day) zumindest in Amerika veröffentlicht wurde. Erste Trailer sahen nach vielversprechender Genre-Kost aus, mit schön blutigen Einlagen, ansehnlichen Effekten und sexy Hauptdarstellerinnen. Was aber dann wirklich draus geworden ist, ist ein eher dämlicher Slasher, der gerne viel smarter wäre, als er dann im Endeffekt ist.
Na gut, das Insert am Anfang wo erklärt wird, dass es laut F.B.I. in keinem Arbeitsbereich soviel Morde wie im Gesundheitswesen gibt und daher auch die damit verbundenen Berufs-Gruppen die höchste Anzahl an bekannten Serienkillern hervorgebracht haben kann man so schon bringen, aber hier geht das gar nicht (außer natürlich es wäre ironisch gemeint, aber das glaube ich den Machern nicht). Alles was dann folgt ist nämlich so over the top und klar als Spassfilm angelegt, dass man wirklich nur Freude daran haben kann, wenn man keine Sekunde davon ernst nimmt.
Keine Angst, diese eigentliche Kleinigkeit ist aber nicht mein Hauptproblem mit dem Film, denn das heißt Paz de la Huerta. Sie sieht ja vielleicht (sie ist einfach nicht mein Typ) gut aus, aber spielen kann sie so überhaupt nicht. Die meisten ihrer Sprüche wirken (ich spreche hier natürlich von der Original-Version) unfreiwillig komisch und es hat mich fast schon gewundert/gefreut, wenn ihre Mimik doch mal der Emotion entsprochen hat, die sie gerade ausdrücken wollte. Nur diesen verführerischen Blick und diese verspielt-überhebliche „ich bringe dich gerade um und ich geniesse jede Sekunde davon“ Szenen, die bringt sie echt glaubhaft rüber.
Kommen wir zur Nacktheit im Film. Bei den (pseudo)-prüden Amerikanern ja ein heikles Thema, schlimmer als jegliche Gewaltdarstellung. Hier wird sie aber so inflationär eingesetzt, dass sie mich nur gelangweilt hat. Abby unten ohne beim Kaffee machen, beim sich mit Blut bespritzen lassen, beim sich im Bett räkeln. Passt ja vielleicht zu ihrer Figur und der mit ihrem Körper manipulierenden Art, ist aber in diesem konkreten Fall eher störend und wirkt als wollte man von anderen Mängeln des Filmes ablenken. War wohl ein klarer Fall von überzeugender Körpersprache beim Casting der Playboy-Magazin erfahrenen Paz de la Huerta.
Der gute 3D-Hype, wann ist der eigentlich endlich vorbei? So plakativ wie in diesem Film habe ich ihn auf jeden Fall noch nie im Einsatz gesehen, er entspricht in seiner Subtilität ungefähr dem von „The Final Destination„. Spritzen, Skalpelle und andere spitze Dinge die dem Zuschauer entgegen springen haben schon ihre Berechtigung in einem Spass-Slasher, doch die blutigen Effekte wirken dadurch noch künstlicher und sind eindeutig als CGI erkennbar. Schere durch Hals, Zaunpfahl durch Brustkorb und eine unmotiviert wirkende Arm-Absägung, für Abwechslung ist gesorgt, doch kreativ ist anders und vor allem habe ich sämtliche Tricks schon besser gemacht in anderen Genre-Filmen gesehen.
Nun aber doch auch mal zu den positiven Dingen, die hier funktionieren. Die teilweise märchenhafte Musik und Songauswahl („I eat boys like you for breakfast“) ist gut gewählt und sorgt für morbid-fröhliche Stimmung. Auch die satten Farben, wenn nicht der 3D-Effekt gerade für vermehrte Dunkelheit sorgt, wissen zu gefallen. Die Darsteller abgesehen von der „Haupt-Nurse“ spielen gut genug, um nicht negativ aufzufallen. Nur Katrina Bowden (Tucker and Dale vs Evil) bleibt im Gedächtnis, sie fand ich sympathisch und glaubwürdig, auch wenn sie nicht viel zu tun bekommt außer sich in Unterwäsche zu präsentieren und sich beim Duschen frontal von hinten filmen zu lassen. Leider ist sie nach „Hold Your Breath“ und „Piranha 3DD“ nun schon wieder in einem eher schwachen Horror-Streifen mit dabei, sie sollte wohl mal ihren Agenten wechseln.
Insgesamt also ein unspannender Film, der mit seinen mehr oder weniger gekonnt eingesetzten Schauwerten, von sämtlichen Schwächen (Effekte, Drehbuch, Schauspieler etc.) ablenken möchte und dies sogar teilweise hinbekommt. Für zwischendurch, mit vorzugsweise männlichen Freunden und optional auch einem ordentlichen Alkohol-Vorrat in Reichweite durchaus zu empfehlen, wenn man das Genre mag und gerade null Anspruch an den Film hat. Muss ja nicht immer intelligente Unterhaltung sein, aber wenn dann muss das Gezeigte wenigstens beim Ansehen mehr Freude bereiten und weniger lieblos sein.
„Nurse 3D“ bekommt von mir 4,5/10 die Angst vor Krankenhäusern und das Klischee der sexy Krankenschwester forcierende Empfehlungspunkte.