„Uncharted 3“ gehört zweifellos zu denjenigen Neuerscheinungen, auf die viele Spieler schon seit Monaten hinfiebern. Dass die Erwartungen hoch gesteckt sind, ist klar. Denn die ersten zwei Teile waren jeder für sich ein Knalleffekt, der zeigte, was auf der Playstation 3 in Punkto Grafikleistung möglich war (und ist). Getoppt wurde „Uncharted“ eigentlich nur von „Uncharted 2“ und dessen filmreifen Actionszenen. Die spannende Frage ist jetzt natürlich: Knüpft der dritte Ableger der Serie an die beeindruckenden Errungenschaften seiner Vorgänger an – oder fällt er im Vergleich zu ihnen ab?
Die Antwort ist, dass Fans von „Uncharted“ erleichtert aufatmen können. „Uncharted 3: Drake’s Deception“ ist wirklich so gut geworden wie erhofft. Auch macht das Spiel ganz unmissverständlich klar, dass die Entwickler von Naughty Dog wahre Meister darin sind, für die vergleichsweise schwierige Architektur von Sonys Konsole zu programmieren. So macht die Optik einen Bogen um all das, was die PS3 eben nicht kann (z.B. Tiefeneffekte durch diffuse Licht und Schatten-Berechungen); diese Schwächen werden dafür von überaus eigenständig aussehenden, aufwändigen Szenerien ausgeglichen. Trotz des Detailreichtums überzeugt das Spiel mit einer konstant vertretbaren Framerate.
Die Helden in „Uncharted 3“ sind alte Bekannte. Haupthandlungsträger Nathan „Nate“ Drake schätzt sich glücklich, wieder von seinem Mentor Victor „Sully“ Sullivan begleitet zu werden. Doch gleich zu Beginn scheint für die beiden alles schief zu laufen: In einen Hinterhalt gelockt, wird Nate um einen kostbaren Ring gebracht – und zusammen mit Sully niedergeschossen. Genauso unberechenbar geht der Plot weiter, wodurch er kontinuierlich spannend bleibt. Denn damit, nun auf einen 14-jährigen Nathan Drake zu treffen, der erstmals dem um vieles älteren Sully begegnet, rechnen wohl nur wenige Spieler. Mit Sullys Hilfe entwendet der junge Glücksritter den Ring des Sir Francis Drake aus einem Museum.
Wieder zurück in der Jetzt-Zeit wird klar, dass der augenscheinliche Hinterhalt gar keiner war. Stattdessen hatten Nate und Sully – die natürlich noch am Leben und wohlerhalten sind – das alles so geplant. Die Gegnerin heißt in „Uncharted 3“ Katherine Marlow; als Wohlgesinnte stehen Nate und Sully unter anderem Charlie Cutter und Elena Fisher zur Seite. Die Liebesgeschichte zwischen Nate und Elena bleibt somit auch im dritten Teil der Serie ein bereichernder Handlungsstrang. Die ausgefeilte Story ist eine der Stärken von „Uncharted 3“, was aber nicht heißen soll, dass sie auf alleiniger Flur stünde. Tatsächlich ist der Plot so perfekt mit dem Gameplay verwoben und so gut dramaturgisch aufbereitet, dass sich viele Spiele das neue „Uncharted“ zum Vorbild nehmen könnten.
Visuell ist „Uncharted 3“ wieder ein großer Wurf geworden. Die Jungs (und Mädchens) von Naughty Dog haben sich absichtlich entschieden, die Wüste als einen der wichtigsten Schauplätze heranzuziehen – obwohl sie wussten, dass es eine Herausforderung werden würde, die Sandlandschaft „realistisch“ aussehen zu lassen. Ebenso nahmen sie sich die notorisch schwer zu bändigenden Elemente Feuer und Wasser vor, und das alles mit großem Erfolg. Besser als „Uncharted 3“ können Videospiele auf der aktuellen Konsolen-Generation vermutlich nicht aussehen – außer natürlich dann, wenn in zwei, drei Jahren noch ein vierter Teil der Serie herauskommen sollte. 😉
Die Musik unterstützt den Rest des Spiels vortrefflich. „Uncharted“-Kenner fühlen sich bereits durch die wohlbekannte Titelmusik gut abgeholt und unversehens in Nathan Drake’s Universum transportiert. Wie gewohnt sehen die Figuren sehr „echt“ aus, was sie der Motion-Capture-Technik verdanken. Echte Schauspieler haben für Drake und Co. Pate gestanden – und das spürt man auch. Für alle, die um die „Uncharted“-Saga bislang einen Bogen gemacht haben, ist es höchste Zeit, auf den „Uncharted“-Zug aufzuspringen. Sonst entgeht einem wirklich etwas Besonderes, nämlich ein Referenztitel, der eindrucksvoll das Potenzial der Playstation 3 vorführt und dabei unglaublich unterhaltsam ist.
Wir geben „Uncharted 3: Drakes Deception“ 8,5 von 10 Punkten.