Für sein Comeback fährt der Mixed Martial Arts Champion Andrew Fayden (Joe Flanigan) mit seiner Frau und seiner vierzehn jährigen Tochter ins Ausland. Als die Tochter aus ihrem Hotelzimmer von Menschenhändlern entführt wird und die Polizei keine befriedigenden Ergebnisse bei ihren Ermittlungen erzielt, wenden sich ihre Eltern an einen Profi der etwas anderen Art. Samson Gaul (Jean-Claude van Damme) ist der Beste wenn es darum geht, verschwundene Personen wieder aufzuspüren. Dabei geht der Exsöldner nicht gerade zimperlich mit seinen Gegnern um, was bei seinem letzten Einsatz zu dem Tode von zwei Kindern geführt hat und Samson ein ordentliches Trauma versetzt hat. Kann der neue Auftrag ihn aus seinem Tief und der damit verbundenen Alkoholsucht herausholen?
Während sich Jean-Claude van Damme auf der großen Leinwand gerade als Bösewicht von Sylvester Stallone in Expendables 2 verprügeln lässt, taucht auf DVD bei uns bereits sein neuestes „Soloabenteuer“ auf. Regie führte Ernie Barbarash (Ticking Clock), der zuletzt bereits den Van Damme Film „Assassination Games“ inszeniert hatte und genau wie dort sind auch hier Van Dammes Kinder Bianca (auch als Produzentin) und Kristopher Van Varenberg (Universal Soldier: Regeneration) in Nebenrollen mit dabei.
Wie wir als Zuschauer ja wissen, kann ein alternder Actionstar nicht immer das machen, was er als junger Kämpfer so gut drauf hatte. Leute wie Stallone und Schwarzenegger gehen hier klar in die Richtung der Selbstironie, Van Damme jedoch setzt zunehmend auf mehr Gefühle. Was nun Barbarash zu einem tollen Regisseur für unseren belgischen Lieblingshelden macht ist die Tatsache, dass Van Damme in seinen Filmen wirklich spielen darf und die Gefühle auch vermitteln kann.
Ein vom Trauma gezeichneter Mann, der die Geister von durch seine Schuld verstorbenen Mädchen durch Alkohol wegsauft und stark suizid gefährdet ist. Klingt das nach einer Rolle die Van Damme überzeugend spielen kann? Eher nicht? Ich würde sagen er hat einiges gelernt in all seinen Jahren als Schauspieler und gerade diese trocken, traurige und verzweifelte Seite bringt er wirklich überzeugend rüber. Das macht „6 Bullets“ auch für Fans seiner Person zu einem der interessantesten seiner Filme der letzten Jahre, da er auch emotional einiges mehr zu tun bekommt, als er es ansonsten gewohnt ist.
Actionmäßig darf er natürlich auch zeigen was er (noch) drauf hat, besonders zu Beginn des Filmes räumt er unter seinen Gegnern ordentlich auf, gegen Ende überwiegen dann eher die Schusswaffen. Dabei geht er mit eiskalter Härte gegen die Bösen vor, was man als Zuschauer jedoch mit einiger Genugtuung verfolgt. Schwarz/Weiß- Malerei heißt hier die Devise, nur als die Eltern des entführten Mädchens aktiv in ihre Befreiung einsteigen, werden auch einige moralisch nicht einfache Entscheidungen aufgeworfen unter dem Motto: wen würde ich töten bzw. wen opfern, um meine Tochter wieder zu bekommen?
Was mich zu Stargate: Atlantis Held Joe Flanigan (Good Day for it) bringt, dem man trotz einiger Tätowierungen den Martial Arts Kämpfer nicht ganz abkauft, dann jedoch durch seine väterliche Fürsorge und spätere Verzweiflung die Sympathiepunkte klar auf seine Seite holt und zusammen mit seiner Filmehefrau mit Van Damme gemeinsam ein durchaus schlagkräftiges Trio bildet. Die sonstigen Darsteller sind ok, wirklich positiv herausstechen kann jedoch niemand so richtig (aber negativ dafür eben auch nicht).
Insgesamt also einer der besseren Van Damme Actionfilme der letzten Jahre, wo auch Platz für leise Töne bleibt und auch die Problematik des boomenden Menschenhandels angesprochen wird, natürlich aber ohne Lösungsvorschläge, immerhin gibt es nicht genug alternde Actionhelden auf dieser Welt, um sämtliche Kinder dieser Erde zu befreien (auch wenn das Chuck Norris wahrscheinlich im Alleingang erledigen könnte). Solange die Nachfrage besteht, werden junge Leute immer weiter entführt und verkauft werden als Ware, das wird dem Zuschauer während des Filmes doch auch deutlich vor Augen geführt.
„6 Bullets“ bekommt von mir 7/10 unmenschliche Menschenhändler gnadenlos eliminierende Empfehlungspunkte.