Cynthia (Ashley Greene) ist nach außen hin eine gewöhnliche Psychotherapeutin. Ihr engerer Kreis weiß jedoch, dass sie eine spezielle Gabe hat. Sie kann nämlich in den Geist der Menschen einsteigen und so gewisse Traumata an Ort und Stelle heilen.
Ihr Tochter Ellie (Ellie O’Brien) ist ihre Stütze und Assistentin, was das Aussuchen von Patienten betrifft. Als ein Mädchen unerwartet an ihre Türe trommelt und von einem Wesen erzählt, dass sie verfolgt, wird diese junge Dame zwar von ihrem Vater ohne den Wunsch nach Hilfe abgeholt, doch Ellie will die Sache nicht auf sich ruhen lassen…
Der kanadische Regisseur Chad Archibald hat sich in den letzten Jahren mit Independent-Horrorproduktionen wie „Bite“ oder „I´ll Take Your Dead“, einen Namen gemacht. Bei seinem neuesten Film hat er auch das Drehbuch geschrieben und laut Interview seinen damals aktuellen persönlichen Lebensmittelpunkt verarbeitet. Er hatte nämlich in kurzer Zeit seinen Vater und seine Mutter verloren, die beide an Krebs erkrankt waren.
Das zentrale Thema des Filmes ist daher klar die Trauer, wie sie dein Leben bestimmen kann, wie man sich ihr stellen und sie verarbeiten kann oder ob man sie ein Stück weit auch verdrängen sollte, um das eigene Leben nicht ganz zu verpassen. Außerdem geht es bei den Hauptdamen hier zwar um Menschen (vor allem die Mutter), die auf Selbstschutz bedacht sind, aber dennoch helfen sie ständig anderen Leuten und vernachlässigen dabei sich selbst/die Beziehung zueinander.
Oft sind ja solche Geister/Dämonen Produktionen auch für ein jüngeres Publikum ausgelegt, aber dies ist ganz klar ein sich sehr erwachsen anfühlender Film. Das spiegelt sich auch in der Erzählgeschwindigkeit wider, die sich sehr viel Zeit lässt die Figuren – also vor allem die beiden zentralen Damen – zu etablieren und ihre Mechanismen, wie sie miteinander umgehen. Somit werden dumme Entscheidungen nachvollziehbar, statt nur zu ärgern (ihr werdet wissen, was ich meine).
Als Quelle der Inspiration für die innere Gedankenwelt aka den Geist der Menschen, in den Cynthia einsteigt, nannte Archibald ja die Nightmare on Elm Street Reihe oder Tarsem Singh Filme wie The Cell oder The Fall. Auch wenn man etwas das geringere Budget merkt, kann man den Einfluss dieser Vorbilder durchaus spüren. Traumatische Events haben dabei die Erinnerung der Menschen verändert und genau in diese steigt Cynthia ein.
Neben dem automatischen Wechsel der Kleidung – immer passend zum jeweiligen Setting – überzeugt auch die Kreatur. Dunkel, schreiend, nicht immer im Vordergrund aber immer bei dir, zehrt sie an deinen Kräften, verbrennt dich und frisst dich langsam auf. Dass dieses Wesen als Metapher für Krebs steht wird zwar nicht einmal angedeutet, aber man kann es erahnen. Auch Jump Scares hat das Ding drauf, diese aber wohl dosiert.
Ashley Greene (The Ritual) als Cynthia und Ellie O’Brien (My Life with the Walter Boys) als Jordan liefern starke Performances ab und sind eindeutig der emotionale Kern der Story. Man wünscht ihnen einfach, dass sie ihr Trauma mitsammen heilen können (und ganz nebenbei auch überleben versteht sich). Shawn Ashmore (Acts of Violence) als Randall hat die intensivste Nebenrolle und auch wenn er sich klar in einer Abwärtsspirale befindet, die Intention hinter seinen Aktionen, kann man immer nachvollziehen.
Das ergibt in Summe einen Film, der zwar per se dem Genre nichts Neues hinzu fügt, sich dafür aber nicht von ungefähr sehr persönlich anfühlt. Man begleitet diese Damen einfach gerne auf ihrer Reise zur inneren Heilung, da hält man die äußeren Narben, auch gleich leichter aus. Die leichten „Dream Warrior Vibes“ beim Finale sind dabei nicht nur stimmig, sondern als Auflehnung gegen die Kreatur (für was sie steht) bitter nötig.
„It Feeds“ bekommt von mir 7/10 alles was an dir zehrt und du los werden kannst, im eigenen Leben schnell ändernde Empfehlungspunkte.