The Hurt Locker (Filmkritik)

Irak. Ein amerikanisches Team der Bravo Kompanie spezialisiert auf das Entschärfen aller Arten von Bomben mitten in der Kampfzone hat gerade einen neuen Anführer bekommen (da der letzte Sergeant durch eine Explosion ums Leben kam). Staff Sergeant William James (Jeremy Renner) ist ein verdammt abgebrühter Hund, der sich nur selten an Vorschriften hält und seine beiden direkten Untergebenen Sergeant JT Sanborn (Anthony Mackie) und Specialist Owen Eldridge (Brian Geraghty) mehr als nur einmal ordentlich ins Schwitzen bringt.

Der lebensgefährliche Alltag zwischen vernichtenden Bomben und nicht minder tödlichen Scharfschützen scheint das Einzige zu sein, bei dem Sergeant James spürt, dass er wirklich lebt. 38 Tage wird James das Team der Bravo Kompanie anführen, falls er lange genug überleben sollte.

The Hurt Locker Film Explosion

Dies ist ein Film von Kathryn Bigelow, sie ist eine der wenigen erfolgreichen und somit auch bekannteren Actionregisseurinnen. Zu ihrer Werken zählen Filme wie der Copthriller Blue Steel (mit Jamie Lee Curtis), das Actionabenteuer Gefährliche Brandung (mit Keanu Reeves) und der SciFi-Thriller Strange Days (mit Ralph Fiennes). Auch wenn man ihre früheren Werke nicht kennen sollte dann weiß man schon nach den ersten Szenen von the Hurt Locker, dass Bigelow genau weiss was sie tut und ihr Handwerk bzw. ihre Kunstform sehr gut beherrscht. Die Weltpremiere dieses Films fand im September 2008 auf dem Filmfest in Venedig statt, dort gewann er auch gleich einge Preise (unter anderen den Menschenrechtsfilmpreis).

Dies ist ein in fast schon in dokumentarischen Bildern eingefangener Antikriegsfilm, der seine Wirkung durch keine einzige gestellt erscheinende Szene erzeugt und niemals mit erhobenem Zeigefinger auf die Schrecken und Missstände in Kriegszeiten hinweisen will.
Es wird nie die Partei für eine Seite ergriffen, es gibt keine Unterteilung in die „Bösen“ und die „Guten“.

Für mich wirkt die ganze Geschichte wirklich so, als würde man eine Kamera packen, ins Kriegsbegiet fahren und dort einfach vor Ort dem Bombenentschärfungskommando auf die Finger schauen. Natürlich weiß ich nicht, wie sich eine „echte“ Kriegsatmosphäre wirklich anfühlt (und ich kann auch sehr gerne darauf verzichten), doch liegen einfach Welten zwischen diesem Film und einem Hochglanzactionoverkillvehikel (das Wort mag ich) von Michael Bay (nichts gegen ihn, seine Filme machen echt Spass). Der Kameramann leistet hier wirklich tolle Arbeit, die teils wuchtigen Explosionen werden für den Zuseher richtig spürbar und wirken schmutzig und tödlich. Die Effektleute haben wirklich ganze Arbeit geleistet mit ihren realistischen Zerstörungsorgien.

Wie man sehen kann hat der Film auch jetzt schon einiges zu bieten auch für mich, obwohl ich nicht direkt ein Freund von Kriegsfilmen bin. The Hurt Locker kann aber auch noch auf schauspielerischer Ebene voll Punkten. Jeremy Renner trägt den Grossteil des Films mit seiner erstaunlich starken Präsenz auf seinen breiten Schultern. Ich hab ihn zwar schon in ein paar Filmen gesehen, doch er war noch nie so gut und überzeugend wie in dieser Rolle.

Wenn am Anfang des Filmes die Worte „Der Rausch des Kampfes erzeugt oft eine starke und tödliche Abhängigkeit, Krieg ist eine Droge“ eingeblendet werden, dann ist damit genau der von Renner gespielte Charakter Sergeant James gemeint, der von der Droge Krieg abhängig geworden ist.Im Angesicht des Todes funktioniert er perfekt und bleibt fast schon zu ruhig. Dass er aber im Alltag Schwierigkeiten hat sieht man an einer schönen Szene, in der er mit seiner Frau und dem kleinen gemeinsamen Sohn einkaufen geht.
Er verzweifelt fast am Kauf von Frühstücksflocken, nur weil das ganze Regal mit verschiedenen Sorten voll ist und er nicht weiss welche er nehmen soll.

Abgesehen von Renner überzeugt vor allem Anthony Mackie als anfänglich sehr diszipliniert und karriereorientierter Sergeant Sanborn, doch langsam bröckelt auch seine Fassade und man merkt, dass er eigentlich seinen Job nicht mehr aushält und sich nach einer Familie sehnt. Bemerkenswert finde ich auch die hohe Anzahl von bekannten Schauspielern in sehr kleinen Rollen. Guy Pearce, Ralph Fiennes, David Morse und Evangeline Lilly haben alle ihren Auftritt, doch keiner ist länger als ein paar Minuten mit dabei.

Insgesamt kann man diesen Film also sowohl als Antikriegsfilm als auch als reinen Actionfilm mit Realitätsanspruch und charakterlichem Tiefgang sehen, auf beide Arten funktioniert er und man langweilt sich über die gesamte Spiellänge von zwei Stunden kein einziges Mal.

The Hurt Locker bekommt von mir 8/10 explosive (nicht entschärfte) Empfehlungspunkte.


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