The Bayou aka Gator Creek (2025 Filmkritik)

Irgendwo in den Sümpfen Amerikas gibt es ein verstecktes Drogenlabor, welches gestürmt und hochgenommen wird. Dabei tritt die Droge aus und sickert in den Sumpf. Das bringt die Alligatoren dort dazu, zu mutieren und bissiger und gefährlicher zu werden als zuvor. Sie greifen auch bevorzugt Menschen an. Dazu kommt, dass Alligatoren-Eier unter anderem dadurch einen hohen Preis am Schwarzmarkt erhalten.

Just zu dieser Zeit fährt Kyle (Athena Strates) mit ihrer Freundin Alice (Madalena Aragão) und zwei weiteren „Freunden“ in die Sümpfe um die Asche ihres toten Bruders zu verstreuen. Um Geld zu sparen wird ein unregistrierter Charterflug genommen, der – genau – abstürzt. Und zwar mitten in diese Sümpfe.

Da es keine Hoffnung auf eine Rettungsmannschaft gibt, wird versucht zu Fuß von der Absturzstelle wegzukommen und sicheres Terrain zu erreichen, als dann jemand der Meinung ist, es wäre eine gute Idee ein paar Alligatoreneier mitzunehmen, denn immerhin muss man ja irgendwie schauen, dass man zu Geld kommt, wenn man wieder Zuhause ist …

Das war ja mal ein Reinfall. Schade. Da war Potential drin, aber das wurde ordentlich versemmelt. Wo fange ich an? Nun, vielleicht bei den Dingen, die mich filmtechnisch gestört haben, wobei ich nicht sagen kann, ob das am Drehbuch oder am Schnitt oder der Regie liegt: Es fehlen Szenen. Das ist die kurze Version.

Die längere Version liest sich so: Wir haben es hier mit einem Film zu tun, in welcher die Dynamik zwischen den Personen eine große Rolle spielt oder spielen sollte. Zumindest hat man diesen Eindruck. Da gibt es zum Beispiel Malika, die Kyle nicht leiden kann, aber trotzdem mit dabei ist, weil sie eine Freundin von ihrem Bruder war. Und Alice, die beste Freundin von Kyle. Und Sam, der Partner von Malika. Eine Konstellation, die Spannung aufbauen kann und interne Konflikte provoziert. Die kommen auch immer wieder mal vor, werden aber seltsam gelöst, weil:

Es gibt auch alle anderen Gäste an Bord des Flugzeugs. Und diese sind, nun, am Anfang zunächst mal einfach da. Und das meine ich buchstäblich. Da gehen die vier oben erwähnten Hauptakteur:innen zum Flugzeug, es wird auf den Piloten geschnitten, der sagt ein paar Worte, dann sagt er „steigt ein“ und als zurückgeschnitten wird stehen da nicht 4 sondern 10 Personen vor dem Flugzeug. Kann funktionieren. Hier aber nicht. Weil es keine Montage war, sondern eine in sich geschlossene Szene, in welcher aus dem Nichts ein Haufen Leute im Bild stehen, die ich nicht kenne und keine Ahnung habe, woher die kommen.

Oder der Absturz des Flugzeugs: Einer der „Gäste“ telefoniert die gesamte Zeit – alle anderen bitten ihn, endlich damit aufzuhören und dann steht einer auf, voller Wut, schlägt sich den Kopf am Dach des Flugzeugs (ja, es ist so klein) und deshalb stürtzt die Maschine ab. Ja, ihr lest richtig. Die Maschine stürzt ab, weil ein Passagier mit dem Kopf gegen die Decke kracht. Kann jetzt sein, dass das Flugzeug so alt und kaputt ist, dass ein Riss entstanden ist, die Luft rausgesogen wird und so alles bergab geht, aber – ich weiß es nicht. Ich hab’s nicht gesehen und nicht mitbekommen. Alles was ich gesehen habe: Da haut sich einer den Kopf an – Aaaaaa, Absturz!

Völlig irre.

