Für Strategie-Fans ist „RUSE“ eine selten spannende Angelegenheit: Die im zweiten Weltkrieg angesiedelte, vielschichtige Handlung punktet gerade deshalb, weil das Spiel zu jedem Zeitpunkt bedienbar bleibt. Die große Hürde, eine (ausreichend) einfache Steuerung zu entwerfen, ist den Machern von „RUSE“ zu 100 Prozent gelungen.
Während das tolle Steuerungskonzept naturgemäß im Hintergrund bleibt, hält der Plot offensichtlichere Raffinessen bereit. Er ist nicht nur ausgereift, sondern verzichtet auch auf allzu klischeehaftes Militär-Verhalten. Plattitüden wie die Härte der Männer zu loben oder dergleichen, bleiben außen vor.
Viel Hirn beweisen die Entwickler auch mit den visuellen Aspekten des Gamplays. Denn die gesamte Schlacht läuft als lebendige Simulation auf einem virtuellen Spielbrett ab, in das der Spieler hineinzoomt.
Zuerst begegnet einem ein Tisch, auf dem sich die belebte Landkarte ausgebreitet ist. Wer sich den dort positionierten Häusern, Panzern, und der Artillerie nähert, stellt fest, dass die umliegende Landschaft plötzlich eine gewisse Eigenaktivität an den Tag legt. Bäche beginnen zu fließen, Feuer zu brennen, und Wälder weisen eine zunehmende Detailtreue auf.
Auch der Sound, der in der Vogelperspektive nur aus Score bestand, lebt nun auf. Eine Vielzahl an Effektgeräuschen (fließendes Wasser, Vögelgezwitscher, Maschinenlärm) macht sich breit und steigert die Unmittelbarkeit des Kampfgeschehens enorm.
Echte Probleme hat „RUSE“ nicht. Wie groß die Zielgruppe aber tatsächlich ist, könnte sich als ein nicht unwichtiger Knackpunkt erweisen. Denn viele Strategie-Fans sind auf dem PC daheim, gab es doch bisher nur wenige Konsolengames, bei denen das Taktische mit der Steuerung harmonierte. Vielleicht belehrt sie aber „RUSE“ eines Besseren!
Manche könnten sich auch daran stoßen, dass sie es nicht nur „cool“ finden, den zweiten Weltkrieg nachzuspielen. Wer hat nicht einen Großvater, dem der Schrecken der Kriegszeit nicht noch in den Knochen sitzt – und wer blickt nicht mit einer gewissen Unruhe in den nahen Osten, wo der Konflikt nie enden will. Nachträglichen einen echten Krieg zu „simulieren“, kann problematisch sein. Aber natürlich ist das Ansichtssache.
Für alle Strategen, die sich beweisen lassen wollen, wie gut ein Simulationsspiel auf xBox 360 und Playstation aussehen und laufen kann, ist „RUSE“ ein echter Tipp. Wer eher auf actionlastige Platforming-Kost aus ist, hat mit „Prince of Persia – The Forgotten Sands“ und dergleichen sicher mehr Spaß.
Wir vermachen „RUSE“ 7,0 strategisch günstig verteilte Empfehlungspunkte für Strategie-Liebhaber – und 7.5 Punkte für alle Nicht-Strategen.