Twisters (Filmkritik)

Kate (Daisy Edgar-Jones) ist Meteorologin und frühere Tornado-Jägerin, die bei einem ihrer Versuche ein neues Messgerät zu testen, drei Teammitglieder verloren hat. Seitdem muss sie eher zurückgezogen, mit dieser Schuld leben. Bis sie ihr bester Freund Javi (Anthony Ramos) aus der Reserve locken kann.

In Oklahoma angekommen, treffen sie auf den „Tornado-Cowboy“ und Influencer Tyler (Glen Powell), den Kate zunächst als einseitig und oberflächlich erlebt, der aber schon bald genau die Art von Inspiration liefern könnte, damit sie dieses mal mit ihrer Erfindung erfolgreich ist…

Ich werde jetzt nicht darüber diskutieren, ob ein Film wie Twister nach fast dreißig Jahren ein Stand Alone Sequel braucht, das im Prinzip im Kern die gleiche Story erzählt, wie das Original. Viel interessanter ist es doch, was Regisseur Lee Isaac Chung (Minari) in einem Interview gesagt hat: er denkt nämlich – ganz im Gegensatz zum modernen Hollywood – dass Filme keine Botschaften senden sollten, sondern vor allem eines tun müssen und zwar das Publikum zu unterhalten.

Auf den erhobenen Zeigefinger in Richtung Klimawandel, wird somit völlig verzichtet. Ebenso ist der weiße, heterosexuelle (Macho)Cowboy kein Dummfkopf, sondern intelligent und charmant und darf die Heldin sogar unterstützen, damit sie aus ihrem Tief wieder neue Hoffnung findet, um weitermachen zu können. Stellt euch diese Konstellation mal im Jahr 2024 bei Disney vor, undenkbar, da würden Köpfe rollen.

Meinen guten Willen hatte der Film bereits durch die Worte des Regisseurs, aber das hat mich zusätzlich sehr fröhlich gestimmt, genau wie die Tatsache, dass der finanzielle Erfolg sich ebenso abgezeichnet hat. Beim Gerede über die Technologie muss man als Unwissender gutgläubig sein und auch der gute Wille der Macher gegenüber Streamern mit viralen Inhalten, könnte manche stören, aber das tritt völlig in den Hintergrund, denn Jones und Powell verkaufen das Ganze einfach sehr gut.

Daisy Edgar-Jones (Fresh, Where the Crawdads Sing) spielt ihre Kate zurückhaltend und vermittelt viele Emotionen mit ihren Augen. Neuen Menschen ist sie dabei eher schüchtern gegenüber aber wenn sie mal auftaut, kann man richtig etwas erleben mit ihr, inklusive einfach Spaß zu haben. Glen Powell (Hidden Figures) als Tyler bringt das draufgängerische Cowboy-Feeling mit sich, inklusive Country-Musik, die sich sehr stimmig durch den gesamten Film durchzieht.

Er wirkt als wäre er nur von sich eingenommen und als würde er das Risiko rein für den Kick lieben, aber dahinter steckt ein Kerl, der seine Ängste und den Umgang damit sehr gut kennt und weiß, dass er nicht die Antworten auf alle Fragen hat. Dieses Duo begleitet man wirklich gerne und auch die Anziehung zwischen den beiden war zwar handlungstechnisch irgendwie logisch, fühlt sich aber dennoch spannend an. Auch die Menschlichkeit, die bei den übrigen Charakteren (bis auf einen) über die Sensationslust/Geldgier siegt, ist sehr erfrischend.

Ansonsten gibt es starke Effekte und Verwüstungen, als hätten die Leute hier noch nie etwas von einem Frühwarnsystem gehört. Was natürlich gut für die Spannung ist, mit all dem Chaos und mehreren Momenten, wo unsere Helden nur knapp mit dem Leben davon kommen. Klingt wie ein sympathischer Sommer-Blockbuster, den man wenn man so wollte, aus logischer Sicht ziemlich zerlegen könnte? Oh ja, aber wie gesagt, ein Blockbuster eben.

Ich persönlich mochte den Film dann sogar etwas mehr als das Original, ich habe die beiden Hauptdarsteller aber bereits vorher geschätzt, vielleicht spielt das auch mit. In einem Jahr, in dem einige Filme völlig an irgendeinem Ziel-Publikum vorbei inszeniert wurden (ihr lest darüber in unserem Jahresrückblick, stay tuned), ist dies wirklich ein gelungener Event-Film für mich. Nicht großartig oder gar innovativ, aber sehr stimmig.

„Twisters“ bekommt von mir 8/10 sich nie völlig vom eigenen Weg verblasen lassende Empfehlungspunkte.


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