Und das geht so weiter. Da gibt es Gespräche zwischen den Überlebenden und dann wird auf zwei Personen geschnitten, die sich tröstend in den Armen liegen. Zwei Personen, die – soweit wir bis jetzt gesehen haben – noch niemals auch nur eine Sekunde Kontakt zueinander hatten. Das ist ja okay und nachvollziehbar, dass die sich trötsten, aber dann bräuchte man zumindest eine kurze Szene davor, in welcher man sieht, wie es dazu kommt, dass gerade die beiden sich umarmen. Oder eine Person sitzt völlig verstört an Land, guckt auf die Teile des (völlig zerstörten) Flugzeugs und fragt, ob sie weiterfliegen können. Kyle schüttelt den Kopf und sagt „nein“. Ich war ein wenig verwirrt, aber dann dämmerte mir: „Ok. Die ist blind.“ Da ergab die Szene dann Sinn. Keine paar Minuten später sieht diese Person aber in der Ferne Alligatoren. Ist die jetzt doch nicht blind? Was? Was zur Hölle …?

Und und und. Das könnte ich jetzt eine ganze Weile so weiterführen, aber ich denke, ihr versteht was ich meine. Da gibt es Szenen, die in sich geschlossen gut gemacht und inszeniert sind, aber im Kontext des Films einfach nicht passen. Zum Beispiel wird relativ am Anfang an einer Tankstelle (wo sonst?) ein alter Mann gezeigt, der Kyle von einem „bösen Biest“ erzählt, welches eine Narbe über einem Auge hat. Quasi DER Killer-Alligator. Der kommt dann nicht mehr vor, bis – zum Finale. Da stehen sie plötzlich vor dem Ding, welches sich genau wie alle anderen Alligatoren benimmt. Nur hat es halt eine Narbe am Auge. Der Schlusskampf wird dann so inszeniert als wäre es die lange aufgebaute Konfrontation zwischen Alligator und Menschen. Tatsächlich sehen wir das Vieh zum ersten Mal. Die Szene ist gut gemacht, aber ihre Gewichtung ist völlig neben der Spur. Wenn ich einen Kampf aufziehe wie Batman gegen Superman, dann brauche ich vorher Kontext und Konfrontation zwischen den beiden. Hier? Nix davon.

Dann die Charaktere … die sind allesamt zum Wegschmeißen. Es gibt hier niemand, und ich meine NIEMAND, die oder den man wirklich mögen kann (naja, von Malikas Freund vielleicht abgesehen). Entweder sie sind unsympathisch oder sie kommen zu wenig vor als dass man irgendeine Meinung zu ihnen haben kann. Ausnahme ist der Pilot Frank, herrlich überdreht gespielt von Adonis Anthony. Der ist ein Kotzbrocken mit hellen Momenten. Aber auch der wird völlig verschenkt.

Es gibt dann nämlich doch eine oder zwei coole Szenen im Film. Zum Beispiel schnappt sich Frank Malika, die Unruhe in die Gruppe bringt und Zwietracht sät, und will sie umbringen, weil er „solche wie dich aus dem Krieg kennt. Über Leichen gehen um die eigene Haut zu retten. Du zerstörst das Team und deshalb unsere Überlebenschancen“. Starke Szene mit großem Potential. Das wird dann verschenkt, weil ein Alligator Frank den Kopf zerbeißt (oder fast. Weil wir haben eine Szene nach dem Abspann, die Frank verwundet zeigt, während wir Alligatoren schnaufen hören).

Und Kyle … nun, es gibt eine andere Szene in welcher Malika sich beschwert, dass Kyle scheinbar jetzt die Chefin ist und wer das bitteschön bestimmt hat. Immerhin hat die ja auch keine Ahnung (und ja, sie weiß viel, sie sagt viele richtige Sachen, aber sie macht es auf eine völlig unsympathische Art und Weise und es klingt wirklich immer „von oben herab“). Und alle sprechen Kyle ihr Vertrauen aus – warum sie das machen ist allerdings völlig unverständlich. Zumal sie ein paar Mal auch richtig todbringend danebenliegt.

Und das Ende … nun, es gibt drei Enden (die Szene mit Frank mitgerechnet) und daran sieht man, wie ernst und wichtig sich der Film nimmt. Und das völlig zu Unrecht.

Alles was ich wollte, war einen trashigen Tier-Horror-Film sehen. Ich weiß nicht, was das hier sein soll, von „Flickwerk“ mal abgesehen. Sorry, aber wer Alligatoren-Horror sehen will: „Black Water„, „Rogue“ oder sogar „Alligator“ sind allesamt um ein Vielfaches besser. Gilt auch für „Ragin Cajun Redneck Gators„.

„The Bayou“ oder „Gator Creek“ bekommt von mir 4 von 10 möglichen, weil technisch zumindest gut gemachte, Punkte.


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