Wir befinden uns im Chicago des Jahres 1936. Als der junge Trickbetrüger Johnny Hooker (Robert Redford) und sein Kollege Luther Coleman (Robert Earl Jones) ihr letztes Opfer ausnehmen ahnen sie nicht, dass es sich um einen Geldboten von Gangsterboss Doyle Lonnegan (Robert Shaw) handelt. Der versteht keinen Spaß und lässt Luther töten, worauf sich Johnny mit seinem alten Partner Henry Gondorff (Paul Newman) in Verbindung setzt. Sie planen ihre Rache und sie wollen Doyle dort treffen, wo es am Meisten weh tut: bei seinem Geld.
And the Oscar goes to…! Im Jahre 1974 geht die begehrte Statue gleich sieben Mal an diesen Film, unter anderem für die beiden wichtigen Kategorien „bester Film“ und „beste Regie“. Aber auch finanziell war der Film ein Hit und konnte bei einem Budget von 5,5 Millionen Dollar knappe 160 an den Kinokassen wieder einspielen und war damit der erfolgreichste Film des Jahres. Aber funktioniert der Film auch heute noch, gut 40 Jahre später?
Gut der Film ist nicht perfekt (aber welcher ist das schon), aber nahe dran und damit irgendwie die Referenz, wie ein guter Streifen aus dieser Zeit auszusehen hat. Von der optischen Inszenierung, über die erzählte Geschichte, die Schauspieler und sogar die Filmmusik ergibt sich hier ein charmantes Gesamtpaket, wie es sich in der Filmgeschichte nur selten findet.
Die Art, wie die Kamera hier die Bilder einfängt wirkt ruhig bzw. sehr übersichtlich und die Art, wie die Schauspieler hier in Szene gesetzt werden, sehr gelungen. Hier merkt man deutlich, dass Könner am Werk waren, denn diese Art der Inszenierung wirkt geradezu zeitlos und funktioniert heutzutage genauso gut wie damals, als der Film entstand. Abgesehen davon besticht der Film durch seine authentisch und teuer wirkenden Outfits, die auch dem James Bond der damaligen Zeit ein Stück weit seinen Charme verleihen (und vermutlich das damalige Äquivalent zur heute besonders hoch auflösenden Optik darstellen).
Die Geschichte selbst ist intelligent und wird auch so erzählt. Der Film bringt seine Charaktere langsam in die Ausgangsposition, die dann immer verworrener wird und lässt am Ende plötzlich seine Falle zuschnappen. Besonders gelungen ist an dieser Stelle der Aspekt, dass nicht einmal der Zuschauer vollständig in den Plan eingeweiht wird, sondern erst merkt was hier wirklich läuft, wenn alles vorbei ist und Lonnegan um ein paar Dollar ärmer ist (spätestens hier sollte klar sein, wovon sich Steven Soderberg bei seiner Oceans 11-Reihe inspirieren ließ). Um es sich nicht zu einfach zu machen, stellt die Handlung die Protagonisten vor diverse Probleme (unter anderem die Polizei), die es zu lösen gilt.
Von Seiten der Akteure setzte man auf die damalige Elite und das charmanteste, was Hollywood damals zu bieten hatte. Neben Schauspiel-Legende Paul Newman sind hier unter anderem Robert Redford als charmantes Schlitzohr, Robert Shaw als fieser Bösewicht, Charles Durning als korrupter Polizist, Dana Elcar als FBI-Agent und viele mehr zu sehen, die ihre Sache allesamt erstklassig machen. Und was ist in der Zwischenzeit aus ihnen geworden?
Auch wenn die Meisten von ihnen leider in den vielen Jahren bis jetzt verstorben sind, waren sie jedoch auch nach diesem Film noch lange Zeit fleißig. Kurz vor seinem Ableben war Newman im Jahre 2006 im Pixar-Abenteuer „Cars“ zu hören – insgesamt hat er an über 80 Filmen und Serien als Schauspieler mitgewirkt. Sein Kollege Robert Redford war ebenfalls nicht untätig und war in den kommenden Jahren in Filmen wie „Ein unmoralisches Angebot“ oder „Spy Game“ zu sehen (dieses Jahr wieder im Film „All is Lost“). Dana Elcar stand später einige Jahre mit Richard Dean Anderson als MacGyver, in der gleichnamigen Serie als dessen Freund Pete Thornton (von der Phoenix Foundation) vor der Kamera.
Der Clou ist meiner Meinung nach ein Klassiker, der in die Sammlung eines jeden Fans der guten alten Filme gehört. Seit kurzem gibt es ihn auch auf Blu-Ray und die Qualität und Hingabe, mit der die Restaurierung hier durchgeführt wurde, ist einmalig.
Der Film „Der Clou“ bekommt von mir 8,5/10 charmanten, zeitlosen Empfehlungspunkten.
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Nachdem du jetzt einen meiner Lieblingsfilme gesehen und kritisiert hast, schreib ich dir wie versprochen auch meine Meinung dazu:
Der Clou gehört zu Filmen der Sorte, die es schaffen, allein mit ihrer Handlung, den überraschenden Wendungen und einer Geschichte, die gleichermaßen intelligent wie spannend ist, den Zuschauer bis zum Schluss zu fesseln – und das alles ohne die üblichen Verfolgungsjagden und Action-Szenen, teuren Spezialeffekten und der obligatorischen, stumpfen Liebesgeschichte.
Das, im Zusammenspiel mit der hervorragenden Leistung der Schauspieler, vom kleinen Trickbetrüger, bis zum großen Gangster-Boss und der einzigartigen Kombination aus Kulisse, Kostümen und Filmmusik, die den Charme und das Lebensgefühl dieser Zeit perfekt einzufangen vermögen, machen den Film zu dem zeitlosen Klassiker, der er ist.
Und weil du sie erwähnt hast: Die Filme der Ocean‘s-Reihe wirken gegen den Clou wie das Werk eines einigermaßen talentierten Schülers, der es aber nie schafft, an die Genialität und Eleganz seines Lehrers und Vorbilds heranzukommen.
Woah, ich hab den Film damals geliebt und schon viel zu lang nicht mehr gesehen. Muss direkt man nach der DVD in meinem Schrank suchen… xD